Trödelst du noch oder ghostest du schon?

Der Bewerbungsprozess hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Der Austausch zwischen Kandidat:innen und Unternehmen ist heute oft geprägt von Verzögerungen, Unsicherheiten und – immer häufiger – Ghosting 👻 Wie können beide Seiten diese Herausforderungen überwinden?

Ghosting: Nicht mehr nur ein Problem der Dating-Welt

Ghosting, ursprünglich aus der Dating-Welt bekannt, beschreibt den plötzlichen Kontaktabbruch ohne Vorwarnung oder Erklärung. Leider ist dieses Phänomen längst auch im Berufsleben angekommen. Immer öfter berichten sowohl Kandidat:innen als auch Unternehmen von unerwartetem Schweigen bzw. „Tot-Stellen“ im Bewerbungsprozess.

Wenn Kandidat:innen ghosten

Kandidat:innen ghosten, weil:

• Sie sich für ein anderes Angebot entschieden haben und keine Absage formulieren wollen.
• Die Kommunikation mit dem Unternehmen als unprofessionell empfunden wurde.
• Es ihnen schlicht an Zeit oder Motivation fehlt, sich zurückzumelden.

Wenn Unternehmen ghosten

Unternehmen ghosten, weil:

• Interne Abstimmungen länger dauern als geplant.
• Bewerbungsprozesse oft nicht standardisiert sind.
• Sie sich nicht entscheiden können.
• Auf jemanden warten, der noch besser zum Suchprofil passt.

Beide Seiten verlieren dabei: Vertrauen, Zeit und die Möglichkeit, eine wertvolle Beziehung aufzubauen – selbst, wenn es für die konkrete Vakanz nicht passen sollte.

Trödeln als unterschätztes Hindernis

Neben Ghosting ist auch das „Trödeln“ ein wesentlicher Faktor, der den Bewerbungsprozess belastet. Langwierige Entscheidungsprozesse führen oft dazu, dass Kandidat:innen abspringen oder sich für andere Angebote entscheiden.

Auswirkungen auf Kandidaten

Kandidat:innen, die lange auf Rückmeldungen warten, erleben:

• Frustration und Unsicherheit.
• Zweifel an der Unternehmenskultur und Organisation.

Auswirkungen auf Unternehmen

Unternehmen, die zu lange zögern, riskieren:

• Den Verlust hochqualifizierter Fachkräfte an schnellere Mitbewerber.
• Einen negativen Ruf auf dem Arbeitsmarkt.
• Hohe Kosten durch zu lange unbesetzte Stellen.

Tipps für Kandidat:innen: Klare Kommunikation

1. Ehrlichkeit: Wenn eine Stelle nicht mehr interessant ist, sollte dies kommuniziert werden – höflich, aber direkt.
2. Nachfassen: Ein freundlicher Reminder per E-Mail zeigt Interesse und hält den Prozess am Laufen.
3. Offenheit: Wenn man in Entscheidungsnot aufgrund anderer Angebote kommt, sollte man dies auch offen mitteilen. Eventuell hat das Unternehmen dann die Möglichkeit den Prozess etwas zu beschleunigen.

Tipps für Unternehmen: Transparenz und Tempo

1. Klare Prozessgestaltung: Ein zumindest grob strukturierter Zeitplan für den Bewerbungsprozess schafft Vertrauenswürdigkeit.
2. Regelmäßige Updates: Auch wenn es keine neuen Informationen gibt, sollte das den Kandidat:innen mitgeteilt werden.
3. Schnelligkeit zahlt sich aus: Schnelle Entscheidungen verschaffen Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil.
4. Verbindlichkeit: Feedback-Termine, die angekündigt worden sind, sollten unbedingt eingehalten werden. Auch wenn man vielleicht noch keine finale Entscheidung hat, sollte man diese Info zum vereinbaren Zeitpunkt mitteilen.

Fazit: Ein Bewerbungsprozess ist keine Einbahnstraße

Ghosting und „Trödeln“ sind oftmals Ausdruck eines tiefergehenden Problems: mangelnde Wertschätzung und Kommunikation. Dabei profitieren beide Seiten von Offenheit und Professionalität.

Die Lösung ist einfach: Kandidat:innen sollten sich in die Situation des Unternehmens versetzen – und umgekehrt. Denn am Ende geht es nicht nur um die Besetzung einer Position, sondern auch um den Aufbau langfristiger Beziehungen.

„Trödelst“ du noch – oder entscheidest du dich bewusst?