Inklusion 0.? zur Inklusion 4.0
Hans Waldmann Fachtagung 2014

Inklusion 0.? zur Inklusion 4.0

Inklusion in Zeiten der Digitalisierung...

Sie ist in aller Munde. Inhaltlich will ich nicht darauf eingehen, die Inklusion ist schon genügend besprochen worden. 

Es wurde kein Alt-Text für dieses Bild angegeben.

Aber vor nicht allzu langer Zeit bin ich von einem Institutionsleiter auf das Thema Inklusion angesprochen worden. Er sorgte sich um den Erhalt der Institution. Dies deshalb, weil die Stiftung relativ viel Geld in die Infrastruktur investiert hat mit dem Ziel, für die Klienten ein attraktiver Ort zu sein. Dafür wurden auch die Werkstätten auf den neusten Stand gebracht. 

Ich konnte ihn mit den folgenden Denkanstössen beruhigen:

Durch die Inklusion werden die betroffenen Menschen vollumfänglich in die Gesellschaft integriert. Durch die Digitalisierung gibt es aber einen merklichen Abbau von Arbeitsplätzen, gerade im niedrigen Lohnsektor. Diese stehen dann noch mehr unter Druck von vielen eher schlecht ausgebildeten Menschen, die in diesen Bereichen einen Job suchen. Somit werden Menschen mit einer Behinderung viel schlechter in den ersten Arbeitsmarkt kommen, als dies mit der Ratifizierung der Behindertenrechtskonvetion UN-BRK vorgesehen ist. Auch gesetzliche Verordnungen werden daran wenig ändern. Denn die Digitalisierung ist ein Prozess, der über die ganze Volkswirtschaft und unsere Gesellschaft kommen wird. 

Zwar ist Inklusion eine Werthaltung, die vom Gesetzgeber zwar angestossen wurde, aber nicht in allen Teilen umgesetzt wird. Sie ist zwar wünschenswert, die Digitalisierung ist aber aus meiner Sicht stärker, was auch der Grund dafür sein wird, dass nicht so viele Menschen aus den sozialen Werkstätten in den ersten Arbeitsmarkt wechseln werden, wie es mit der Inklusionsstrategie geplant war. Diese Argumente waren für den Institutionsleiter beruhigend. Mich machen aber gerade diese Punkte nachdenklich. Den Institutionsleiter kann ich gut verstehen, er braucht Planungshorizonte für seine soziale Institution. Er kann nicht einfach wie ein Unternehmen ein neues Produkt ausserhalb seines Bereiches entwickeln und damit auf den Markt gehen. Er ist durch die staatlichen Vorgaben zu sehr eingeschränkt. 

Für mich aber tauchen Fragen auf:

  • Handelt es sich um Inklusion in Zeiten der Digitalisierung oder um Digitalisierung in Zeiten der Inklusion? Welcher Focus wird schlussendlich wichtiger werden?
  • Was machen wir mit den Menschen, die wegen der Digitalisierung nicht den Weg in den ersten Arbeitsmarkt finden?

Das ergibt ganz neue gesamtgesellschaftliche Problemstellungen. Nicht nur weil Menschen mit einer Behinderung auf der Strecke bleiben, sondern auch bildungsferne Menschen.

  • Wenn diese nicht mehr durch die Sozialsysteme querfinanziert werden können – was machen wir dann?

Das ist eine der Kernfragen, die unsere Gesellschaft zu stark verdrängt – auf Kosten von Menschen und schliesslich der Volkswirtschaft.

Was ein positiver Einfluss auf die Problemstellung hat, ist die Bildung. Die Bildung auf Stufe Grundkompetenzen: Lesen, Schreiben und Rechnen sowie die Grundkompetenzen der digitalen Technologien. Bildung im dem Bereich ist ein Teil der Lösung. Aber eben nicht nur. Die Wege, die hier beschritten werden müssen, sind, unabhängig von jeglicher politischen Couleur, gesamtgesellschaftlich abzustützen.


Kathrin Post-Isenberg

Top Voice & Speakerin im HANDWERK ⚒ Steinmetzmeisterin | Beratung für Arbeitgebermarken & Social Media für zeitgemäße Rekrutierung | Kolumnistin

11 Monate

HansWaldmann, sehr wichtiges Thema!

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