Früher war nicht alles besser. Sondern schon da.
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Früher war nicht alles besser. Sondern schon da.

Ein Startup aus Kalifornien hat ein bahnrechnendes Offline-Device erfunden. Der Name lautet BE-O®, (englisch ausgesprochen) und das „O“ im Namen ist Symbol und Programm.

Vollkommen rund, kann BE-O® in alle Richtungen bewegt werden. Vor allem aber ist jede BE-O®-Unit innen hohl und kann so, gegen Aufpreis, mit einem geraden Rohr versehen werden, dem BE-O-Connect®. Das wiederum erlaubt den Anbau sogenannter BE-O®-SolidApps®. Eine davon ist beispielsweise kistenförmig und könnte den Transport von Gegenständen revolutionieren.

Nun ist es jedem erlaubt, das Rad neu zu erfinden und sich dann  bei der Patentanmeldung zu wundern.

Aber sowas würde heutzutage ja auch keiner machen.

Ausnahme bildet, wie immer, die Werbung.

Das bekannteste Beispiel dafür ist möglicherweise das „Branded Entertainment“, deren Anwender fröhlich verkündeten, die Zukunft der Kommunikation läge darin, Produktbotschaften in einem unterhaltenden Umfeld zu präsentieren, das idealerweise den USP zum Thema hat. Das galt solange als neuer heißer Sch..., bis jemand darauf hinwies, das Ganze sei doch schon spätestens in den 1960ern losgegangen und hätte dann in den 80ern und 90ern riesige Erfolge gehabt. Wie beispielsweise das Commercial mit dem Audi-Quattro auf der Skischanze.

Auch die Thesen Werner Kroeber-Riehls, der einen etwas anderen Ansatz wähle, begleiteten meinen Berufseinstieg. Grob (!) gesagt, ging er davon aus, dass der Mensch mit definierten psychologischen Signalen gezielt zu manipulieren, ja regelrecht zu steuern sei. Dass Herr Kroeber-Riehl seit 1995 verstorben ist, zeigt, wie lange das schon her ist.

Dafür feiert er jetzt eine ideelle Wiederauferstehung. Der Zusammenhang von Psychologie und Gestaltung taucht in Form diverser Angebote immer wieder in meiner Timeline auf.

Sicherlich existieren noch weitere Beispiele.

Aber hier kann es ja wohl kaum darum gehen, dass sich irgendein grauhaariger Kreativer über alten Wein in neuen Schläuchen auslässt.

Vielmehr stellt sich wie immer die Frage: Warum?

Meine kühne Antwort lautet: Das Internet und die Dotcom-Krise.

Zu Zeiten, in denen die Ergebnisse kreativer Köpfe gedruckt oder gedreht wurden, war die Trennung klar: Das eine Gewerk übergab an das nächste.

Das Internet stellte allerdings diese Arbeitsteilung komplett auf den Kopf. Die Programmierer designten, während die Designer nicht oder nur schwer dazu beitragen konnten, ihre Entwürfe ins Netz zu packen. Zumal Damals® online vieles schlicht nicht darstellbar war.

Technik übersteuerte Kreativität, es war, als würden die Drucker die Bücher schreiben.

Dann kam die Dotcom-Krise, was dazu führte, dass viele Läden pleite gingen und gute Leute aus ihren Berufen gekickt wurde. Manchmal denke ich, dass eine komplette Werber-Generation daran gehindert wurde, ihr Wissen weiter zu geben.

So schüttele ich heute manchmal den Kopf, wenn ich Websites sehe, bei denen nun wirklich alle Regeln der Typografie und Lesbarkeit außer Acht gelassen wurden. Das sind dann beispielsweise Layouts, die an Schirmen entstehen, die nur ein wenig mehr Fläche aufweisen als das Deck eines Flugzeugträgers. Und unglaublich hohe Auflösungen bieten. Das macht es einfach, Scribbles ad acta zu legen und sich einem Layout zu widmen, bei dem die briefmarkengroße Fläche des Originals so groß erscheint wie ein Plakat. Das so designte Augenpulver darf der User dann auf seinem 13-Zöller betrachten.

Aber: Siehe den Anfang dieser Kolumne! Es scheint, dass ich Gutes durchsetzt. Wenn es sein muss, immer wieder. Und so entspricht vieles von dem, was heute „entdeckt“ oder „entwickelt“ wird, dem, was ich schon vor Jahrzehnten kannte. Und heute noch praktiziere und natürlich gerne weiter gebe.

Kurzum: Mir doch egal wie das gerade heißt – Hauptsache machen!

 

Ein schönes Wochenende J

Harald Lotze

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4 Monate

Schicke Brille, Dr. Funke 👋 😉

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