Hat die Matura in der heutigen Zeit noch einen Wert?

Als Kind der 1970er Jahre war die Matura für mich ein großartiger Meilenstein in meinem Leben. Ich durfte in die Stadt ziehen, studieren und damit persönlich selbständig werden. Das Bildungsniveau meiner Eltern übertreffen, einen guten Job finden, Geld verdienen. Ein vorgezeichneter Weg, den sicher viele in meinem Alter und unter ähnlichen Rahmenbedingungen bestritten haben.

Aber wie sehen die Entwicklungspfade mehr als 30 Jahre später aus?

Ich bin Lehrerin an einer Handelsakademie in Wien und leite die Humboldt Matura-Schule, naheliegend, dass mir das Thema eines höheren Bildungsabschlusses am Herzen liegt.

Von den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe, die ich tagtäglich unterrichten darf, haben viele keine konkrete Vorstellung, warum sie in die Schule gehen oder warum sie sich für einen Abschluss anstrengen sollten. Hat das wirklich nur mit dem ausgeprägten Konsumverhalten unserer Gesellschaft zu tun, wie wir „Alten“ manchmal verleitet sind anzunehmen, oder ist da doch eine massive Perspektivenlosigkeit, mit der unsere Jugend zu kämpfen hat.

• Keine Perspektive auf eine Matura, die als allgemeine Studienberechtigung gilt, weil an den Unis ja doch wieder Eingangsprüfungen durchgeführt werden und außerdem immer mehr Studien auch „nur“ mit Berufserfahrung und ohne Matura möglich sind,
• keine Änderung der persönlichen Lebenssituation nach der Matura, weil man bei diesen Mietpreisen ja doch bei den Eltern wohnen bleibt,
• keine Aussicht auf einen guten Job mit guten Verdienstmöglichkeiten bei der aktuellen Arbeitsmarktsituation und
• keinen Plan, wie man die Familie mit Schulerfolgen noch beeindrucken könnte.

Sollen wir also die Matura gleich abschaffen?

Ja, aus diesen Argumenten könnte man schließen, dass die ungeliebte Matura, die den Schülerinnen und Schülern eigentlich das gesamte Abschlussjahr sowieso nur Druck und Stress bringt, überhaupt abgeschafft werden sollte.

Nein, ich bin klar für die Beibehaltung der Matura bzw. jeglicher Abschlussprüfungen.

Ich glaube sie sind gut und wichtig!

Nicht als formale Abschlüsse mit Zeugnis, wobei es auch dafür im Hinblick auf internationale Anerkennung Pro-Argumente gibt, sondern sie sind essenziell für die Entwicklung des Menschen. Gerade in einem Leben, das nicht mehr so einen vorgezeichneten Weg hat, wie ich es selbst kennen gelernt habe, festigen Rituale die Persönlichkeit bzw. setzen Meilensteine einen Schlusspunkt nach einem Lebensabschnitt und öffnen mental die Türen für einen neuen.

Könnte man an den Matura- und Abschlussprüfungen etwas ändern?

Ja, ich finde schon. Um die wichtige persönlichkeitsbildende Funktion übernehmen zu können, braucht es keine Matura, die zunehmend nur mehr als Stress wahrgenommen wird. Schriftliche und mündliche Leistungen können aus meiner Erfahrung auch in einer Weise dokumentiert werden, dass sich unsere Absolventinnen und Absolventen auf den Tag der Matura freuen, ihn wegen der Bedeutung mit viel Nervosität erleben und am Ende sehr, sehr stolz sind!

Erfolgreich zur Matura oder Abschlussprüfung unter www.matura.jetzt - mit den Fernlehrkursen der Humboldt Matura-Schule!

Was denken Sie darüber? Beschäftigt Sie das Thema Matura ebenfalls? Schreiben Sie mir gerne etwas zum Nachdenken in den Kommentar?