ES GIBT NUR DEN EIGENEN WEG
(c) Foto by Tina Endres Fotografie

ES GIBT NUR DEN EIGENEN WEG

Das Jahr 2024 neigt sich dem Ende zu. Für mich sind die Tage "zwischen den Jahren" ganz besondere. Ich genieße es in dieser Zeit zu reflektieren, zu bewerten, zu hinterfragen und bewusst "in Frage zu stellen" was ist und war. Gleichzeitig schaue ich in die Zukunft und auch immer wieder in den Spiegel, um herauszufinden, was zu uns (als SCALA) und zu mir als Person und Unternehmer passt.

Wir sind mit unserer kleinen Firmengruppe sicherlich ein Nischen-Player in unserem Markt. Aus Sicht der Partner und Mitarbeiter die für uns und bei uns tätig sind, sind wir aber wiederum die verlässliche und große Heimat, womit sie ihren Lebensunterhalt bestreiten! Ich bin selbst in einem regionalen handwerklichen Dienstleistungsbetrieb aufgewachsen. Die Mitarbeiter, die für unser Familien-Unternehmen tätig waren, waren über viele viele Jahre Teil der Firma, in der Regel bis zu ihrem Renteneintritt (und manchmal sogar noch darüber hinaus). Sie saßen schon am Morgen am Frühstücks-Tisch mit mir vor dem Schulbeginn und damit quasi gefühlt ein Teil der Familie. Diese Prägung habe ich als Unternehmer für mich aufgesogen in jeder Faser.

Betrachte ich mich und meine Aktivitäten aus einer Meta-Ebene, erkenne ich diese Muster sehr genau und ich lebe sie auch aus Überzeugung. Ganz bewusst bringen wir dies auch über unser Marketing nach außen hin zum Ausdruck, in dem wir den Hashtag #Expertenfamilie für unsere SCALA Finanzgruppe öffentlich werbend verwenden. Für mich bedeutet dieser Hashtag eben, dass alle Partner und Mitarbeiter "Teil der Familie" sind und damit auch eine hohe Verantwortung bei mir als Unternehmer liegt. Ich möchte ein verlässlicher Partner und Arbeitgeber sein, auch wenn wir bei uns sicherlich "kleinere Brötchen" backen müssen, als bei so manchem überregionalen Dienstleister in unserem Markt.

KLARHEIT als WEGWEISSER

Nun kenne ich natürlich auch aus unzähligen Management-Weiterbildungen den Satz, "wer klein denkt, bleibt klein". Da ist ganz sicher etwas dran. Nur wer in der Lage ist größer zu denken, ergeben sich für diese Menschen neue Optionen, weil sie eher Chancen als Risiken darin sehen und vieles mehr. Auch stimmt der Satz, es gibt keinen Stillstand: Entweder wächst man als Unternehmen, oder man schrumpft.

Andererseits ist da aber auch der schleichende Kontrollverlust! Es ist ja auch ein Teil der Wahrheit, dass mit der Größe eines Unternehmens, auch die Verantwortung und die Aufgaben wachsen. Und wenn man dann noch für seinen Wachstums-Pfad einen Großteil des Risikos auf starke Kapitalgeber (Venture-Capital) auslagert und sich über deren Investments Zukunfts-Chancen quasi "erkauft", muß man wohl noch mehr Kontrolle abgeben. Ist es das wert? Diese Frage beschäftigt mich gerade.

Wir haben z.B. mit unserem Maklerunternehmen BSC in diesem Jahr 2024 ganz gezielt in die Zukunftsfähigkeit investiert und waren gezwungen uns an einigen Stellen neu zu positionieren. Dazu zählen Investitionen in eine moderne Finanzdienstleister-IT-Architektur, in den Aufbau eigener Performance-Marketing-Strategien wie auch in neue Schlüssel-Positionen im Unternehmen. Im Ergebnis wirken sich diese Aktivitäten auf der Umsatzseite noch gar nicht aus, auf der Ertragsseite allerdings umso mehr und zwar direkt und deutlich negativ!

Als Gründer und Main-Owner analysiere ich diese Entwicklung, akzeptiere sie und entscheide, dass meine Rendite weniger wichtig ist, als die Zukunftsfähigkeit und Stabilität unserer Firma. Ich denke in solchen Situationen nicht reflexartig zuerst darüber nach, welche Mitarbeiter-Positionen wir abbauen könnten, um die Rentabilität wieder zu steigern.

Wenn ich mir vorstellen müsste, dass ich Menschen die sehr sicherheitsorientiert sind, für mich erst begeistere um ihnen dann nach wenigen Monaten vielleicht wieder sagen zu müssen, "oh, ich darf Dich nicht mehr weiter beschäftigen, wir müssen jetzt Kosten einsparen", dann würde ich einen Teil meiner Identität verlieren. Aber gehört das vielleicht zum Wachstum dazu? Ich bin mir nicht sicher, was der richtige Weg ist.

An Weihnachten hatte ich aber einen Moment, der mir einen Eindruck davon vermittelte, was mir im Leben wichtig ist. Mir ist aufgrund unserer vielfältigen unternehmerischen Aktivitäten grundsätzlich nicht langweilig, dennoch versuche ich immer auch meinen Fokus auf die Familie und auf unsere Kinder zu richten. Ich will in erster Linie für sie greifbar sein und nicht der "nur arbeitende Papa, der nie zuhause ist". Mein 15-jähriger Sohn hat mir am Heilig Abend eine selbstgebastelte Weihnachts-Karte geschenkt, in der er beschreibt, wie er mich als Papa wahrnimmt. Er schließt mit dem Satz "Du bist genau der Papa, den ich mir wünschen würde und wie ich selbst auch später einmal einer sein will".

Diese Karte und die lieben Worte darin zeigte mir, dass mir in meinem Leben Werte wichtiger sind, als maximale Erfolge, Beziehungen zu Menschen sind mir wichtiger als kühle Ergebnisse. Wohin mich und unsere Firmengruppe das führt, kann ich noch nicht final sagen. Ich will aber auch in Zukunft daran glauben, dass sich werteorientiertes Handeln und dennoch ein meßbarer wirschaftlicher Erfolg, nicht ausschließen, auch wenn das das eine oder andere Prozent in der Rendite kosten mag. In meinem elterlichen Unternehmen sind unsere Kunden jeden Tag in unser Geschäft vor Ort gekommen, an jedem einzelnen Tag. Hier mussten wir uns täglich beweisen und konnten nicht in die Anonymität eines Großunternehmens abtauchen. Diese Verantwortung leitet mich in meinem täglichen Tun.



Ray Catudal

AI Insurance Solutions - International Sales - Helping People Return to Work - Benefits Technology and Software - Digital Healthcare - AI Claims Guidance - Benefits Broking

1 Woche

Mehr Unternehmer wie Dich braucht das Land. Authentisch gut.

Peter Jung

Genossenschaftlicher Vertrieb + Ertragssteigerung + Innovative Vertriebsideen + Genossenschaftsbanken-Expertise + Erfolg im Versicherungsgeschäft + Nachhaltiger Geschäftserfolg + Automatisierte Kundenbetreuung #teamgeno

2 Wochen

Lieber Christian, mal unabhängig von dem geschäftlichen Inhalt, ich würde mir diese Karte einrahmen und über den Schreibtisch hängen. Am Ende sind es doch genau diese Dinge die einem zeigen, dass man so vieles richtig macht👍 Ich wünsche Dir einen tollen Rutsch in ein hoffentlich extrem erfolgreiches 2025 🎉

Stefan Liebig

In der Ruhe liegt die Kraft!

2 Wochen

Verlässlichkeit und Vertrauen sind wichtige Werte als Unternehmer. Gerade in der Finanzdienstleistung geht es um langfristige Partnerschaften. Verlässlichkeit und Vertrauen ist die Basis dafür. Von daher wird es spannend sein zu beobachten, wie sich der Markt weiter entwickelt. Man kann zumindest die These in den Raum stellen, dass Renditemaximierung und langfristige Partnerschaften dauerhaft schwer in Einklang zu bringen sind. Deshalb werbe ich für den „unabhängigen Mittelstand“ in unserer Branche. Er ist auch in Zukunft der Garant für langfristig funktionierende Partnerschaften.

Erhard Straub

"Überhaupt beruhen aber neun Zehntel unseres Glücks allein auf der Gesundheit. Mit ihr wird alles eine Quelle des Genusses" (Arthur Schopenhauer)

2 Wochen

Sehr schön geschrieben, Christian. Es gibt nur einen Luxus: Das sind die menschlichen Beziehungen ( Antoine de Saint-Exupéry). LG. Erhard.

Hans Steup

Stellenmarkt Versicherungsjobs / Recruiting / Employer Branding / Insurance Versicherungsbranche

2 Wochen

Wer klein denkt, bleibt klein. Aber wer sagt, dass man groß werden muss? Viele sagen, man muss aus der Komfortzone raus, um zu wachsen. Ich sehe das anders. Für mich geht es darum, die eigene Komfortzone so zu gestalten, dass sie stabil ist und sich ständig verbessern lässt. Dein Beispiel mit dem Frühstückstisch im elterlichen Handwerksbetrieb zeigt das: Es ging nie darum, 100 Filialen aufzubauen, sondern darum, den Betrieb vor Ort zu stärken und nachhaltig zu stabilisieren. Viele Unternehmen nutzen Digitalisierung, um Mitarbeiter loszuwerden. Gerade in kleinen und mittelständischen Betrieben sollte Digitalisierung jedoch dabei helfen, Mitarbeiter zu entlasten, damit sie die neu gewonnene Zeit produktiv für das Unternehmen einsetzen können. Das umzusetzen, ist Aufgabe der Geschäftsleitung – durch klare Ziele, Weiterbildung und Unterstützung. Am Ende zählt, dass man seinen Betrieb wirklich versteht. Die internen Aufgaben können die Mitarbeiter lösen, während die Geschäftsführung die Herausforderungen meistert, die von außen kommen. So entsteht Stabilität und langfristiger Erfolg.

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