HY Digital Health #4 mit Nikolay Dimolarov von Kranus Health
Mit Hypercampus gestalten wir die digitale Transformation des Gesundheitssystems mit, indem wir dringend benötigte IT-Fachkräfte ausbilden. Unsere neue Blogreihe „HY Digital Health“ stellt nun diejenigen ins Scheinwerferlicht, die maßgeblich an der Digitalisierung des Gesundheitswesens beteiligt sind. Sie kommen aus verschiedenen Bereichen und sind Teil unterschiedlich ausgerichteter Unternehmen, doch alle teilen die Begeisterung für die Mitgestaltung eines Paradigmenwechsels in einem der wichtigsten Bereiche unseres alltäglichen Lebens – dem Gesundheitswesen.
Für unseren vierten „HY Digital Health“-Beitrag durften wir Nikolay Dimolarov begrüßen. Er ist Co-Founder und Chief Technology Officer bei dem Healthcare-Startup Kranus Health. Als Hersteller Digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGA) fokussiert sich das Jungunternehmen auf den Bereich Männergesundheit, um die bestmögliche Behandlung von Patienten zu ermöglichen, die von intimen Gesundheitsproblemen wie Erektionsstörungen oder Inkontinenz betroffen sind. Wir danken Herrn Dimolarov für die interessanten Einblicke!
Was bietet „Kranus Health“ konkret an?
„Wir lösen die Gesundheitsprobleme von Männern, über die niemand spricht. Wir haben uns zunächst auf Erektionsprobleme fokussiert, die jeden dritten Mann über 50 in Deutschland betreffen. Das Problem ist weitgehend ungelöst, obwohl es so weit verbreitet ist. Viele Männer nehmen Pillen zu sich, die sie aus eigener Tasche bezahlen müssen. Da diese Pillen allerdings lediglich die Symptome bekämpfen und nicht die Ursachen, müssen viele Männer sie für mehrere Jahrzehnte einnehmen. Des Weiteren fühlen sich viele Betroffene aufgrund der Tabuisierung des Themas gehemmt darüber zu sprechen, deshalb greifen sie zu der schnellen Lösung, die allerdings bisher nicht ganzheitlich ansetzt.
Die Lösung des Problems besteht darin, von den Pillen wegzukommen oder zumindest ergänzend die Ursachen zu behandeln. Wir haben die erste ganzheitliche, zu 100 Prozent erstattbare Therapie für Männer mit Erektionsproblemen entwickelt. Für die von uns hergestellte Digitale Gesundheitsanwendung benötigt man lediglich ein Rezept vom Arzt oder der Ärztin. Das konkrete Produkt ist eine Smartphone-App, die die gesamte Patient Journey begleitet. Die Therapie besteht u.a. aus einem personalisierten Kardio- und Physiotraining, welche auf Machine Learning basieren und dynamisch durch den Patienten angepasst werden können. Weiterhin bieten wir mentales Training und Entspannungsübungen sowie Sexualtherapie an. Es handelt sich um eine 12-Wochen-Therapie, für deren Umsetzung der Patient wöchentlich ca. zwei bis drei Stunden benötigt.“
Wie bringt „Kranus Health“ die digitale Transformation des Gesundheitswesens voran?
„Unser Kerngeschäft sind die Digitalen Gesundheitsanwendungen im Bereich der Urologie mit speziellem Fokus auf der sexuellen Gesundheit von Männern. Meine Hauptaufgabe als CTO ist die Entwicklung einer sogenannten „Cloud Native“-Organisation auf Basis strikter Regularien hinsichtlich der medizinischen Anforderungen sowie in Bezug auf den Datenschutz. Wir arbeiten mit sensiblen Daten und müssen daher die entsprechenden ISO-Richtlinien beachten. Datenschutz und Datensicherheit haben für uns oberste Priorität. Kranus Health leistet als Akteur und Pionier einen entscheidenden Beitrag zur digitalen Transformation des Gesundheitswesens. Wir zeigen, wie wir mittels digitalen Technologien konkrete Nutzen für Patienten und Ärzteschaft generieren können. Die Behandlung der Ursachen von Erektionsstörungen war vor unserer App im Praxisalltag kaum umsetzbar. Jetzt gibt es eine medizinisch fundierte App, die dem Patienten ein ganzheitliches Therapieangebot macht und die Ärzteschaft entlastet.“
Wie alt sind Eure Patienten im Durchschnitt?
„Das Durchschnittsalter liegt bei ungefähr 50 Jahren. Aber wir haben Patienten, die Anfang 20 sind und wir haben Patienten, die Ende 80 sind. In Bezug auf das Alter ist das Patientenspektrum also sehr groß, was auch die Produktentwicklung ein bisschen anspruchsvoller macht.“
Wie viele Patienten nehmen Euer Angebot bisher in Anspruch und wie viele beenden die Therapie?
„Im Moment starten jeden Monat mehrere hundert Patienten mit einer Behandlung von Kranus Health. Daraus können im Laufe der Zeit mehrere tausend Patienten werden. Alleine in Deutschland leiden je nach Schätzung zwischen sechs und acht Millionen Männer an Erektionsstörungen.
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Die Messung des Therapieerfolgs ist nicht ganz einfach. Für uns gibt es zwei Annahmen: Zum einen muss das Medical Team dafür sorgen, dass die entwickelte Therapie im wissenschaftlichen Sinne wirksam ist, dafür führen wir kontinuierlich Wirksamkeitsstudien durch. Zum anderen müssen die Patienten das Programm aber auch gewissenhaft bis zum Ende durchführen, MedizinerInnen sprechen hier von der sogenannten Patientencompliance. Wenn diese beiden Bedingungen erfüllt sind, funktioniert die Therapie am Ende auch.“
Seht ihr Euch eher als Ergänzung zu der medikamentösen Therapie oder als Ersatz?
„Es ist beides möglich. Wir sehen uns auf jeden Fall auch als Ergänzung. Ein von Erektionsstörungen betroffener Patient, der unsere Therapie beginnt, sollte auch nach dem 12-wöchigen Programm weiterhin dranbleiben, um den verbesserten Zustand beizubehalten und noch weiter zu verbessern. Langfristig sollte der Patient keine unterstützenden Medikamente mehr in Anspruch nehmen müssen, aber kurzfristig nehmen einige Patienten parallel zur Therapie Tabletten ein.“
Wie hoch ist die Akzeptanz Eures Produktes seitens der ÄrztInnen?
„Die Akzeptanz ist recht hoch. Allerdings ist es so wie in beinahe jedem anderen Bereich: Es gibt 'digitale Vorreiter' und es gibt Menschen, die bei digitalen Produkten grundsätzlich etwas kritischer sind. Aber bisher erfreuen wir uns an einer sehr guten Akzeptanz von den UrologInnen in Deutschland, vor allem von den Niedergelassenen.“
Wo siehst Du „Kranus Health“ in 10 bis 20 Jahren?
„Ich sehe uns in 10 bis 20 Jahren als Hauptansprechpartner für Männergesundheit. Wir möchten Vertrauen aufbauen und den Patienten vermitteln, dass wir die Probleme lösen können, über die sie nicht sprechen möchten. Schon jetzt vermitteln wir über die App als Teil der Therapie krankheitsrelevante, medizinisch geprüfte Informationen, die dem Patienten helfen, sein Problem nicht nur zu behandeln, sondern auch zu verstehen. Die Idee ist, dass der Mann mit uns einen Partner hat, an den er sich jederzeit wenden kann. Aktuell ist das in Form unserer App als Prescription Digital Therapeutic (“App auf Rezept”) möglich, aber in Zukunft können es auch eine ganz andere Dienstleistung oder ein Produkt sein – zum Beispiel im Bereich der Prävention.“
In welchen Bereichen des Gesundheitswesens werden Deines Erachtens die meisten IT-Fachkräfte benötigt, um die Digitalisierung voranzutreiben?
„In einem zunehmend digitalisierten Gesundheitswesen besteht der größte Bedarf an IT-Fachkräften meines Erachtens in Krankenhäusern und Pharmaunternehmen, insbesondere aufgrund der Größe der entsprechenden Organisationen. Bei Digital Health Akteuren, wie uns, werden auch nach erheblichem Wachstum vor allem Software-Ingenieure und Ingenieurinnen benötigt.“
Welche Entwicklungen siehst Du im Digital Health Markt in den nächsten 10 bis 20 Jahren?
„Bereits erkennbar ist, dass die Gesundheitskosten weiterhin zu wachsen scheinen. Sicherlich ist ein gewisses Potential zur Kostensenkung vorhanden, beispielsweise durch die Optimierung der Krankenhäuser. Meiner Ansicht nach ist das Einzige, was langfristig zur Kostensenkung beitragen kann, die Prävention – im besten Fall maßgeschneidert und personalisiert. Ob das jetzt Prescription Digital Therapeutics sind oder ob es die Heim-Diagnostik ist oder etwas anderes: Auf jeden Fall wird es meines Erachtens verstärkt um den Bereich der sogenannten „Precision Medicine“ gehen, sodass maßgeschneiderte, technologie-gestützte Produkte und Dienstleistungen in dem Bereich der Prävention angeboten werden können.“
Co-Founder & Managing Director @Boardwise | Enhancing board meeting efficiency through innovative software
2 JahreNa endlich! 🤣
Founder & CTO @Kranus Health | Angel Investor | Forbes 30 under 30 Europe | Capital Top 40 unter 40
2 JahreThank you for having me at your panel Dr. Sophia Strunz! Can’t speak for the audience but I was certainly inspired by how many (almost 100 that day!) young engineers want to join the healthcare industry and make a real change. There will be some lucky employers in the future! This was also reflected in the audience’s questions - no stone was left unturned :)
Thank you for giving Nikolay Dimolarov the opportunity to speak about what we want to build here at Kranus. We couldn't be prouder especially today: #ForbesUnder30 in Science & Healthcare! 🚀 🚀 Fancy working with this super inspirational leader? Get in touch with Jalda Otto. We have numerous openings in PM and engineering!