Ist das noch eine Anleihe?
GELD. UND WIE MAN ES BEHÄLT.

Ist das noch eine Anleihe?

Im Juni nahm die Republik Österreich eine 100-jährige Anleihe auf. Die Investoren erhalten jährlich einen Kupon von 0,88 Prozent. Würden Sie 100.000 Euro investieren, könnten Sie – und später Ihre Kinder und noch später Ihre Enkel – die Familie jedes Jahr richtig toll zum Essen einladen. 638 Euro nach Steuern dürfen feierlich verzehrt werden. Zu viele Verwandte sollten es allerdings nicht sein. Sonst wird es eher eine Leberkäsjause mit Dosenbier. Und was 638 Euro (falls sich die Steuer nicht ändert) in 50 Jahren kaufen werden, können wir heute nicht sagen.

Doch einige Anleger hatte klare Vorstellungen der Zukunft der Republik bis ins Jahr 2120 und griffen zu. Zwei Milliarden Euro wurden platziert. Die Nachfrage war um ein Vielfaches höher. Es scheint, der Kupon war noch zu großzügig.

Schauen wir uns diese Anleihe genauer an. Der Käufer gibt einen Kredit an die Republik Österreich. Diese verpflichtet sich, das geliehene Geld am 30. Juni 2120 wieder zurückzuzahlen. Gehen wir in der Zeit zurück. Nur als Gedankenexperiment. Was wäre, wenn vor 100 Jahren das Geld aufgenommen worden wäre? Ein seltsamer Gedanke? Gar nicht. Am 21. Oktober 1919 wurde der Staatsvertrag von Saint-Germain von der Nationalversammlung ratifiziert und der neue Staat hieß vertragsgemäß Republik Österreich.

Es war eine Zeit der Erneuerung. Der Verfassungsrichter Hans Kelsen wurde 1919 mit der Ausarbeitung der Verfassung beauftragt und am 1. Oktober 1920 wurde das Bundes‑Verfassungsgesetz beschlossen.

Bundesgesetzblatt vom 10. November 1920, Seite 1

Zugegeben, damals hätte niemand der jungen Republik für 100 Jahre Geld geliehen. Bereits 1922 stand die erste schwere Finanzkrise vor der Tür. Übrigens, dieses herausfordernde Jahr hielt Max und Rudolf Gutmann nicht davon ab, das „Bankhaus Gebrüder Gutmann“ zu gründen.

Der Blick zurück zeigt, dass ein Jahrhundert eine lange Zeit ist, in der viel geschehen kann. Anleihen aus dieser Epoche können Sie übrigens heute noch kaufen. Als schönen Wandschmuck und Mahnmal für alle Kreditgeber. Zumindest die Genialität von Hans Kelsen blieb erhalten und spiegelt sich in unserer Verfassung wider. 

Historisches Wertpapier

Bei einem Kupon so nahe an der Null und einer derart langen Laufzeit, darf darüber philosophiert werden, ob das überhaupt noch eine Anleihe ist. Wann ist die Ausgestaltung so, dass Verwechslungsgefahr mit Eigenkapital droht? Oder bezeichnet man es dann einfach als „Geschenk“? Zynische Geister fragen scherzend, wann die ewiglaufende Nullkuponanleihe begeben wird. Doch halt! Die gibt es schon. Wir nennen sie Banknote.

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