Es geht wieder los – Kommt der Trend zu konzerneigenen Zeitarbeitsunternehmen zurück?
Wenn man schon länger im Job und hier im Speziellen der Zeitarbeitsbranche tätig ist, weiß man, dass viele Dinge eine erstaunlich lange Halbwertzeit haben können.
So konnte man sich in den letzten Wochen verwundert die Augen reiben, als von völlig unerwarteter Seite die konzerneigene Zeitarbeit wieder in das Licht der Öffentlichkeit trat. Ausgerechnet die GDL hat, den Stein ins „Rollen“ gebracht und will künftig selbst Lokführer verleihen.
Dem folgte dann eine weitere Meldung aus dem Umfeld des Unternehmens Contiental, wobei hier scheinbar ebenfalls die Arbeitnehmervertretung involviert ist.
Mehr Infos dazu gibt es in den folgenden Artikeln:
Zwar freue ich mich grundsätzlich darüber, wenn die Personaldienstleistung an sich auf breite Zustimmung trifft und gleichfalls in möglichst verschiedenen Anwendungsszenarien beweisen kann, wie gut sie einen Beitrag zur Flexibilisierung aber gleichzeitig auch der Stabilisierung des deutschen Arbeitsmarktes beitragen kann.
Aber wenn unsere Branche zur Instrumentalisierung von eigenen, politischen Interessen ausgenutzt werden soll, wie es wohl im Rahmen der GDL Bemühungen der Fall ist, muss man das kritisieren.
Dazu zuletzt auch Dr. Alexander Bissels :
Denn letztlich werden wir dann wieder einmal in ein negatives Szenario gezogen, ohne etwas dazu beitragen oder es verschuldet zu haben. Vielmehr wird zu unseren Lasten ein Kampf ausgetragen, den die Parteien lieber untereinander klären sollten, statt uns als Druckmittel oder Sündenbock zu mißbrauchen.
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Denn allen Beteiligten sollte klar sein, wie groß die Herausforderungen für Unternehmen und Arbeitsmarkt ohnehin schon sind. Da braucht man keine hausgemachten Probleme oder Verschärfungen von tariflichen Auseinandersetzungen über das normale Maß hinaus.
Den Unternehmen, die sich zuletzt ebenfalls mit dem Gedanken nach konzerninterner Zeitarbeit beschäftigen, sei ein Blick in die Vergangenheit empfohlen.
Die Zahl der konzerninternen Zeitarbeitsunternehmen, die doch wieder ausgelagert wurden, ist groß. Zudem haben es diese Unternehmen nicht immer leicht, sich nach den recht individuellen Rahmenbedingungen aus einem Konzernumfeld, am freien Markt neu zu positionieren. Einige sind vom Markt verschwunden, einige sind nur als Haus- und Hoflieferant eben für das Mutterunternehmen tätig. Überwiegend kamen die Unternehmen jedenfalls zu dem Schluß, das es wohl doch keine so gute Idee war, diese Dienstleistung selbst zu erbringen.
Warum lernt man also nicht aus der Vergangenheit und lässt jeden das machen, was er am besten kann?
Die Personaldienstleister unterstützen Unternehmen bei der Rekrutierung und stellen Personal zur Verfügung, während sich die Kunden auf Ihr Kerngeschäft fokussieren können.
Die Rahmenbedingungen werden von den Tarifpartnern ausgehandelt und sind gerade zuletzt auf einem Niveau angekommen, welches vor Jahren noch unvorstellbar gewesen ist. Für Arbeitnehmer hat sich das Lohnniveau in der Personaldienstleistungsbranche jedenfalls stetig verbessert, so dass es auch kaum noch Bedarf oder Spielraum für ein weiteres Eingreifen der Tarifparteien gibt.
Insofern hat diese Arbeitsteilung zwischen Unternehmen und Personaldienstleistern, sowie das Konstrukt der tariflichen Abstimmung in der Branche, bisher gut funktioniert und wird es auch weiter tun.
Ich kann nicht erkennen, inwiefern jetzt das historische Instrument der konzerneigenen Arbeitnehmerüberlassung einen Gewinn darstellen soll, außer als politisches Druckmittel zu fungieren?
Aber vielleicht übersehe ich da auch etwas?
Wie ist Ihre Meinung?