IDAHOBIT - Es gibt noch viel zu tun!

IDAHOBIT - Es gibt noch viel zu tun!

„Habt Euch doch nicht so! Ihr seid doch schon gleichgestellt.“ Das höre ich immer wieder. Und tatsächlich sind LGBT*IQ Menschen weitgehend der heteronormativen Mehrheit gleichgestellt. Aber eben noch nicht ganz. 

  • Ein Gesetz zum Verbot von Konversationstherapien wurde erst 2020 eingeführt, aber noch immer ist es Alltag, dass religiöse Führer (ja, in der Regel sind es Männer) gegen Homosexualität wettern.
  • Trans*-feindliche Frauengruppen machen Politik gegen das Selbstbestimmungsgesetz, sodass unser Bundesjustizminister Buschmann im Referentenentwurf zum Selbstbestimmungsgesetz eine Klausel eingefügt hat, durch die trans* Frauen beispielsweise der Einlass in eine Frauensauna verwehrt werden kann.

Rechtliche Gleichstellung ist das Eine, aber gesellschaftliche Gleichstellung und Anerkennung das Andere. 

  • Noch immer ist nicht sichergestellt, dass Ärzte keinen Druck auf Eltern ausüben, um ihre intergeschlechtlichen Kinder einer geschlechtsangleichenden Operation zu unterziehen. 
  • In den USA und in Großbritannien gibt es starke Bewegungen gegen trans* Menschen, die Ihnen bereits erlangte Rechte wieder aberkennen.
  • In Bayern hat sich die Hasskriminalität gegen queere Menschen zwischen 2010 und 2021 versiebenfacht. 
  • Auch in Berlin gibt es einen kontinuierlichen Anstieg von polizeilich registrierten und hassmotivierten Straftaten gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle und trans* Personen, die sich derzeit auf einem Höchststand befinden. 
  • Bayern ist das letzte Bundesland, welches noch keinen queeren Aktionsplan hat. Ministerpräsident Markus Söder hat mittlerweile einzig im Frühjahr von der Notwendigkeit eines solchen Aktionsplans gesprochen, allerdings eine Einladung an die Community zur Mitarbeit nicht ausgesprochen.
  • Über mein Engagement bei PROUT AT WORK höre ich immer wieder auch von nicht-binären Menschen, die sich dummen Sprüchen ausgesetzt sehen, weil sie sich nicht normkonform kleiden.

Heute ist der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Trans* und Inter*feindlichkeit. Der Tag erinnert eigentlich an die Streichung von Homosexualität als Krankheitsbild durch die WHO, aber tatsächlich müssen wir diesen Tag nutzen, um auf die immer noch sehr große vorherrschende Feindlichkeit gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans* Personen und intergeschlechtliche Menschen aufmerksam zu machen. 


Wir sind leider noch nicht durch mit dem Thema. Überall all auf der Welt wendet sich gerade wieder das Blatt und LGBT*IQ Menschen haben nicht ausreichend safe spaces. 

Im Arbeitsleben in Deutschland allein, gibt es noch nicht auf allen Ebenen und in allen Branchen ein Verständnis vom Mehrwert von Vielfalt und dass ein Miteinander nur funktioniert, wenn alle am Tisch sitzen dürfen. Die Umsatz- und Gewinnorientierung hat oftmals immer noch Vorrang vor einer Auseinandersetzung mit Kund:innen über dieses Thema. Unternehmen färben gerne ihr Logo in Regenbogenfarben, allerdings nicht in allen Ländern dieser Welt.


Es gibt noch viel zu tun und alle können einen Beitrag leisten, durch

  • das Zeigen der eigenen Pronomen und die Verwendung der gewünschten Pronomen des Gegenübers
  • das Reflektieren der eigenen Vorurteile, um nicht weiter unbewusst Menschen zu verletzen und zu diskriminieren
  • das Reflektieren der eigenen Privilegien, um diese immer mal wieder auch dazu zu verwenden, dass LGBT*IQ Menschen airtime bekommen oder befördert werden. 
  • das Alltagwerdenlassen von LGBT*IQ Themen in Gesprächen mit anderen in der Kaffeeecke, dass die Thematik Teil unser aller Konversationen wird
  • das Einschreiten im Falle von homo-, bi-, trans* oder interfeindlichen Kommentaren gegenüber oder über LGBT*IQ Menschen, wie wir das genauso im Falle von rassistischen, sexistischen oder antisemitischen Äußerungen machen würden.


Ich zähle auf Euch! Danke!

Wolfgang Wedler

Themen: Pädophilie, Diversity, Beziehungen

1 Jahr

Wo bleibt der Einsatz der #LGBT*IQ Menschen für andere??? Ich habe Menschen kennengelernt, die unter dem Paragrafen 175 StGb schwer gelitten haben. Männliche #Homosexuelle wurden kriminalisiert, stigmatisiert, verfolgt. Geschlagen, getreten, ermordet. Vom #Staat und vom #Bundesverfassungsgericht verraten. In Gefängnisse geworfen. Haben Familie, Freunde, Wohnung und Arbeit verloren. Die Situation für queere Menschen hat sich seit dem dramatisch verbessert. Und doch glaube ich, dass das Grundproblem der damaligen Zeit nicht erkannt wurde. Dies wird langfristig dazu führen, dass eine rückwärtsgewandte Sichtweise die errungenen Fortschritte zunichte macht. Heute werden #Pädophile so behandelt wie damals die Schwulen. Wir haben nichts gelernt. Selbst die öffentlich wahrnehmbaren #queere Vertreter*innen grenzen diese Menschen aus. Nur, weil ihnen die sexuelle Identität nicht passt. Als ob sich irgendjemand seine sexuelle Identität aussuchen würde. Damit verraten sie ihre Geschichte. Damit verraten sie #Menschenrechte. Sie leben ihre eigenen Forderungen an die #Gesellschaft nicht. Grenzen aus, wenden #Gewalt an. Deswegen werden sie scheitern. Wer aus seiner Geschichte nicht lernt, verspielt die Zukunft.

Danke für dein Engagement Albert Kehrer - schon so viele Jahre! Ich erinner mich noch, wie aufgeregt ich war, dich 2010 für meine Bachelorarbeit zum Thema Diversity zu interviewen und wie schön unser Gespräch damals in Schöneberg war!

Stefanie Horn

🌳Director Technology Partnership & ESG Europe @Fujitsu | Circular Economy & Business Model Innovation | Biodiversity & Regenerating Nature | Author | #YoMyPer - Yoga, Mycology, Permaculture | Co-Founder Pride Network 🌈

1 Jahr

Danke lieber Albert Kehrer für diesen tollen Artikel - Du bringst es wunderbar auf den Punk 🙏💡

Denise Hottmann

Passionate Social Sustainability Driver & Diversity, Equity & Inclusion Practitioner | Especially open to connections from Personal or Virtual Meetings

1 Jahr

Lieben Dank Albert Kehrer für deine gute persönliche und mit Fakten basierte Einschätzung. Ich sehe auch, es gibt noch viel zu tun. Dank der PROUT AT WORK-Foundation und allen beteiligten engagierten Menschen haben Einzelpersonen wie auch Organisationen die Möglichkeit, ihre Energien, Sichtweisen und Stimmen zu bündeln. Let's continue....

Tuesday N. Porter

Qualifizierte Aufsichtsrätin und Expertin für politische Kommunikation und strategische Allianzen

1 Jahr

Danke für die Einordnung Albert! 😔

Zum Anzeigen oder Hinzufügen von Kommentaren einloggen

Weitere Artikel von Albert Kehrer

  • Spenden und Schutz für LGBT*IQ aus/in der Ukraine

    Spenden und Schutz für LGBT*IQ aus/in der Ukraine

    Mit der russischen Invasion in die Ukraine begann auch die massenhafte Flucht von Menschen, die Sicherheit in Polen…

    3 Kommentare
  • Walk the Talk für echte Veränderung!

    Walk the Talk für echte Veränderung!

    Ich habe lange nachgedacht, ob ich mich zum Thema Europameisterschaft und Diskriminierung noch einmal äußern soll. Ein…

    2 Kommentare
  • Menschenrechte sind nicht verhandelbar.

    Menschenrechte sind nicht verhandelbar.

    Der Pride Month endet in wenigen Tagen und wenn es die vergangenen Wochen und politischen Entscheidungen, auch hier in…

    3 Kommentare

Ebenfalls angesehen

Themen ansehen