Homebias - Risiken und Nebenwirkungen
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Homebias - Risiken und Nebenwirkungen

Eine zu starke Ausrichtung auf den Heimmarkt oder gar einzelne grosse Titel hat Schweizer Anlegerinnen und Anleger jüngst viel Performance gekostet – was dagegen zu tun ist.

Gleich mehrere wichtige Ereignisse dürften das Anlageumfeld für Anlegerinnen und Anleger in naher Zukunft prägen. Auf politischer Ebene sind es die USA, die in einer möglicherweise umstrittenen Wahl einen neuen Präsidenten bestimmen werden. Auf der anderen Seite des Atlantiks bescheren uns die Parlamentswahlen in verschiedenen europäischen Ländern eine noch polarisiertere Politlandschaft. Gleichzeitig sehen wir weitere rasante Entwicklungen in der künstlichen Intelligenz (KI) und erwarten, dass die US-Notenbank Fed mit Zinssenkungen beginnen wird, nachdem bereits verschiedene andere wichtige Zentralbanken mit ihrem Zinssenkungszyklus begonnen haben.

Weil die politischen Richtungen der Zentralbanken noch immer divergieren und die (geo-)politischen Unsicherheiten zunehmen, wird die Diversifikation entscheidend sein. Anlagen über eine Vielzahl von Anlageklassen, Regionen und Sektoren zu streuen, hilft dabei, ein Portfolio so zu strukturieren, dass es pro eingegangene Risikoeinheit höhere Renditen abwirft oder für ein bestimmtes Renditeziel tiefere Schwankungen aufweist. Gerade für Schweizer Anleger bedeutet Diversifikation auch, dem Heimmarkt kein allzu hohes Gewicht beizumessen und dabei erst noch hoch konzentriert in ein paar wenige grosse Titel investiert zu sein. Allzu oft neigt man dazu, das zu kaufen was man zu kennen glaubt und einem vertraut scheint. Doch eine solche Heimmarktneigung kann Anleger teuer zu stehen kommen. So hat ein Anleger, der seit 2010 in ein aus den drei grossen Schweizer SMI-Titeln bestehendes Portfolio investiert war, eine um rund 20 Prozentpunkte tiefere Rendite erzielt als jemand, der im selben Zeitraum den Swiss Leader Index (SLI) gehalten hat. Dieser besteht aus den 20 SMI-Titeln und den 10 grössten Werten des SMIM-Index, also dem Index für mittelgross kapitalisierte Werte. Gleichzeitig wird das maximale Gewicht im SLI auf 9 Prozent begrenzt, wodurch die Streuung der Anlagen noch breiter wird.

Doch eine bessere Diversifikation innerhalb des Schweizer Aktienmarkts ist auf dem Weg zu einer optimalen Portfoliostruktur erst die halbe Miete. Noch deutlich besser abgeschnitten haben jene Anleger, die ihr Aktienengagement auch international diversifiziert haben. Wer seine Anlagen gemäss dem Aktienindex MSCI Welt verteilt hatte, realisierte gegenüber dem oben erwähnten SLI noch einmal eine um 35 Prozentpunkte höhere Rendite. Dies vor allem, weil der Weltaktienmarkt eine deutlich höhere Allokation auf die besonders gut laufenden Technologiesektoren aufweist. Wer 2010 ein Engagement in weltweiten Technologieaktien eingegangen ist, hat den Wert der Investition seither in etwa verneunfacht. Bei den drei erwähnten grossen Schweizer Titeln war der Vermögenszuwachs nicht einmal ein Drittel so hoch.

Die Risiken und schädlichen Nebenwirkungen einer zu grossen Heimmarktneigung lassen sich am besten vermeiden, indem man im Kern eines Anlagevermögens eine breit diversifizierte, strategische Anlageallokation aufbaut und diese mit einem regelmässigen «Rebalancing» konstant auf Kurs hält.


Bitte lesen Sie den für diese Veröffentlichung geltenden Disclaimer .

 

Stephan Walser

Vermögensberatung bei Survista Financial Advisors AG

5 Monate

Das ist auf den Punkt gebracht, Daniel: Diversifikation ist entscheidend! Viele Schweizer Anleger haben eine zu kleine US-Aktien-Quote und zu wenige lukrative Tech-Aktien in ihren Portfolios. Zwar bieten Schweizer Unternehmen wie VAT, Inficon und Comet interessante Alternativen, doch diese sind alle im Mid- und Small-Cap-Bereich angesiedelt. Bei ABB (Nr. 4 im SMI), die unter anderem im Bereich Robotik tätig ist, stellt sich die Frage: Ist die Aktie eher Industrie oder Tech? Schweizer Anleger sollten die Expertise eines Wealth Managers – sei es von einer Bank oder unabhängig – in Anspruch nehmen. Viele Dinge erscheinen einfach, aber bei der Umsetzung und Entscheidungsfindung ist professionelle Begleitung hilfreich. Niemand wollte am 1. September 2018 seine Roche-, Novartis- und Nestlé-Aktien verkaufen. Bis zum 20. Dezember 2018 hielten sich diese drei Aktien mit je plus 2% Performance wie ein Fels in der Brandung. Im Vergleich dazu verloren in diesen rund 110 Tagen der US-Nasdaq-100 etwa 18% und der US-S&P 500-Index circa 14%. Ähnliches könnte wieder passieren. Achten Sie auf das Momentum der jeweiligen Indizes und Sektoren, bevor Sie einen überhasteten Entschluss fassen.

Walter Wanzenried

Diplomierter Bauingenieur bei WW BAUBERATUNG GMBH

5 Monate

Sehr informativ!!!

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