Deutscher Rugby-Verband quo vadis?
Im vergangenen Juli gab es mit der Wahl eines neuen Präsidiums große Hoffnungen für einen Neustart beim Deutschen Rugby-Verband. Inzwischen sind zwei Monate und damit bereits ein Zwölftel der 24-monatigen Amtszeit des neuen Präsidiums vergangen und von neuen Impulsen ist für die deutsche Rugby-Community noch wenig zu erkennen.
Der Deutsche Rugby-Verband leidet unter seiner für einen selbständigen nationalen olympischen Sportverband geringen Mitgliederzahl. Während der Deutsche Fußball-Verband (DFB), dem das deutsche Rugby anfangs angehörte, heute 7 Millionen Mitglieder ausweist, besitzt der Deutsche Rugby-Verband nur 15 Tausend Mitglieder. Darüber hinaus betreut der Deutsche Rugby-Verband nicht wie der DFB nur eine sportliche Disziplin, sondern (mindestens) zwei, nämlich das traditionelle 15er-Rugby und zusätzlich das olympische 7er-Rugby. Durch diese Zersplitterung sind mehr Mannschaften notwendig, mehr Regelwerke zu beachten, aber auch mehr Funktionäre zu mandatieren, welche diese Disziplinen betreuen.
Um aus sportlicher Sicht international zur Weltspitze aufzuschließen bzw. auf diesem Level mithalten zu können, wird es für den Deutschen Rugby-Verband in Zukunft unumgänglich werden, es seinen internationalen Wettbewerbern gleichzutun und mit hauptberuflichen Spielern, die in Vollzeit trainieren, anzutreten. Allerdings besitzt der Deutsche Rugby-Verband nur in einem unzureichenden Maße die Möglichkeit, sich diese deutschen Nationalspieler von Profi-Clubs auszuleihen.
Wenn es ihm nicht gelingt, in absehbarer Zeit in Deutschland Profi-Ligen zu implementieren, dann wird der Deutsche Rugby-Verband seine Nationalspieler in diesem Szenario selbst alimentieren müssen. Dafür bedarf es nicht nur bedeutender Finanzmittel, sondern auch passender Verbandsstrukturen. Die Hoffnung der deutschen Fans richtet sich hier auf das Netzwerk des früheren Adidas-Finanzvorstandes Robin Stalker, der seit den jüngsten Neuwahlen als Präsident des Deutschen Rugby-Verbandes amtet.
Bislang sind die Pläne und Konzepte des neuen Präsidiums, wie dieses den Rugbysport in Deutschland zukünftig weiterentwickeln möchte, weder bekannt noch ansatzweise erkennbar. Vielleicht ist ein kopfzahlmäßig überschaubares Präsidium, unterstützt durch einen Vorstand und eine Geschäftsstelle, mit einer solchen Aufgabe aber auch strukturell überfordert. Vielleicht sollte sich der Deutsche Rugby-Verband für eine solche komplexe Aufgabe breiter aufstellen. Die Satzung gibt dem Präsidium die Möglichkeit, das unter den Mitgliedern des Verbandes vorhandende Fachwissen über die Einbindung von Kommissionen und Auschüsssen für den Verband nutzbar zu machen.
Was der Deutsche Rugby-Verband aktuell benötigt, um den anstehenden Herausforderungen gerecht zu werden, sind weniger Sportfachleute als denn erfahrene Marketingfachleute, Fundraiser, Betriebswirte, Steuerberater und Wirtschaftsjuristen, welche auch über den nationalen Tellerrand hinausblicken. Mit der dreiköpfigen Verhandlungskommission, welche der außerordentliche Deutsche Rugby-Tag im Januar 2018 vorübergehend und projektbezogen installierte, wurde dazu ein erster vielversprechender Schritt gemacht.
Der in 2019 stattfindende Rugby World Cup wird den Rugbysport auch in Deutschland wieder stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit tragen. Diese Bühne sollten der Deutsche Rugby-Verband und seine Vereine nutzen.
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6 JahreIm Cricket gelingt es anscheinend besser, trotz null Leistungssportzuschuss durch den DOSB. Zudem muss der DCB mit der großen Anzahl an Geflüchteten aus Afghanistan umgehen. All das macht ein CEO, ein schlanker Vorstand und diverse Gremien und Kommissionen, die ehrenamtlich Ihr Know-how mit einbringen. #roadtoworldcup2020
Retired / Retraité
6 JahreCui bono?