Interventionsebenen und Strukturkopplungen …

Geht es um Interventionen in Systemen, Gruppen oder Organisationen, so stellt sich u.a. immer wieder die Frage, auf welcher Ebene bzw. zwischen welchen Ebenen setze ich an? Was wirkt sich funktional wie aus? Welche Wechselwirkungen kann ich überhaupt vorausdenkend planen? Als Seitschritt: Schaut man z.B. auf die komplexen Auswirkungen der „Corona-Krise“ an, so ist manches möglicherweise vorhersehbar gewesen und anderes war gelinde gesagt undenkbar … oder?

Schaue ich auf Systeme, so kann man grob zwischen vier Ebenen unterscheiden:

1.      Die körperliche Ebene

2.      Die psychische Ebene

3.      Die Interaktionelle Ebene

4.      Die kulturelle Ebene

Komplex wird es (deshalb der o.a. Seitschritt) weil alle diese Bereiche einer unterschiedlichen Prozesslogik folgen und verschiedene Materialität aufweisen. Gleichzeitig … sind sie untereinander (Wechselwirkungen erzeugend) gekoppelt.

Beispiel: Eine Führungskraft leidet unter Bluthochdruck, wird aber vom CEO regelmäßig gemaßregelt und lebt in einem Umfeld (z.B. die Familie, Firma), in der berufliche Ergebnisse maßgeblich den (Selbst)Wert bestimmen. Hier wird deutlich, dass zum Beispiel der Blutdruck als körperliches Phänomen nicht losgelöst von der sozialen Situation und/oder den sozialen Interaktionsmustern innerhalb eines Kontextes entsteht. Und … vielleicht wird ebenfalls deutlich, dass blutdrucksenkende Medikamente nicht der einzige Ansatz wären. Gleichzeitig aber auch, dass z.B. Coaching (als Ansetzen auf der psychischen Ebene) ebenfalls kein Allheilmittel ist und sein kann.

Jetzt kommt ein kleiner Sprung: Will ich wirkungsorientiert ansetzen, so brauche ich als Berater usw. die Fähigkeit gewissermaßen (als Analogie) den Hebelpunkt zu verorten. Diese Kompetenz halte ich für eine eher emotionale Kompetenz. Natürlich macht es Sinn Strukturen, Muster und Funktionen zu erkennen. Keine Frage. Aber um zu entdecken, wo es (innerhalb der Strukturen wirklich) hakt, nicht fließt usw. brauche ich das notwendige Einfühlungsvermögen.

Herzlichst

Ihr Jürgen Weist