Fachsimpeln sie doch einfach. Just talk shop.
Jeder kennt sie aus seinem Beruf, egal in welcher Branche sie beschäftigt sind und welche Position sie bekleiden: Kollegen, die eine eigene Sprache sprechen, voll mit arbeits- und prozessrelevanten Begriffen, eigenen Wortkreationen, Anglizismen, Akronymen oder Latein. Außenstehende sind schnell mit selbigem am Ende, wenn sie solchen Gesprächen folgen wollen. Wir wiederum, die täglich in dieser Sprache kommunizieren, fühlen uns darin wohl – ja sogar sicher und vertraut.
Es gehört zu unserem Sozialverhalten, dass wir eine Umgebung und ein Netzwerk kreieren, in dem wir uns geborgen fühlen und das uns eine gewisse Zugehörigkeit vermittelt. Ganz automatisch suchen wir uns Gruppen und Plattformen, die unsere Werte, Meinungen und Vorstellungen repräsentieren und wo wir uns nicht lange erklären müssen. Das ist Teil unserer Selbstdefinition und der Fähigkeit, zu reflektieren und zu bestimmen. Vor allem aber gibt es uns Sicherheit. Daher ist der Begriff „fachsimpeln“ (to talk shop) aus meiner Sicht auch nicht negativ besetzt, sondern er spiegelt ein menschliches Grundbedürfnis.
Früher waren Innungen, Verbände und Gewerkschaften Plattformen für den beruflichen Austausch. Das sind sie auch heute noch, doch der Zugang zum Wissen von Kollegen, Brancheninsidern, Vordenkern und Entrepreneuren hat sich durch das Internet massiv erweitert. Hier kommt für mich LinkedIn und insbesondere Pulse ins Spiel: Fand der Austausch, die Wissensvermehrung und das einfache Teilen von guten Ideen in gleichen Geschäftsbereichen meist nur auf regionaler Ebene statt (überregional höchstens vielleicht durch Handelskammern und Mittelstandsverbände), so stellen berufliche Autoren für Plattformen heute eine schier unerschöpfliche Wissensquelle dar. Und nicht nur das: Sie bereichern die Möglichkeit des Gedankenaustauschs und der Diskussion durch ihre Vielfältigkeit.
Auf Autorenplattformen erwarte ich nicht ausschließlich wissenschaftlich fundierte Artikel, die jeder Lektorenprüfung standhalten. Ich erwarte pragmatische Denkansätze und den Austausch darüber. Nicht jeder ist zum Bloggen geboren, doch jeder ist ein Experte auf seinem Gebiet – und ich bin neugierig auf dieses Wissen. Und natürlich macht es mir am Ende auch sehr viel Spaß, mit Gleichgesinnten nach Herzenslust zu fachsimpeln.