Ich habe viel gesehen ...

Ich habe viel gesehen ...

Wie habe ich es gehasst. Diese HR Menschen in Interviews, welche sich in meinem Lebenslauf nur darauf konzentriert haben, dass meine letzten zwei Stationen je nur ein Jahr gedauert haben. Warum haben die nicht den Wert gesehen, den ich in kurzer Zeit erbracht habe und die Erfahungen, welche ich so sammeln konnte?

Heute weiß ich, dass die Fragen durchaus berechtigt sind, wenn auch nicht immer geschickt gestellt. Ich selber stelle solche Fragen mit dem Fokus auf das Versprechen jemanden langfristig zu entwickeln und eine Karriere zu bieten (und nicht immer gelingt es mir die Fragen gut zu stellen). Die Herausforderung ist mein persönliche Investment in jemanden und das Investment des Unternehmens. Gerade heute, in Zeiten hoher Fluktuation zumindest in der IT, stellt sich die Frage, ob ein Muster zu erkennen ist oder eben nur Umstände, glückliche wie unglückliche.

Viel gesehen zu haben ist ein Wert, den ein potentieller Mitarbeiter mitbringen kann. Sich durchzubeißen und nicht beim kleinsten Widerstand aufzugeben ein anderer. Dies zu eruieren muss erlaubt sein. Wenn ein Kandidat hier schon die Segel streicht und auf den Umstand verweist, dass sich Unternehmen heute um Mitarbeiter bemühen müssen, dann passt es wohl nicht. Die Erfahrung zeigt mir, dass Kundengespräche häufig haariger und auch ungerechter laufen können. Da bedarf es Resilienz, durchaus auch ein Rückgrat aber eben auch die Fähigkeit eine Unterhaltung entsprechend zu steuern. Dies gilt für den Dienstleister im Kundengespräch genauso wie für den Kandidaten im Interview. Wer fragt führt und dies kann auch der Kandidat sein.

Ich habe viel gesehen in meinem beruflichen Lebensweg und möchte nichts davon missen. Die schwierigen Situationen haben mich lernern lassen und ich habe auf allen Stationen Weggefährten kennen- und schätzen gelernt. Zu dem "viel gesehen" gehört auch ins Risiko gegeganen zu sein.

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Oft stand da die Abwägung zwischen "sich durchbeißen", "in der Komfortzone zu verweilen" oder "zu neuen Ufern aufzubrechen". Es gibt kein richtig oder falsch sondern nur persönliche Entscheidungen und manchmal klappt es nicht und im Lebenslauf steht eine Position mit kurzer Verweildauer. Es ist übrigens ein Irrglaube, dass jemand der 20+ Jahre in einem Unternehmen arbeitet, keine Erfahrungen sammelt und keine Weiterentwicklung erfährt. Nur der Kontext ist ein anderer als bei jemanden, der verschiedene Stationen absolviert.

"Ich habe viel gesehen ..." so lautet die Überschrift und für mich war und ist dies tatsächlich der richtige Weg. Oft die Komfortzone verlassen, neue Wege beschreiten und anderen helfen auf den nächsten Level zu kommen sind Herausforderungen. Als jemand, der nicht in die klassischen Rollenprofile passt, kann ich die Challenge einer Jobsuche verstehen. Und doch gehört auch das "sich durchbeißen" dazu. Denn sonst wird aus der neuen Situation nie eine Komfortzone, welche wieder verlassen werden kann um die Grenze noch weiter zu verschieben. Die Chancen sind vielfältig, gerade in der IT liegt uns die Welt zu Füßen.

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Der Grund für diesen Artikel sind zwei Gegebheiten, die ich aktuell erlebt habe. Da ist zum einen das Interview mit dem Kandidatenfeedback "wie vor 50 Jahren und die müssen mir das Unternehmen verkaufen nicht ich mich dem Unternehmen" und ein Kommentar hier auf linkedin in welchem, mir fallen keine anderen Worte ein, mit Dreck hinterhergeworfen wird. Das läßt mich nachdenken.

In Sachen Interview komme ich zu dem Schluss, dass ich auch weiterhin ein ungeschöntes Bild über die Herausforderungen geben werde und nicht in einen "bei uns sind die Kirschen süßer als in Nachbars Garten" Modus verfallen werde. Dazu habe ich zuviel gesehen in der Berufswelt und es gibt immer Vor- und Nachteile. Auch werde ich weiterhin Erfahungen hinterfragen, Wissen prüfen und kritisch auf Muster schauen. Denn, ich möchte langsfristig einstellen. Ansonsten kann ich mir den Prozess sparen und Freelancer einsetzen.

Zu dem Kommentar eine Einordnung. Da hat jemand verkündet, dass er nach 20 Jahren einen Wechsel vornimmt, sein angestammtes Unternehmen verläßt und sich bei seinen Mitstreitern für den gemeinsamen Weg gedankt. Soweit so gut. In der Liste der Kommentare, welche sich ebenfalls bedanken und alles Gute für die Zukunft wünschen, taucht ein Kommentar auf, welcher heraus sticht - eine Abrechnung, eine Verurteilung, eine Anklage, nur mit welchem Ziel? Wird der Angesprochene sich ärgern? Nö, im Zweifel blockiert er den Schreiber. Werden ehemalige Kollegen öffentlich zustimmen? Nö, denn es hilft ihnen nicht. Hilft es dem Schreiber? Naja, er hat sich Luft gemacht und etwas, das sich offensichtlich über Jahre angestaut hat rausgelassen. Das hilft dem Schreiben bestimmt, doch in seiner Außenwahrnehmung hilft ein solcher Ausbruch nicht.

Warum reagiere nun ich auf dieses Thema? Ich könnte doch das Ganze einfach ignorieren. Zumal ich die Beteiligten noch nicht einmal kenne. Ich kann die Gefühlslage sogar in gewisser Weise nachvollziehen, denn "ich habe viel gesehen ..." und dazu gehörten auch Menschen, mit denen ich nicht klargekommen bin oder deren Meinung ich nicht geteilt habe. Doch einen Groll zu hegen hilft mir nicht. Auf zu neuen Ufern bedeutet auch die alten Ufer hinter sich zu lassen. Das Bild der sich schliessenden und öffnenden Türen gefällt mir hier sehr gut. Der Fokus auf die Herausforderungen hinter der neuen Tür gelingt nämlich nur, wenn sich die alte Tür schließt. Manchmal muss man Dinge einfach hinter sich lassen. Sonst würde ich heute noch an alten Themen hängen, wie z.B. der Situation in meinem ersten Job, wo ein etablierter Kollege meine Ergebnisse als seine ausgegeben hat um zu glänzen oder der "neue" Vorgesetzte, welcher sich an meinem hohen Job Level störte ohne mich überhaupt zu kennen und mir aus meiner Perpsektive keine Chance gab. Oder, Oder, Oder. "Ich habe viel gesehen ...." bedeutet für mich auch zu reflektieren aber viel wichtiger auch loszulassen. Insofern sagt der Kommentar viel mehr über den Schreiber aus, als über den Adressaten und hat mit einfach erneut zum Nachdenken gebracht.

Darüber hinaus bringt das öffentliche Schmeißen mit Dreck nichts, denn die wenigsten können beurteilen ob es überhaupt einen Kritikpunkt gibt und es ist auch schlicht stillos. Mich macht es traurig, dass solche Situationen entstehen, auch wenn ich viel gesehen habe und weiß, dass das Leben in allen Facetten stattfindet. Mein Mitleid gilt hier tatsächlich dem Schreiber des negativen Kommentars.

Um den Bogen zu schließen, "ich habe viel gesehen" und mache tagtäglich neue Erfahrungen. Ich habe mittlerweile verstanden, dass "sich druchbeißen" dazu gehört langfristig Veränderung zu bewirken und Werte zu schaffen. Ich bin bin angekommen in einer herausfordernden Reise (nicht am Ziel!) und habe viel Spaß daran diese weiter zu beschreiten.

Um Mißverständnissen vorzbeugen: Ich bin nicht auf Jobsuche und verweise auf diesen LinkedIn Post:

Markus Knell

Taking responsibility in a changing world

2 Jahre

Matthias Popiolek Guter Beitrag!

Matthias Popiolek

Associate Vice President - Head of Cloud Consulting Europa | Ihr Ansprechpartner um die Cloud zu einem Hebel für nachhaltig erfolgreiches Geschäft zu machen

2 Jahre

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