the fairport heißt: Vielfalt, Respekt und Toleranz leben

the fairport heißt: Vielfalt, Respekt und Toleranz leben

Herr Heppe, warum unterstützt der STR am Sonntag den Aktionstag für Demokratie, Vielfalt und Toleranz in Filderstadt?

Ulrich Heppe: Was aktuell in unserer Gesellschaft geschieht, ist beängstigend.  Ich finde es bedenklich, wie sich unsere Gesellschaft in Teilen derzeit entwickelt und freue mich, dass sehr viele Menschen nun immer wieder Zeichen für Demokratie, Vielfalt und Toleranz setzen. Ich schließe mich diesen Menschen an, weil Vielfalt und Internationalität Dinge sind, die mich persönlich in meinem Leben begleiten. Ich will nicht, dass mir eines Tages rechtsextreme Menschen sagen: „Sorry Herr Heppe, drei Mitglieder Ihrer sechsköpfigen Familie sind keine Bio-Deutschen. Für Ihre Frau und zwei Kinder ist in Deutschland kein Platz.“ Auch Gespräche mit meiner Großmutter und ihre Erzählungen aus der NS-Diktatur haben mich dabei geprägt. Deshalb bin ich für Demokratie und gegen jede Art von Extremismus, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit. Ich glaube, wenn meine Oma noch leben würde, käme sie mit auf die Straße, damit es nicht so weit kommen kann.

Einer unserer Unternehmenswerte ist Vielfalt. Wie wird diese aus Ihrer Sicht in unserem Unternehmen gelebt?

Bei der FSG arbeiten Menschen aus 28 Nationen. Im ganzen Konzern sind das noch viele, viele mehr. Dabei denke ich auch daran, wie wichtig es beispielsweise für unsere Konzern-Tochter SAG ist, Fachkräfte aus anderen Ländern anzuwerben, um die reibungslose Abfertigung von Flugzeugen und damit unsere unternehmerische Grundlage, jeden Tag zu gewährleisten. Deutschland hat 83,1 Mio. Einwohner, davon haben 23,8 Mio. (28,7%) einen Migrationshintergrund. Die Hälfte davon hat einen deutschen Pass seit der Geburt, die andere Hälfte nicht. Deutschland ist de facto ein Einwanderungsland. Ohne Menschen mit Migrationshintergrund können in Deutschland viele Kliniken, Pflegeheime, Industrieunternehmen, Frisöre, Bäckereien und auch Flughäfen ihren Betrieb einstellen. Ich denke, dass eine offene Gesellschaft uns allen Chancen bietet. Dazu müssen wir aber Ängste und Vorurteile abbauen.

Was sagen Sie zu den Bedenken vieler Menschen, dass die Vielfalt unsere Gesellschaft überfordern könnte?

Wenn ich mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern spreche, verstehe ich, dass viele Gemeinden wegen des starken Zuzugs von Geflüchteten an ihre Belastungsgrenzen kommen. Das müssen die Politik und die Gesellschaft ernst nehmen. Wichtig ist aus meiner Sicht eine geregelte Fach- und Arbeitskräfte-Einwanderung bei gleichzeitig konsequenter Asylpolitik und den Schutz der europäischen Außengrenzen. Vielfalt ist eine große Stärke. Es ist gut, dass wir alle unterschiedlich sind und verschiedene Blickwinkel und Erfahrungen mitbringen. Das ist eine Bereicherung für uns alle und bietet uns die Möglichkeit, unser Handeln zu hinterfragen und uns stetig zu verbessern. Ich verstehe aber aus den vorhin genannten Gesprächen auch, dass das für manche eine Herausforderung darstellt.

Wie gehen wir bei der FSG mit dieser Herausforderung um?

Mir hat sehr gut gefallen, dass wir uns in den Werte-Workshops im vergangenen Jahr gemeinsam entschieden haben, Respekt zu einem unserer Unternehmenswerte zu machen. Die Werte-Workshops sind ein erster Schritt gewesen auf unserem Weg. Unsere dort gemeinsam vereinbarten Unternehmenswerte sind genau das, wofür wir als Flughafen-Familie stehen wollen.

Internationalität ist außerdem etwas, das man von einem Flughafen nicht trennen kann…

Ganz genau. Sie gehört quasi zur DNA des Stuttgart Airport. Das ist unsere Aufgabe und eines unserer Unternehmensziele. Es zeichnet uns aus, dass wir Baden-Württemberg mit der Welt verbinden. Für mich ist nicht in Ordnung, wenn sich das ändern würde. Ein bulgarischer Software-Ingenieur hat mir beispielsweise kürzlich erzählt, dass er ein attraktives Jobangebot aus Heilbronn erhalten habe. Er fragte mich: „Ist es sicher, mit Familie nach Deutschland einzuwandern?“ Ich fand es schrecklich, dass jemand solche Sorgen haben muss. Als Flughafen wollen wir ein Tor zur Welt sein: für internationale Geschäftsreisende, für Menschen, die Verwandte oder Freunde im Ausland besuchen und für Touristinnen und Touristen. Und auch aus wirtschaftlicher Sicht ist es gleich aus mehreren Gründen nicht sinnvoll, rechtsnationale Parteien wie die AfD zu wählen.

Welche Gründe sind das?

Drei fallen mir vor allem ein:

  • Geschäftsreisende stellen einen wichtigen Teil unserer Passagagiere. Sie arbeiten für international tätige Klein- und Großunternehmen, und diese hängen oft von den Investitionen ausländischer Investoren ab. Deutschland galt bei Investoren als attraktives Land, weil es politisch stabil, demokratisch, international und weltoffen ist. Wenn sich das ändert, fließen die Gelder in andere Länder – extremistische Parteien kosten uns also Wohlstand.
  • Eine andere wichtige Passagier-Gruppe sind Menschen mit Migrationshintergrund. Sie arbeiten in Deutschland, besuchen Freunde und Familie oder werden besucht. Gleichzeitig sind diese Menschen oft wichtige Fachkräfte, aus die wir auch aus wirtschaftlichen Gründen angewiesen sind. Wenn sie Ausländerhass befürchten, werden sie nicht in Deutschland arbeiten wollen.
  • Drittens ist Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig in Deutschland. Wenn Unternehmen abwandern, weil ihnen Fachkräfte fehlen und die Standortbedingungen schlecht sind, dann verschwinden Arbeitsplätze – und dann werden auch weniger Menschen reisen.

Was möchten Sie zum Abschluss gerne noch sagen?

Respekt, Offenheit, Toleranz, Vielfalt und Internationalität bleiben für mich, und ich hoffe für die gesamte FSG, zentrale Werte. Für diese will ich mich immer wieder einsetzen. Der Flughafen Stuttgart ist deswegen sofort Bündnispartnerin für den Aktionstag in Filderstadt am Samstag, 17. Februar 2024 geworden. Wenn Sie in der Nähe wohnen, kommen Sie gerne vorbei. Ich werde mit meiner Familie auch vor Ort sein. Das ist eine von vielen Möglichkeiten, sich für ein respektvolles, friedliches Miteinander einzusetzen – wichtig ist nur, dass wir es auf irgendeine Art und Weise tun. 


Matilda Schillo

Investment Director @ Verso Capital | Private Equity

10 Monate

Bravo! Ein sehr gelungenes und persönliches Interview voller Authentizität, Ulrich Heppe!

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