Für meine Mom zum Weltfrauentag
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Für meine Mom zum Weltfrauentag

Ich bin sicher, meine Mutter wäre liebend gerne nicht so oft die erste und einzige Frau in ihrer Rolle gewesen.

Jedenfalls sicher nicht als einzige Frau unter lauter Männern Ende der Fünfziger Jahre, die in Berlin Maschinenbau studierte. Sie wäre auch bei ihrem ersten Arbeitgeber Siemens gerne mit Kolleginnen in die Pause gegangen und sie hat auch keinen Wert darauf gelegt, später die erste Prokuristin überhaupt bei Dynamit Nobel zu werden. Maschinenbau studiert und sich zur Patentanwältin zielstrebig weiter hochgearbeitet und alle Prüfungen mit Bestnoten gemacht. In den Siebzigern wurde sie bei den Dienstreisen nach Japan als einzige Frau regelmäßig als letzte angesprochen, um dann die Verhandlungen zu führen. Zu der Zeit überzeugte sie ihre eigene Mutter, die Omi, von Berlin nach Bonn umzuziehen, um bei Kinderbetreuung und Haushalt zu helfen.

Vier Jungs waren wir und wir sind groß geworden in einer Zeit als Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch gar nicht im Sprachschatz der Deutschen angekommen war. Meine Mutter heiratete meinen Dad unter der Bedingung, immer arbeiten zu gehen und ihn dafür nie um seine Zustimmung bitten zu müssen. Schließlich galt noch das Gesetz, dass der Ehegatte die Arbeitserlaubnis erteilen musste.

Sie ist Vorbild, obwohl sie es nicht sein wollte. Für bekannte Kämpferinnen der Gleichberechtigung wie Janina Kugel und Annalena Baerbock genauso wie für alle, die mit weniger Aufmerksamkeit um dasselbe kämpfen. Für mich hat es sich immer gut und richtig angefühlt, dass meine Mom erfolgreich im Beruf, finanziell unabhängig war und sich von niemandem etwas sagen ließ, was gegen ihr Empfinden von Gerechtigkeit ging. Ich bin sicher, sie ist stolz darauf, dass sie das weitergegeben hat.

Der Weltfrauentag erinnert mich immer daran, dass nichts selbstverständlich ist, wenn es um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern geht. Und dass ich als Mann um soviel weniger kämpfen musste als meine Frau, als meine Mutter, von meiner Omi gar nicht zu reden. Ich werde heute daran erinnert, meinen Teil beizutragen, dass der Kampf für sie leichter wird.

Silvia Kroll

Innovation and Change Management Project Manager - B2B Expert for Digital Products and Services

3 Jahre

Danke für die schönen Worte und das du einen Teil zu dieser Entwicklung beiträgst. Ja, es ist endlich Zeit und es kann nicht schnell genug gehen aber zurück blickend ist in den letzten Jahren auch wiederum ziemlich viel passiert...

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