Hat Pro und Kontra ausgedient?
Die Flut an Informationen überschwemmt uns täglich. Und jede kämpft um Aufmerksamkeit. Um menschliche Aufmerksamkeit. Also bitte einfach und emotional. Das garantiert die meisten Klicks. Reichweite statt Qualität. Ich mache mit, ich bin nicht besser.
Ich frage mich, welche Auswirkungen das mittel- und langfristig auf uns Menschen und Gesellschaft hat. Anderen Meinungen wird immer seltener mit inhaltlicher Auseinandersetzung begegnet, Diffamierung ist einfacher. Geht es nicht auch anders? Noch immer habe ich die naive Vorstellung, dass eine Diskussion zu neuer Erkenntnis beider Gesprächspartner führen sollte. Mein Vater sagte oft den Satz zu mir: "Ein Esel und ein Mann wissen mehr als ein Mann allein." Das gilt übrigens auch für Frauen, aber geschlechtsneutrale Sprache kam später auf die Agenda. Wichtig ist, das man von jeder und jedem etwas lernen kann.
Die vielen Posts von fantastischen, grandiosen und erfolgreichen Geschäftsmeetings und neuen -lösungen sind entschuldigt, es ist eine einfache Art der Werbung. Da erwartet niemand eine differenzierte Betrachtung der Gegebenheiten. Alles muss glänzen, das Selfie mit den strahlenden Gesichtern vermittelt Nähe. Haken dran.
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Aber es äußern sich viele zu hochkomplexen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Themen. Auch hier scheint es immer nur eine Seite zu geben, für oder dagegen. Und das schreiben Menschen, die Bildung haben und Erfolg. Ich sehe Dr., Prof., CxO und viele andere, tolle Titel und Berufsbezeichnungen unter den Autoren. Sie sollten wissen, dass es keine einfachen Antworten gibt auf Energiewende, Migration, AI-Revolution, E-Mobiltät, geschlechtsneutraler Sprache, Wehrhaftigkeit, Bildung, Rassismus, Wirtschaftsförderung, Standort-Patriotismus, Armutsbekämpfung und vieles mehr. Ist es die Kürze der Posts, die eine ausgewogene, differenzierte Betrachtung verhindert? Liken Menschen nur einfache Botschaften? Fühlen sich Menschen besser, wenn sie klare Meinungen lesen, weil es Ihnen Sicherheit vermittelt? Oder ist es einfach nur der böse Algorithmus, der uns blöd halten will?
Was ist Eure (gerne auch Ihre) Meinung? Wie kommen wir raus aus der Vereinfachungsfalle der sozialen Medien?
Ich werde gelegentlich zu aktuellen Themen meine bescheidene, aber differenzierte Sicht darlegen ohne Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit. Vielleicht regt es den einen oder anderen dennoch zum Nachdenken an...