Die Erich-Kraft-Stiftung des Deutschen Rugby-Verbandes und ihre Geschäfte

Die „Erich-Kraft-Stiftung des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV)“ verwaltet das Vermögen, das dem DRV durch den früheren stellvertretenden DRV-Vorsitzenden Erich Kraft testamentarisch zugewandt wurde. Das Stiftungskapital soll gemeinwohlorientiert zur Förderung des Rugby-Sports außerhalb der DRV-Mitgliedsvereine eingesetzt werden.

Laut dem letzten öffentlich zugänglichen Jahresabschluß hält die Erich-Kraft-Stiftung in ihrem Vermögen sämtliche Geschäftsanteile an der «Deutsche Rugby-Marketing GmbH».

Das Eigenkapital dieser zur Vermarktung der Werberechte des DRV gegründeten Marketing-Gesellschaft hat sich wie nachfolgend dargestellt entwickelt (blaue Säulen in der Grafik).

Es wird nun spannend, ob sich der Kapitalverlust der «Deutsche Rugby-Marketing GmbH» in den noch unveröffentlichten Jahren fortgesetzt hat oder ob die Unterbilanz zwischenzeitlich beseitigt werden konnte und das ursprüngliche Stammkapital zumindest wiederhergestellt, vielleicht aber auch durch die Akquisition von Sponsoren, die Lizenzvergabe für die Oktoberfest 7s und die Ausrichtung von Länderspielen bereits wieder Rücklagen gebildet werden konnten.

Der Stifter hat den Verbrauch des Stiftungskapitals bei der Erich-Kraft-Stiftung zugelassen, so lange dies im Einklang mit dem Stiftungszweck nach den Grundsätzen einer ordnungsgemäßen Stiftungsverwaltung erfolgt. Der DRV besitzt hier als Treuhänder eine besonderen Verantwortung, nachdem die rechtlich unselbständige Erich-Kraft-Stiftung nicht der staatlichen Stiftungsaufsicht unterliegt.

Um hierüber öffentlich Rechenschaft abzulegen und damit innerhalb der deutschen Rugby-Fangemeinde eine hinreichende Transparenz herzustellen - dafür böte sich das Forum eines Deutschen Rugby-Tages an.

Addendum vom 23.02.2018

Die Chance, anläßlich des Außerordentlichen Deutschen Rugby-Tages (ADRT), der Ende Januar in Hannover stattfand, für finanzielle Transparenz zu sorgen, wurde seitens der Erich-Kraft-Stiftung nicht genutzt. Vielmehr gab es nur die pauschale Zusicherung des Stiftungsvorstandes gegenüber den Delegierten der Mitgliedsvereine des Deutschen Rugby-Verbandes, daß das Stiftungsvermögen noch ungeschmälert vorhanden sei.

In den letzten Tagen veröffentlichte dagegen die «Deutsche Rugby-Marketing GmbH» ihre Geschäftsdaten für das Jahr 2016:

Demnach sind alle veröffentlichten Bilanzdaten des Jahres 2016 trotz der operativen Geschäftstätigkeit der Gesellschaft mit denen des Vorjahres 2015 vollständig identisch. Ein Rest des Eigenkapitals (blaue Säulen in der Grafik) war damit zum Ende des Geschäftsjahres 2016 noch vorhanden. Honi soit qui mal y pense ...

Addendum vom 11.09.2018

Anläßlich des Deutschen Rugby-Tages am 08.07.2018 wurde durch das zuständige Präsidiumsmitglied bestätigt, daß die veröffentlichten Daten zum Jahresabschluß 2016 falsch sind. Am Folgetag wurden berichtigte Daten veröffentlicht:

Danach hat sich der Kapitalverlust der «Deutsche Rugby-Marketing GmbH» im Geschäftsjahr 2016 tatsächlich fortgesetzt. Zum Geschäftsjahresende 2016 besaß die Gesellschaft kein positives Eigenkapital mehr. Vielmehr war sie bilanziell überschuldet.

Addendum vom 05.02.2019

Die Verluste der Vermarktungsgesellschaft der Erich-Kraft-Stiftung des Deutschen Rugby-Verbandes setzten sich im Geschäftsjahr 2017 ungebremst fort:

Im nun veröffentlichten Jahresabschluß zum Geschäftsjahr 2017, in dem sich die «Deutsche Rugby-Marketing GmbH» erstmals in der Ausrichtung von Rugby-Länderspielen auf eigene Rechnung und auf einem dem sportlichen Erfolg der deutschen Mannschaft international angemessenen Niveau versuchte, erwirtschaftete sie den in ihrer Geschichte bislang höchsten Kapitalverlust in Höhe von EUR 378‘114. Der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag beläuft sich per 31.12.2017 auf EUR 382‘945.

Dankenswerterweise besaß die «Deutsche Rugby-Marketing GmbH» in 2017 noch einen Finanzier, der an die Rückzahlungsfähigkeit der Gesellschaft glaubte und diese mit frischer Liquidität versorgte ...

Addendum vom 22.05.2020

Die stiftungseigene Vermarktungsgesellschaft «Deutsche Rugby-Marketing GmbH» hat ihre Verluststrähne im Geschäftsjahr 2018 erwartungsgemäß weiter fortgesetzt und einen neuen Höchststand an Schulden generiert.

Anscheinend hat der Deutsche Rugby-Verband, der die Geschäfte der gemeinnützigen Stiftung führt, einen großen Teil der Kosten seiner Nationalmannschaften nach der Trennung von seinem langjährigen Mäzen in die «Deutsche Rugby-Marketing GmbH» ausgelagert. Daher dürfte sich die negative wirtschaftliche Entwicklung auch im Geschäftsjahr 2019 ungebremst fortgesetzt haben.

Dank gebührt dem ungenannten Finanzier, der die «Deutsche Rugby-Marketing GmbH» ohne Aussicht auf Rückzahlung, zumindest in näherer Zukunft, immer wieder mit neuer Liquidität versorgt.

Addendum vom 18.05.2021

Inzwischen liegen die von der Deutsche Rugby-Marketing GmbH veröffentlichten Geschäftszahlen für das Geschäftsjahr 2019 vor. Die Gesellschaft realisierte im Verlauf des Jahres 2019 nur noch leichte Verluste, während die Verbindlichkeiten durch die Liquidierung von Umlaufvermögen konstant gehalten werden konnten. Ob das als Anzeichen für einen erfolgreichen Turnaround gewertet werden kann oder vielmehr auf eine Einstellung des Geschäftsbetriebes hinweist, läßt sich aus den veröffentlichten Daten nicht beurteilen.

Dem unvoreingenommenen Betrachter stellt sich die Frage, auf welche Weise der Deutsche Rugby-Verband die in die treuhänderische Beteiligung ausgelagerten Schulden in Höhe von > 850'000 EUR in absehbarer Zeit abbauen bzw. zurückzahlen möchte.