HOCKEY is JAZZ!! 2) Körpergefühl
Musik und Sport sind nicht nur mit dem Gehör wahrnehmbar und mit dem Verstand zu analysieren. Sport und Musik haben jeweils ihre spezifischen Rhythmen und Dynamiken. Beides ist auch körperlich zu spüren. Bei eingängiger Musik, das kennen wir alle, fällt es uns besonders leicht, unsere Bewegungen daran anzupassen. Jeder kennt das vom Tanzen. Musik stimuliert auch zu besonderen Anstrengungen bei Workouts und wer hat sich nicht schon dabei erwischt, beim Autofahren beschwingt von einem geliebten Track unmerklich schneller geworden zu sein?
Beim Berlin-Marathon steht auch nicht umsonst am „Wilden Eber“ bei Kilometer 30, an der Stelle, an der der berühmte „Mann mit dem Hammer“ kommt, weil der durchschnittliche Marathoni ab hier seine Energie aus seinen Reserven beziehen muss, da die Kohlenhydratspeicher aufgebraucht sind, traditionell die beste und wahrscheinlich auch lauteste Samba-Band. Der Rhythmus geht in und durch den ganzen Organismus. Serotonin wird ausgeschüttet, die Müdigkeit scheint zu verfliegen, Beat und Bewegung verschmelzen, der Fußabdruck wird kräftiger, die Schritte werden länger. Die Passage des kleinen Anstiegs verleiht einem somit ausgerechnet am kritischsten Punkt des ganzen Rennens direkt Flügel für den Rest des Rennens.
Als Sportler sollten wir daher unsere Sinne für die Rhythmen unserer pezifischen Bewegungsabläufe schärfen. Holger Geschwindner und viele andere Trainer lassen aus diesem Grund ihre Schützlinge auch in Ballsportarten immer mal wieder zu Musik trainieren. Geschwinder experimentiert dabei gezielt mit Rhythmen. xiii
Gerade Dribblings aber auch Passkombinationen haben ihre Rhythmen. Spieler:innen kann man Bewegungsabläufe wie etwa einem kurzen Doppel- gefolgt von einem langen Rückhandzimmer mitsamt den entsprechenden Schrittfolgen und Gewichtsverlangerungen ganz hervorragend mit einem ta-ta-TAMM vermitteln, Gruppen die Idee des Räume öffnens mit einem langen Ball nach flüssigem kurzen Kontakten auf engem Raum mit einem tack-tack-tack-ZACK!! …
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Sehr gut kann ich mich noch an den Afrika-Cup 1992 im Senegal erinnern. Bei diesem Turnier verfolgte ich als Jugendlicher mit meinen Teamkameraden nicht nur fasziniert die Auftritte der grandiosen Ghanaer um Abedi Pele und Anthony Yeboah oder der elegant kombinierenden Ivorer bei Eurosport. Erstmals machten wir auch bewusst die Erfahrung, dass man gehörte Rhythmen und gesehene Bewegungsmuster abspeichern und dann selber plausibel hervorrufen und imitieren kann. Unsere Trainingseinheiten dieses Winters erinnere ich als ganz besonders und aufregend. Den Beat der Trommeln hatten wir noch in den Ohren, die Geschmeidigkeit der Bewegungen noch vor Augen und wir vermeinten uns auf ganz neue Art und Weise und mit einer neuen Leichtigkeit und Freude zu bewegen. Wieweit unsere Coaches das damals mit gefördert hatten und oder, wieweit das objektiv wirklich Unterschiede wahrnehmbar gewesen sind, erinnere ich nach drei Jahrzehnten nicht mehr, das Bewegungsgefühl aber ist fest verankert geblieben.
Also warum nicht gezielt mit Techniktrainings zu Jazz-, Samba- oder Afrobeatrhythmen experimentieren und schauen, welche Synapsen die Spieler:innen dabei fruchtbar zusammenschweißen? Wie weit einzelne Spieler:innen Musik bei der Entwicklung ihres Körpergefühls im allgemeinen und bei der Verknüpfung sportartspezifischer Bewegungen im Besonderen helfen wird, ist ganz sicher auch ein gutes Stück weit Geschmacks- und Veranlagungssache. Unabhängig davon bin ich überzeugt, dass je intensiver ein:e Spieler:in in die rhythmische Eigenlogik der spezifischen Disziplin einzutauchen und deren Muster auch rhythmisch zu internalisieren in der Lage sein wird, desto erfolgreicher wird sie oder er die Skills bei der Performance situativ verknüpfen und kreativ fortschreiben können.
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xiii Johannes Herber: Geschwindners Jungs, in: Forty One, LINK [Aufruf 6.1.2021]. Auch in dem Nowitzki-Film „Der perfekte Wurf“ von 2014 werden dieser Ansatz und diese Geminschaftserfahrungen als prägend herausgearbeitet, 35:19 bis 38:41 min., LINK [Aufruf 6.1.21] Einen schönen Eindruck von diesen Camps in Bild und Ton liefert dieses 20 Jahre später entstandende Video: LINK [Aufruf 6.1.21]
Holger Geschwindner: Nowitzki. Die Geschichte, 2012, S. 30. Siehe dazu auch das Art-InMotion-Projektvideo, das aus der Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater in München 2018 entstanden ist: LINK [Aufruf 6.1.21]
Kommunikation im Konflikt verbessern
2 JahreCoole Idee
Beraterin, Entrepreneur, CEO BAMBERG markenkommunikation
2 JahreBei zahlreichen Gesprächen und dem Austausch mit anderen Hockey-Trainern habe ich auf die Frage hin, ob wir uns überlegen sollten, gezielt Musik für bestimmte Technikeinheiten bei Hockeykids einzusetzen, eigentlich immer nur Kopfschütteln geerntet. Daher finde ich die o.g. Inhalte wirklich sehr, sehr interessant und verfolge sie gerne. Vielen Dank für den Input.
Sportwissenschaftler
2 JahreIch kann die Nutzung von Musik im Kontext Sport nur befürworten! In einer kleinen Forschungsarbeit habe ich bereits den positiven Effekt von Rhythmik und sportlicher Handlungen untersucht und bestätigen können.