FrAML

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Im aktuellen Bericht von UNIT21 gibt es wenig Überraschungen: Ein kurzer Blick über den Teich.

  • Scam nimmt stark zu
  • Fraud Teams beklagen veraltete Systeme und dass die Veränderung von Regeln teilweise Monate dauert
  • In den USA nimmt Scheckbetrug wieder rasant zu
  • Die Fälle werden komplexer und brauchen mehr Zeit pro Fall
  • Real-Time-Monitoring verbessert die Betrugsprävention - wer hätte das gedacht?

Befragt wurde hier nicht irgendwer, sondern 369 Kollegen aus den Bereichen Betrug, Geldwäsche und Compliance von Banken, Credit Unions und Fintechs.

Für uns spannend ist, dass 70% der Banken und 67% der Credit Unions angeben die Kunden bei Scam zu entschädigen. Bei den Fintechs sind es nur 43%. Und das ist noch deutlich mehr als in Deutschland, wenn wir die Vergleichszahlen der Social Market Foundation heranziehen.

Allerdings zeigt die feinere Lupe noch etwas ganz anderes: Größere Banken und Credit Unions entschädigen ihre Kunden deutlich seltener als kleine. Bei den großen Banken sinkt der Prozentsatz der Entschädigung auf bis zu 15% - ob dies aufgrund standardisierter Abläufe der Fall ist, wird nicht geklärt. Ganz sicher ist aber die Entschädigungsquote kleinerer Banken von 85% ein gutes Marketingargument.

Neu ist: 71% der Befragten sagen, dass eine gemeinsame Organisation für Geldwäsche und Fraud eine erhebliche Performancesteigerung bringt. Die auch bei unseren Banken übliche Abgrenzung sollte überdacht werden. Letztlich sind die Systeme weitgehend überschneidend und können mit verschiedenen Regelwerken und Lernalgorithmen genutzt werden, die Rollentrennung dürfte für kein marktgängiges System ein Thema sein. Gerade Synergien bei gemeinsamer Ressourcennutzung zur Prüfung, dem Meldewesen und bei externen Datenquellen kann hier interessant sein. Das bestätigt der Bericht: 79% der Institute dieser Struktur nutzen gemeinsame Tools und Ressourcen.

Der Name der neuen Abteilung: FrAML.

Wie im angloamerikanischen Raum üblich, wird ein hoher Wert auf False/Positive-Raten gelegt. Hier zwingend einen Rückschluss auf schlechtere Regelwerke der Befragten zu ziehen, halte ich ohne mehr Daten für schwierig. Die Hellfeld-Quote korreliert mit der False-Positiv-Rate, sehr gute F/P deuten aus meiner Sicht mindestens genauso stark auf Personalengpässe und die Vermeidung "unnötiger" Prüfungen. Darauf weist auch der nächste Berichtsteil hin: Die SAR-Meldungen steigen weiter, die Arbeitslast der Mitarbeiter ist hoch.

Der Bericht lohnt sich auch, da die Verteilungen zwischen den Befragten sehr sauber aufgeschlüsselt sind. Die Stichprobe ist in einigen Segmenten naturgemäß knapp, doch zumindest ist das erkennbar.


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