Interview mit Working Mom Carolin Rottländer
Ich bin Carolin Rottländer, 56 Jahre alt und Mutter eines 15-jährigen Teenagers-Sohnes. Ich habe als Quereinsteigerin und Berufsanfängerin bereits mit 25 Jahren das CEO-Office einer weltweiten Werbeagentur administrativ gewuppt. In 1992 war ich Gründungsmitglied und Mitarbeiterin Nummer 8 beim FOCUS Magazin. Als Leiterin Markenkommunikation habe ich die erfolgreichste Medien-Markteinführung der letzten Jahrzehnte mitverantwortet. 2011 bin ich raus aus der Komfortzone und habe meine eigene Kommunikations-Agentur in München gegründet. Gestalten statt verwalten, immer Neues dazulernen und wachsen – das treibt mich an. Dabei geht es mir immer darum, meine Kunden mit ihren Themen sichtbar zu machen. Ich berate CEOs und Führungskräfte in allen Kommunikationsfragen.
Mit meiner Familie lebe ich mitten in München und verbringe die Wochenenden am liebsten in den Bergen.
Arbeitest du Vollzeit oder Teilzeit und warum?
Seit ich selbstständig bin, arbeite ich, wenn ich nicht im Urlaub bin, Vollzeit. Da viele meiner Themen mich auch privat betreffen und interessieren, kann ich das gar nicht richtig trennen. Ich lese schon morgens ab 6.00 Uhr und immer unterwegs die für mich relevanten Medien und höre Podcasts. So bin ich gut vorbereitet auf meine Termine, die tagsüber so anstehen. Auch gehört es zu meinem Job, dass ich 1-2 Abende in der Woche auf Veranstaltungen gehe.
Die Wochenenden sind tabu – die gehören nur der Familie. Ebenso die Urlaube. Da ziehe ich komplett den Stecker und bin offline – 8 Wochen im Jahr.
Für welches Betreuungsmodell hast du dich entschieden?
Als Oskar auf die Welt kam, war ich Werbeleiterin beim FOCUS Magazin Verlag. Hubert Burda Media, das Medienunternehmern, in dem FOCUS publiziert wird, war 1996 Vorreiter bei der Einrichtung einer betriebsnahen Eltern-Kind-Initiative, gefördert nach dem München Modell. Stadt, Arbeitgeber und Eltern teilen sich die Kosten. Dafür verwalten die Eltern die Eltern-Initiative selbst. So habe ich mich bereit erklärt, ein Vorstandsamt in der BURDA-Bande zu übernehmen und bekam dadurch einen Platz für Oskar in der Krippen-Gruppe, als er ein Jahr alt war. Ein Glücksfall für uns alle, denn so konnte ich nach einem Jahr Elternzeit wieder mit 80% zurück in meinen alten Job, Oskar war in unmittelbarer Nähe im Unternehmen von 9.00 – 15.00 Uhr gut aufgehoben und hat dort laut eigenen Aussagen die schönsten fünf Jahre seines Lebens verbracht, bis er in die Schule kam. Der Betreuungsschlüssel in der Kita war sehr komfortabel. So kümmerten sich vier Fach-Kräfte um 14 Kinder in der Krippen-Gruppe und in der Kindergartengruppe vier Kräfte um 24 Kinder. Unter Oskars besten Freunden heute sind zwei Jungs aus der Burda Bande, was uns Eltern sehr freut. Für mich war die Zeit als Vorstand der Burda Bande auch eine einmalige Chance, die pädagogische Einrichtung, in der unser Sohn tagsüber war, mitgestalten zu können. Auch zahlen die Bildungsthemen, mit denen ich mich ca. 10h in der Woche ehrenamtlich beschäftigt habe, heute auf viele Themen meiner Selbstständigkeit ein. Mir ist es auch wichtig, unserem Sohn vorzuleben, dass man sich für die Gemeinschaft einsetzen soll. Und so ist es kein Wunder, dass Oskar immer wieder Klassensprecher ist und er dieses Jahr zum Schulsprecher kandidieren will, um in den Stadt-Schulsprecher-Rat zu kommen.
Als Oskar in die Grundschule kam, haben wir mit viel Druck dann einen Hortplatz bekommen und auf der weiterführende Schule war Oskar bis zum Ende der 8. Klasse dann in einer Ganztagesklasse. Ab diesem Jahr kommt er mittags nachhause und kocht sich entweder selbst was oder wir essen gemeinsam, wenn ich im Home-Office bin. Die Gespräche dabei liebe ich sehr. Man erfährt so viel, was im Teenager-Alter nicht immer selbstverständlich ist.
Mittlerweile kann Oskar ca. 5-6 Standardgerichte richtig gut selber kochen. Mein Ziel ist, dass er gut kochen kann, wenn er dann mal auszieht.
Hast du Tipps zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
Als Angestellte hatte ich das Glück, in einem Unternehmen zu arbeiten, das
eine eigene Kita mitfinanziert hat. Ich hatte (männliche!) Chefs, die flexibel waren und mir oft entgegen gekommen sind. Gleichzeitig war ich genauso flexibel und habe es irgendwie möglich gemacht, bei wichtigen Terminen, die auch mal
nachmittags anstanden oder Dienstreisen in andere Städte, das irgendwie einzurichten. Ich habe gelernt: ‚You only get, what you ask for‘. Wenn Regeltermine
um 18.00 Uhr angesetzt wurden, habe ich darum gebeten, diese in die Mittagspause zu verlegen. Und ich habe viele Allianzen mit anderen berufstätigen Müttern geschmiedet und wir haben abwechselnd geholfen, die Kinder nachmittags zu betreuen, wenn die andere noch im Büro war. Zu all dem gehört natürlich ein moderner Mann, der ebenso im Büro mal sagen kann, dass er heute Home-Office machen muss, wenn das Kind krank ist.
Wie organisierst du deinen Alltag mit Kind und Karriere?
Ich bin sehr diszipliniert und gut organisiert. Ich delegiere, so gut es geht. Und versuche, Prioritäten zu setzen. 2-3 mal in der Woche gehe ich morgens um 7.30 Uhr Laufen. Das gibt mir Power für den Tag. Einkaufen und Besorgungen bringe ich meistens auf dem Weg zum/vom Kunden unter. Am Nachmittag möchte ich ansprechbar für unseren Sohn sein. Wenn er unterwegs ist, arbeite ich. Gegessen wird immer gemeinsam um 19.00 Uhr. Die freien Abende gehören der Familie und ab und zu meinen Freundinnen.
Welche Tools, Apps und andere Methoden zur Organisation würdest du jeder Working Mom empfehlen?
Eine ganz klassische Wiedervorlage-Mappe, auf der alle Unterlagen zu allen wichtigen Terminen, Einladungen., Elternbriefe, Geburtstage auf Termin liegen. So geht nichts verloren und nichts stapelt sich auf dem Schreibtisch,
Einen gemeinsamen digitalen Kalender mit dem Partner. Ebenso eine gemeinsame digitale Einladungsliste auf dem Smart-Phone. Und eine Family-Whats-App-Gruppe.
Wie schaffst du dir deine persönliche Work-Mom-Balance?
Am Wochenende bin ich am liebsten in den Bergen. Ich nehme keine beruflichen Termine am Wochenende wahr, nur in ganz seltenen Ausnahmen und verabrede mich auch nicht am Wochenende. Auch habe ich das Nein-Sagen gelernt und versuche meine Lunch-Termine auf die mit meinen Kunden und Geschäftspartnern zu beschränken. Ich sage 90% aller Einladungen ab. Weiterlesen ...
Philosoph | Autor | Speaker | Unternehmer | Dozent | Denkbegleiter
6 JahreMich würde ein solches Portrait mit mindestens zwei Kindern interessieren. Ein Kind bringt man immer unter, zwei stellen das geordnete Arbeitsleben auf den Kopf, zumindest ist das unsere Erfahrung.