Ist die Formel 1 noch zeitgemäß?

Ist die Formel 1 noch zeitgemäß?

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Ich zumindest freue mich schon sehr. Ich verfolge die Rennen in der Formel 1 auch schon seit vielen Jahren. Aber ich glaube, wer am Renntag noch nie seinen Fernseher angeschrien hat und nervös im Wohnzimmer auf und ab gelaufen ist, kann das gar nicht so richtig nachvollziehen. Dieser gewaltige Druck in der Boxengasse, die exzellente Teamleistung und diese überwältigenden Emotionen, wenn eine Rennstrategie im Ziel dann wirklich aufgegangen ist – all das hat mich für diesen Sport begeistert.

Und von meiner persönlichen Faszination ganz abgesehen, war Motorsport von Anfang an ein wichtiger Bestandteil der Mercedes-DNA. Das erste Auto mit dem Namen "Mercedes" – übrigens benannt nach der Tochter von Emil Jellinek – war ein Rennwagen mit 35 PS – zu jener Zeit eine echte Rakete.

Das Mercedes-AMG Petronas Formel 1-Team und alle anderen Teams starten am Wochenende mit dem Großen Preis von Australien in Melbourne in die neue Formel 1-Saison. Als Vorstandsvorsitzender drücke ich die Daumen, dass unser Team den fünften Fahrer- und Konstrukteurstitel in Folge holen wird. Und als Fan wünsche ich mir viele enge und spannende Rennen.

Bevor die neue Saison richtig losgeht, ist aber auch ein guter Zeitpunkt, um kurz zurückzuschauen: Ich werde oft gefragt, ob die Formel 1 heute noch relevant, noch zeitgemäß ist. Manche halten sie für ein Relikt der Vergangenheit angesichts von Klimawandel, zunehmender Verbreitung elektrischer Antriebe und selbstfahrenden Autos als Zukunft der Mobilität? Ich bin sicher, Sie kennen solche Diskussionen.

Meine Antwort ist klar: Aus meiner Sicht ist die Formel 1 weiterhin absolut relevant und zeitgemäß! Heute vielleicht mehr denn je. Hier sind meine drei Argumente dafür.

Inkubator für Technologie

Erstens: Die Formel 1 ist ein erstklassiges Labor für Forschung und Entwicklung. Formel 1-Rennwagen sind die am besten vernetzten Autos überhaupt. Sie sind vollgepackt mit Sensoren. Allein die Reifendaten, die wir zum Beispiel in einer 90-minütigen Trainingseinheit sammeln, entsprechen der Datenmenge, die für eine ganze Staffel-Box von „Game of Thrones“ anfällt.

Im Jahr 2014 wurde die gesamte Formel 1 auf Hybridmotoren umgestellt. Und seitdem konnten wir viel Erfahrung mit Hightech-Hybridtechnologie sammeln. Im vergangenen Jahr hat unser F1-Motor so auf dem Prüfstand einen thermischen Wirkungsgrad von 50 Prozent erreicht. Das bedeutet: Der Mercedes Formel 1-Motor ist in der Lage, die Hälfte der Energie aus dem Kraftstoff als Leistung auf die Rennstrecke zu bringen. Zum Vergleich: Straßenfahrzeuge haben normalerweise einen thermischen Wirkungsgrad von 30 bis 35 Prozent. Und wir setzen alles, was wir auf der Rennstrecke lernen, auch dafür ein, die Motoren und Fahrzeuge von Mercedes-Benz auf öffentlichen Straßen noch effizienter zu machen.

Ab 2019 werden wir außerdem in die vollelektrische “Formel E” einsteigen. Das unterstreicht unsere Überzeugung, Zukunftstechnologien konsequent weiterzuentwickeln, ohne dabei bewährte Technologien auf der Strecke zu lassen: Wir teilen smarts und verkaufen weiter S-Klassen. Für eine fixe monatliche Leasingrate können Kunden aus bis zu 12 verschiedenen Mercedes-Modelle im Jahr wählen – und gleichzeitig verkaufen wir Tickets für den öffentlichen Nahverkehr über unsere moovel App. Wir bieten High-Tech-Diesel, Plug-in-Hybride, EVs und Brennstoffzellen-Antriebe an. Und genauso werden wir sowohl die Formel 1 als auch die Formel E unterstützen.

Mikrokosmos für Kulturwandel 

Mein nächstes Argument ist Kultur. Die Zahl der Ingenieure und Mechaniker, die bei einem Rennen an der Strecke erlaubt sind, ist auf 60 begrenzt. Das bedeutet: Jeder Einzelne muss Verantwortung übernehmen. Jeder Einzelne entscheidet mit über Sieg und Niederlage. Und diese Entscheidungen müssen manchmal innerhalb von Tausendstel-Sekunden getroffen werden.

Auch hier kann man vom Motorsport viel fürs Business lernen: Das Team von Mercedes-AMG Petronas Motorsport gewinnt und verliert gemeinsam, als Team. Es geht nicht um die Suche nach einem Sündenbock, es geht um die Suche nach einer Lösung. Wenn Dinge schiefgehen – und es gehen Dinge schief – gibt das Team alles, um im nächsten Rennen noch stärker zu sein. Jeden Sonntag. Immer und immer wieder.

Insofern spiegelt die Formel 1 im Kleinen ein Stück weit auch den Kulturwandel wider, den wir mit Leadership 2020 im gesamten Unternehmen angestoßen haben: Wir wollen mehr Geschwindigkeit und Flexibilität, wir wollen mehr Eigenverantwortung und ein Verständnis von Sieg und Niederlage als Team – verbunden mit der Chance, aus Fehlern zu lernen und insgesamt besser zu werden.   

Schlachtfeld der Emotionen

Aus Fehlern zu lernen und alles zu geben, um im letzten Rennen auf der Zielgeraden mit ein paar Hundertstel Vorsprung den Titel zu holen – das ist es, was mein drittes und wichtigstes Argument für die Formel 1 ausmacht: pure Emotion. Mehr als 350 Millionen Menschen haben 2017 im Fernsehen die Formel 1 verfolgt. Das sind sehr viele Menschen, die sich jedes zweite Wochenende von der Königsklasse im Motorsport haben in ihren Bann ziehen lassen.

Verständlich, denn die Formel 1 bedient einige der elementarsten menschlichen Emotionen: Leidenschaft (für das Lieblingsteam oder den Lieblingsfahrer), Aversion (gegen andere Teams), Schmerz (über ein verlorenes Rennen) oder Euphorie (wenn es gut läuft) – kombiniert mit dem sinnlichen und physischen Erlebnis, das mit der Geschwindigkeit der Autos und dem Sound der Motoren verbunden ist. In Summe bietet die Formel 1 alles, was viele Menschen für ein absolut unterhaltsames Wochenende brauchen.

Aus all diesen Gründen investiert Mercedes weiterhin in den Rennsport. Und deshalb kann ich es auch kaum erwarten, dass die neue Saison beginnt. Ich wünsche allen Fahrern einen unfallfreien und fairen Wettkampf. Und an unsere Fahrer und das ganze Team von Mercedes-AMG Petronas Motorsport: Jungs & Mädels, holt die beiden fünften Titel nach Hause! 

Wo spielt denn die Brennstoffzelle noch eine Rolle? In PKWs macht das doch keinen Sinn mehr. Bei LKWs vielleicht.

Dirk Weiss

Geschäftsführer bei GH Baubeschläge GmbH - innovationen für den Holzbau

6 Jahre

Aus der Sicht des Marketing für die Marke Mercedes  und AMG ein deutliches JA. Als Inkubator für Technologie ein noch deutlicheres JA. Alles andere wie  diese Emotionen oder den Kulturwandel, gibt es deutlich günstiger.

Samuel Etsiakoh, MS, CSM

Director of Operations and Strategic Initiatives | Program Management, Certified ScrumMaster, Agile Methodologies | Helping optimize service delivery and accessibility through innovative solutions

6 Jahre

Good read!

nimmt Robert Kubica zur Mercedes

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