Individualisierung - Fokus auf Effekt vs. Fokus auf Effizienz
Bei der individualisierten Förderung von Athleten kann der Fokus auf Effizienz oder den Effekt gelegt werden. Während Effizienz sich auf den Prozess und damit verbundene Strukturen bezieht, rückt der Fokus auf Effekt das Spielerprofil und das Ergebnis der Arbeit in den Mittelpunkt.
Bei der Effektivität liegt der Fokus auf dem Ziel, bei der Effizienz hingegen auf der Optimierung der festgelegten Maßnahmen.
Diese Formulierung mag im ersten Moment holprig erscheinen bzw. fällt es vielen schwer, die Begrifflichkeit zu trennen. Für den Sportler selbst stellt es allerdings einen erheblichen Unterschied dar.
Effektivität: Der aktuelle Leistungsstand des Sportlers wird bestimmt, Potenziale definiert und eine Strategie zur gezielten Optimierung festgelegt.
Effektivität: Der Prozess wird auf den Athleten zugeschnitten.
Effizienz: Die Strukturen und vorhandene Kapazitäten bestimmen die Optionen. Die Sportler werden gemäß ihres Profils zugeteilt.
Effizienz: Der Athlet wird in den bestehenden Prozess integriert.
Effiziente Strukturen erleichtern den Arbeitsalltag und vereinfachen Organisation, Prozesse sowie Kommunikation. Qualitativ ist der Fokus auf Effizienz also nicht per se als negativ zu bewerten. Allerdings fehlt im Kontext von Individualisierung meist die Balance: Die Orientierung an Effizienz dominiert, Effekt-orientierte Arbeit ist somit untergeordnet.
Dieser Beitrag soll keinesfalls eine Entweder-Oder-Diskussion darstellen. Er plädiert vielmehr für eine Integration von mehr Effekt-Orientierung.
Empfohlen von LinkedIn
Individualisierung mit Fokus auf Effekt = Spielerprofil im Mittelpunkt
Die gezielte Optimierung eines Spielerprofils erfordert natürlich zunächst die Bestimmung eines individuellen Profils und die Auseinandersetzung damit. Das bedeutet im Klartext: Alle vorhandenen Informationen werden zusammenführt und kritisch betrachtet, mit dem Ziel, Potenziale oder Schwachstellen zu erkennen. Innerhalb dieses Prozesses ergeben sich in der Regel auch weitere Fragestellungen bzw. wird man sich 'blinder Flecken' bewusst. Manche dieser Fragen können durch Testverfahren beantwortet werden. Andere Fragestellungen werden dagegen unbeantwortet bleiben. Und das ist auch in Ordnung so. Denn: der 'gläserne Athlet' ist nicht das Ziel. Das primäre Ziel ist es, keine relevante Information zu übersehen.
Bestimmung von Potenzialen und Ableitung von Maßnahmen
Die Ableitung von Maßnahmen sollte individuell und spezifisch erfolgen. Individuell bedeutet in diesem Zusammenhang, dass das aktuelle Spielerprofil und dessen Optimierung gewährleistet sind. Spezifisch steht in diesem Zusammenhang dafür, dass die bestimmte Maßnahme zur erfolgreichen Zielerreichung führt.
Die Auseinandersetzung mit dem Spielerprofil kommt meist zu kurz
In der Regel wird sich mit dem Spielerprofil nur oberflächlich auseinandergesetzt. So ist es einfach, einen physisch schwachen Spieler in eine Trainingsgruppe für gesondertes Athletiktraining einzuordnen. Dabei kommt aber nicht selten folgende Frage zu kurz: "Macht diese Maßnahme ihn zu einem besseren Spieler?".
Nicht jede Schwachstelle erfordert zwingend die Arbeit daran.
In Deutschland neigen wir oft zum Perfektionismus. Stattdessen sollten wir manche Schwächen als Teil des Profils akzeptieren. Dafür dann aber im Gegenzug die Arbeit an bestimmten Schwächen fokussieren. In diesem Fall Schwächen, die das Profil mit einem hohen Impact beeinflussen.
Das bedeutet nicht gleichzeitig, dass Effizienz zu vernachlässigen ist. Im Gegenteil: Wenn es um die Umsetzung geht, stellt dies einen kritischen Faktor dar. Doch erst nachgeordnet. Denn zunächst muss bestimmt werden, WAS in den Fokus der Arbeit gelegt werden soll. Steht dies fest, kann sich mit dem WIE auseinander gesetzt werden.
Strukturen rund um das Thema Individualisierung gewichten meist das WIE mit zu hoher Priorität, während sie das WAS vernachlässigen.