Ich will mein altes Leben zurück!
Wir lesen es gerade immer wieder: Die Menschen wollen ihr altes Leben wieder, und am besten alles so, wie es vor der Corona-Krise war. Privat und beruflich. Aber geht das denn wirklich? Und wollen wir es genau so?
Natürlich haben wir das „alte Leben“ geliebt, wir haben es uns schließlich selbst ausgesucht. Wir haben uns in unseren verschiedenen Lebensbereichen gut eingerichtet und uns Zuhause gefühlt. Der Alltag und unsere beruflichen Herausforderungen sind uns vertraut, sie passen uns wie ein gut sitzender Turnschuh, perfekt eingelaufen, keine Blasen bei langem Tragen. Da können wir immer reinschlüpfen, ohne groß zu überlegen. Immer war klar, was unsere Aufgaben sind. Wir kennen die gewohnte Tagesstruktur, waren sicher im Großen und Ganzen zufrieden. Denn, wenn wir das nicht gewesen wären, hätten wir doch etwas verändert, oder?
Veränderungen – ob wir wollten oder nicht
Doch jetzt kam die Corona-Krise über uns alle, mit voller Wucht und vielen Ängsten: Um unsere eigene Gesundheit, um das Wohl der Menschen, die wir lieben, unsere Eltern, Großeltern, unsere Freunde. Und bei gerade bei den Menschen, die UnternehmerIn sind oder Solo-Selbständige, kommt auch noch die Angst ums wirtschaftliche Überleben dazu. Ganze Branchen wie Hotellerie oder auch Gastronomie liegen auch jetzt noch brach. Einzelhandelsgeschäfte, Friseure und viele andere können den Umsatz der letzten Wochen nicht mehr aufholen. Viele Kunden verzichten jetzt auf Konsum, zum einen, da sie gerade selbst weniger verdienen, zum anderen, weil sie gerade anderes im Kopf haben und kein Bedürfnis spüren, Neues zu kaufen, zu investieren. Die Hilfen sind zwar einerseits umfassend, manchmal aber doch nicht die Rettung. Und wer vorher schon gewisse Schwierigkeiten hatte, der hat es nun noch deutlich schwerer.
Die Welt verändert sich gerade in großem Tempo. Vieles, was bis vor kurzem noch wichtig war, wird jetzt weniger wichtig, anderes rückt in den Vordergrund. Die neuen Anforderungen haben uns mit Wucht überrannt: Veränderungen, die wir uns nicht ausgesucht haben wie das Paar Schuhe, das wir gerne in Ruhe einlaufen wollten. Nein. Wie Schuhe, die wir unterwegs kaufen mussten, weil unser Koffer auf dem Flug verloren ging.
Wir alle durchlaufen gerade die klassische Veränderungskurve mit allen ihren 7 Phasen:
Schock+ Überraschung
Ablehnung+Tal der Tränen
Rationale Einsicht
Emotionale Akzeptanz
Lernen
Erkenntnis
Integration
Das ist anstrengend. Das Gute daran aber ist: Diese Kurve geht langfristig nach oben, auch wenn man es in den Tälern nicht fühlt.
Veränderungen – da kann auch so manches Gute drinstecken
Ob wir es wollten oder nicht, wir alle machen gerade alle viele Erfahrungen, wir lernen Neues dazu. Wir machen plötzlich Videokonferenzen, organisieren einen Lieferdienst, eröffnen einen Online-Shop, schreiben Hygienekonzepte. Ich stelle fest, dass sich in fast allen Branchen sich die Menschen mehr auf das Wesentliche konzentrieren, den Kunden noch gezielter im Fokus haben und – nach anfänglicher Schreckensstarre, sehr schnell die eigene Fantasie genutzt haben, um neue Ideen zu konzipieren.
Meine Blumenhändlerin hat jetzt einen Marktstand, der Pralinenhersteller verkauft seine Köstlichkeiten auch im Supermarkt, die Boutique-Besitzerin renoviert den Laden und nutzt die Zeit, endlich ihre Social-Media-Präsenz auszubauen.
Ich sehe neben aller Angst immer wieder viel Schwung, viele ungewöhnliche Ideen, immer wieder Stolz, etwas auf andere Art auch gewuppt zu haben, neue Stärken an sich entdeckt zu haben, erste Schritte in einen neuen Alltag gemeistert zu haben. Vielleicht ist das der richtige Zeitpunkt, um an allem auch einmal das Gute zu sehen. Den alten Alltag mit etwas Abstand zu betrachten und sich zu fragen: Will ich wirklich alles wieder? Oder gefällt mir so manches an den neuen Schuhen auch ganz gut?
Alle diese Veränderungen werden nicht spurlos an uns vorübergehen. Wir werden wir nach der Krise nicht die gleichen Menschen sein. Wir und unser Leben haben sich weiterentwickelt. Da wird es kein Zurück in das alte Leben geben: Wir werden um viele Erfahrungen reicher sein, wir werden Menschen anders begegnet sein, Neues über uns selbst erfahren haben, weil wir uns mehr mit uns selbst beschäftigt haben oder mit anderen Dingen als sonst, und unsere beruflichen Herausforderungen sind andere. Wir haben uns verändert. Unser Unternehmen ist nicht mehr dasselbe.
Je mehr wir uns der Krise stellen, desto mehr wird es so sein, dass wieder wir die Veränderungen steuern und nicht die Veränderungen uns. Mit strategischen und kreativen Überlegungen können wir entscheiden, was wir aufgrund der Krise wie verändern möchten, wie unser neuer Alltag aussehen soll, unternehmerisch und privat. Wir werden wieder auf manches Altbewährte zurückgreifen, anderes hinterfragen. Wir werden all das Neue im Gepäck haben als zusätzliches Werkzeug. Und auch wenn vieles dann irgendwann wieder Alltag ist – erinnern wir uns daran, dass wir immer wieder auch mal ein neues Paar Schuhe wagen können!
Was möchten Sie aus der C-Krise mit in den neuen Alltag nehmen? Ich freue mich, wenn Sie mir ein Email schreiben: Manuela Weinand
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