Für eine saubere Energiewende: SF6 in Mittelspannungsschaltanlagen zügig verbieten
Ursprünglich hatte die EU bereits für Juli 2020 eine Entscheidung bezüglich eines weitergehenden Verbots des extrem klimaschädlichen Schwefelhexafluorids (SF6) angekündigt, diese ist nun auf Ende 2021 verschoben worden. Aktuell ist SF6 ausschließlich noch als Isolationsgas in Hoch- und Mittelspannungsanlagen erlaubt – obwohl es bereits seit Langem Alternativen für die Mittelspannung gibt Eaton setzt beispielsweise bereits seit den 1960er Jahren auf klimafreundliche Alternativen. Höchste Zeit also, endlich konsequent zu handeln.
23.500: so hoch ist das CO2-Äquivalent des Gases SF6. Das bedeutet, der Ausstoß von einem Kilogramm dieses Gases ist in seiner Wirkung für das Klima etwa so schädlich wie 23,5 Tonnen CO2. Das Tragische: Gerade der Ausbau der Erneuerbaren Energien hat – durch die dezentrale Erzeugung – einen erhöhten Bedarf an Mittelspannungsanlagen geschaffen, in denen noch immer das Treibhausgas zum Einsatz kommt. Außerdem sind noch viele alte gasisolierte Schaltanlagen im Einsatz, bei denen ein Austausch aus rein wirtschaftlichen Gründen nicht in nächster Zeit stattfinden würde. Daher ist ein entschiedenes Eingreifen des Gesetzgebers nötig.
Die EU hat SF6 bereits 2014 fast komplett verboten, außer für den Einsatz in Mittelspannungs- und Hochspannungsumgebungen. Am 30.09.2020 veröffentlichte die EU-Kommission einen Bericht, der sich mit Alternativen zu SF6 befasst. Dieser soll die technische Grundlage liefern zur Überprüfung der weiteren Duldung von SF6 in Mittelspannungsanwendungen, die für das vierte Quartal 2021 anberaumt ist. Der Bericht ist zu dem Ergebnis gelangt, dass Alternativen vorhanden und einsetzbar sind. Es steht allerdings noch nicht fest, dass die EU SF6 tatsächlich schon Ende 2021 vollständig verbieten wird. Eine Art „Übergangsphase“ ist wahrscheinlich. Dass sich bestehende Anlagen nicht von heute auf morgen austauschen lassen ist klar, doch sollte es zumindest ein sofortiges Verbot von neuen Mittelspannungsschaltanlagen geben, die mit SF6 isoliert sind. Jede weitere SF6-Schaltanlage ist ein Problem für die Zukunft. Der Bestandsschutz sollte zudem auf ein absolutes Minimum beschränkt werden.
Aus technologischer Sicht spricht nichts gegen das Verbot. Alternativen sind bereits seit Langem verfügbar und auch schon über Jahre im Markt erprobt. Eaton setzt beispielsweise als erstes Unternehmen bereits seit 60 Jahren auf SF6-freie Mittelspannungsschaltanlagen. In den 1960er Jahren wurde die Magnefix-Produktlinie als kompakte Lösung für Verteilernetzbetreiber eingeführt, die auf eine Feststoffisolation mittels Epoxidharzisolierung setzt. Mit der Xiria-Serie bietet Eaton seit 2002 zudem Mittelspannungsschaltanlagen an, die auf Luft-/ Vakuumisolationstechnik basieren. Die Erfahrungen aus dem Langzeiteinsatz mit mehr als 100.000 installierten Xiria-Schaltfeldern sind ausschließlich positiv. Die Mittelspannungsanlage kommt beispielsweise im längsten Tunnel der Niederlande zum Einsatz.
Als Argument für SF6 führen Befürworter oft den vermeintlichen Preisvorteil bei der Anschaffung an. Doch steht dieser in keiner Relation zu den negativen ökologischen Auswirkungen und somit gesamtgesellschaftlichen Kosten, die der SF6-Einsatz mit sich bringt. Wenn man zudem die Gesamtkosten, inklusive Wartung und Entsorgung, betrachtet, machen auch hier die alternativen Lösungen das Rennen. Daher ist ein rasches und konsequentes SF6-Verbot durch die EU der einzig richtige Weg. Ansonsten riskieren wir, dass ausgerechnet das Stromnetz, das der Energiewende dienen soll, selbst extrem schädliche Treibhausgase emittiert.