Immer wieder Energievampire in meinem Leben - warum?

Immer wieder Energievampire in meinem Leben - warum?


Ich bin gestern Früh Zeuge von einem Himmelfahrtskommando geworden. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Symbolik dahinter hat mich noch den ganzen Tag zum Nachdenken gebracht.

Denn wenn wir gehen, ohne den wirklichen Grund und das wahre Bedürfnis dahinter zu kennen, reproduzieren wir die Situation wieder und wieder und wieder im Leben. Egal ob beruflich oder privat.

Aber nun der Reihe nach. Etwa um 10 Uhr Vormittags höre ich durch das geöffnete Fenster zum Garten hin ein lautes Summen. Die Luft vibrierte regelrecht. Ich habe so etwas noch nie gehört. So ähnlich muss sich eine riesige Schwerlastdrone anhören, die direkt vor dem Fenster startet. Ich gehe barfuß in den Garten, folge dem Ton. Als ich um die Ecke biege und freie Sicht bekomme, sehe ich schätzungsweise 40 000 bis 60 000 Bienen in einem riesigen Schwarm den Himmel verdunkeln.

Meine Schwester hat als Imkerin einen Bienenschwarm in meinem Garten aufgestellt, hegt und pflegt sie und hat dieses Jahr bereits Honig geschleudert. Und dann sind sie trotzdem ausgeschwärmt, haben auf einen Schlag die Bienenbehausung verlassen. Ein unglaubliches Naturschauspiel.

Bienen, die genügend Platz für Vorräte haben, würden unter normalen Bedingungen nicht ausschwärmen, schon gar nicht nach der Hauptblütezeit im Frühjahr, wenn es de facto für ein junges Volk keine neuen Vorräte für den Winter anzulegen gibt.

Und dennoch - irgendetwas hat die Bienen bewogen zu gehen. Unter Anleitung habe ich den Ort lokalisiert, an dem der Schwarm sich schließlich niedergelassen hatte und habe unter den entsprechenden Baum einen leeren Bienenkasten mit Honigwaben als Lockmittel gestellt.

Und siehe da, keine zwei Stunden später sind die mehr als 40 000 Bienen wieder eingezogen. In eine deckungsgleiche Behausung unter exakt den gleichen Bedingungen wie zuvor. Vermutlich weil der Honigduft zu verlockend war. Sie haben scheinbar NICHTS gewonnen mit ihrem Auszug. Die gleiche Situation wie vorher.

Ich sehe hier viele  Parallelen zu meiner therapeutischen Arbeit und der Emotionsarbeit, die ich mit Menschen mache. Persönlichkeitsentwicklung in reinster Form.

Wenn eine Situation nicht mehr tragbar ist, aus welchen Gründen auch immer, gehen die meisten Menschen an einem Punkt oder dem anderen. Verlassen die Situation oder Umstände. In Beziehungen, der Familie oder dem Job. Und das kann ein wichtiger und gesunder Schritt sein und ein hohes Maß an Selbstfürsorge bedeuten. Doch kurze Zeit später befinden sie sich wieder in ähnlichen Umständen. In einem anderen Kleid, mit anderen Menschen. Aber am Ende sehr ähnlich.

Denn oft höre ich Sätze mehr oder weniger wie:  

1. „Irgendwie ziehe ich immer cholerische Chefs an, die meine Fähigkeiten nicht sehen“.
2. „Auch in meiner neuen Beziehung schaffe ich es nicht wirklich mich zu zeigen und versuche es meinem Partner recht zu machen.“
3. „Ich gerate immer wieder an Partner und Freunde, die ich finanziell unterstützen muss. Und ständig kommen neue Energievampire in mein Leben."

Das geschieht deutlich weniger, wenn ich für mich kläre, was die wirklichen Beweggründe für den Schritt waren.

  • Welche (emotionalen) Verletzungen sind geschehen?
  • Wie habe ich mich gefühlt?
  • Welche Bedürfnisse habe ich nicht ausgedrückt?
  • Welche meiner Handlungen wurde nicht gesehen, anerkannt oder wertgeschätzt?
  • Wie sieht meine Einstellung und Überzeugung dem Thema oder der Situation gegenüber aus?
  • Was habe ich in der Vergangenheit, meiner Familie, Beziehungen oder Jobs zu Situationen wie diesen erfahren und welche Muster und Glaubenssätze haben sich bei mir etabliert?

All das und noch einiges mehr zu betrachten und zu erfühlen ist wichtig, um mich nicht in kürzester Zeit wieder in einer ähnlichen Situation wiederzufinden.

Zugegebenermaßen braucht es den Willen und ein hohes Maß an Ehrlichkeit mir selbst gegenüber, mich auf die Forschungsreise nach den wahren Ursachen zu begeben. Aber so kann ich aus dem Hamsterrad an wiederkehrenden Situationen aussteigen. Die geschilderten Situationen übersetzt:

1. „Irgendwie ziehe ich immer cholerische Chefs an, die meine Fähigkeiten nicht sehen“

= „Ich sehe meine eigenen Fähigkeiten nicht und halte mich selbst für unfähig und wertlos.“

2. „Auch in meiner neuen Beziehung schaffe ich es nicht wirklich mich zu zeigen und versuche es meinem Partner recht zu machen.“

= „Durch meine Anpassung versuche ich Aufmerksamkeit und Liebe zu erfahren. Ich habe große Angst davor verlassen zu werden und alleine zu sein. Wenn Menschen mich so sehen würden, wie ich wirklich bin, würden sie sofort gehen.“

3. „Ich gerate immer wieder an Partner und Freunde, die ich finanziell unterstützen muss. Und ständig kommen neue Energievampire in mein Leben."

= „Ich habe gelernt mich aufzuopfern und viel zu tragen. Indem ich viel gebe und die Verantwortung für andere übernehme, erhoffe ich mir Dankbarkeit, Liebe und Zugehörigkeit. Ich bin ein Retter/eine Retterin. Oder ich lasse mich emotional erpressen, da ich (ohne meine Hilfeleistung) sonst vermeintlich Schuld bin, dass es der Person schlecht geht.“

Indem ich all das durchleuchte und mich wirklich kennenlerne, kann ein Veränderungsprozess in Gang kommen.

  • Ich lerne meine Bedürfnisse kennen.
  • Ich lerne nein zu sagen und Grenzen zu setzen.
  • Ich lerne um Hilfe zu bitten.
  • Ich lerne mich anzuvertrauen.
  • Ich lerne gut zu kommunizieren.
  • Ich lerne rechtzeitig für mich einzustehen.
  • Ich lerne mich zu lieben und mich selbst wertzuschätzen.

Damit lande ich nicht wieder in der gleichen Situation, nur weil der Honig wie im Falle meiner Bienen mich wieder in die gleichen Umstände lockt. Oder das Muster mit "für mich nicht förderlichen Verhaltensweisen" scheinbar geliebt oder anerkannt zu werden sich wiederholt. Damit kann ich das Hamsterrad durchbrechen und finde mich schließlich in energiespendenden Situationen, Umständen und Beziehungen wieder.

Und es ist für mich jeden Tag aufs Neue schön und besonders, Menschen bei diesen Prozessen zu begleiten.


 


Schöner Gedankenanstoß aus der Natur.

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