Ist Lesen ekstatisch? Wie Berufstätige mit Lesen täglich in den Flow gelangen
Hier zeige ich, wie dank Lesen die geistige Gesundheit gefördert wird und was man tun kann, wenn eben diese Gesundheit wegen langweiliger Pflichtlektüre gefährdet ist.
Geistige Gesundheit und Mittel gegen Langeweile und Überforderung
Nach einem ohnehin schon anstrengenden Arbeits- oder Studientag noch lesen? Mich nochmals hinsetzen und mich konzentrieren? Ja, denn es gibt triftige Gründe dafür: Geistige Gesundheit und Erholung. Was für den Körper das Grüngemüse ist für den Geist das Lesen.
Zudem: Was mache ich, wenn ich langweilige Texte lesen muss, obwohl ich das eigentlich normalerweise freiwillig gar nicht lesen würde? Hier die Antworten dazu:
Warum ist das Lesen so wichtig für unsere Gesundheit?
Im Interview mit der Plattform Spinnaker stellte die Englischprofessorin Dr. Liebermann fest:
"Einer der Gründe, warum Lesen so gut für die geistige Gesundheit ist, liegt darin, dass es einer der wenigen Orte ist, an denen man sich wirklich konzentrieren und an einem Ort sein kann, um den so genannten Flow zu erleben", erklärte Dr. Lieberman.
Laut Dr. Lieberman tritt der Flow beim Lesen dann ein, wenn man sich so sehr auf die Geschichte einlässt, dass es einem nichts ausmacht, "Minuten seines Lebens zu tauschen, um das Leben eines anderen zu erleben". Flow erzeugt auch den Wunsch, weiterzulesen, obwohl man sich durch Störungen von Außen oder das Schlafbedürfnis unterbrochen fühlt.
Im beruflichen Alltag müssen die meisten aber Texte lesen, die sie vielleicht eher ätzend und gar nicht so toll finden. Hier gilt der Grundsatz: Wenn sich das Lesen eines Textes wie mühselige Arbeit anfühlt, nehmen Sie etwas Anderes. Denn ohne das Flow-Gefühl kann Lesen zu etwas Stressigem werden, was der geistigen Gesundheit, dem Lernen und der Motivation abträglich ist. Diese Aufforderung hört Ihr Auftraggeber wahrscheinlich nicht gerne. In einer hektischen Welt ist es schwierig, die Liebe zum Lesen aufrechtzuerhalten.
Wie kann ich den Flow wieder herstellen? Hier empfiehlt Dr. Lieberman, einen Lesestoff zu wählen, von dem man weiß, dass er einem Spaß macht, der einen packt und fasziniert. Es muss sich dabei nicht um etwas ‚literarisch Wertvolles’ handeln. Der eigene Spaß steht im Vordergrund. Einfach das wählen, wozu man Lust hat. In verschiedenen Lebensphasen oder schwankender Stimmung ändert sich auch der Geschmack.
"Wenn man sich aussuchen kann, was man liest, wirkt das erholsam, weil es einem eine Pause vom Stress, der Geschwindigkeit und der ständigen Verzettelung der Aufmerksamkeit in unserem täglichen Leben verschafft", sagte Liebermann. Sie betont, wie wichtig es ist, die verschiedenen Lesemedien, einschließlich Audio- und E-Books, nicht zu vernachlässigen. Das Anhören eines Buches ist genauso wichtig wie das Lesen eines physischen Buches, weil die Erfahrung des Lesers am wichtigsten ist. Auch das Genre spielt keine Rolle, solange man in der Lage ist, sich auf die Geschichte einzulassen.
Im Text versinken und genießen. Foto von Bethany Laird. Mit freundlicher Genehmigung von Unsplash.
"Ich würde sagen, dass das Lesen genauso wichtig ist wie der Verzehr von Grünzeug in der Ernährung. Es ist nicht das Einzige, was man tun sollte, um sich in seiner Freizeit zu unterhalten, aber es hat definitiv Vorteile, wenn man es zu einem Teil seines Lebens macht“, erklärte Dr. Lieberman. Die Gehirnforscherin Maryanne Wolf schlägt jedem vor, den Tag am Morgen mit der Lektüre eines eigenen Spaßtextes einzuleiten.
Lesen ist gut für die psychische Gesundheit und trägt dazu bei, dass Depressionen und Angstzustände deutlich seltener auftreten.
Lesen bietet eine Pause von der typischen Routine und dem Stress des Lebens.
Ähnlich wie beim Verzehr von Grünzeug sollte das Lesen jedoch in Maßen praktiziert werden, um eine Überanstrengung zu vermeiden.
Die Kraft des Lesens geht über die geistige Gesundheit hinaus. Lesen kann transformativ sein. Lesen kann einem beibringen besser zu schreiben, und Schreiben kann einen dazu bringen, anders zu lesen.
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Zwei Wege, wie ich den Flow beim Lesen herstellen kann, wenn ich einen langweiligen oder schlecht geschriebenen Text lesen muss.
Wählen, was das Herz bewegt. Foto Alfons Morales. Mit freundl. Genehm. Unsplash.
Weg 1: Ziele definieren.
Wenn du weißt, warum du einen Text liest und was du daraus ziehen möchtest, liest du schneller, konzentrierter und hast mehr Vergnügen dabei.
Gehe mit diesen oder ähnlichen Fragen an den Text ran: Was will ich von diesem Text wissen? Welches Argument will ich mir hier holen? Wo möchte ich das einsetzen? Was könnte hier meine Neugier wecken? Wem könnte ich beweisen, dass er falsch liegt, und wie muss ich argumentieren?
Insgesamt gelten auch fürs Lesen die bekannten SMART-Grundsätze der Zielformulierung. Je mehr mein Gehirn weiß, was es sucht, desto schneller und genussvoller finde ich es.
Weg 2: Langsamkeit überwinden. Einfachster Trick zum schneller lesen
Schneller lesen zieht die Lesenden in den Text hinein. Einer der häufigsten Gründe für langsames Lesen ist die unangemessene Augenführung: Das Überspringen und damit das wiederholte Lesen von Passagen. Deshalb nimmt die Konzentration ab, was wiederum das Engagement für den Text reduziert und dazu führt, dass man weniger im Flow ist.
Der einfachste Weg, diese Probleme zu lösen?
Verwende einen visuellen Schrittzähler. Das ist irgendein Gegenstand, der sich eignet, die Augen den Textzeilen entlang zu führen: Ihr Finger, ein Bleistift, eine Computermaus, was auch immer. Bewege nun diese ‚Gehhilfe für die Augen‘ regelmäßig, aber relativ schnell den Zeilen entlang. Lasse deine Augen diese Bewegungen verfolgen. Erhöhe die Geschwindigkeit und überprüfe, was dann geschieht.
Dies funktioniert so gut, weil unsere Augen werden von Bewegung angezogen werden. Wir sind dann besonders aufmerksam.
Viel Vergnügen damit!
Quellen:
Maryanne Wolf: Das lesende Gehirn.
Facilitator I Supervisor l Coach
2 JahreWer sagt, dass FK mehr und schneller als der Rest der Bevölkerung lesen? Möglich, dass FK fokussierter das lesen, was sie eh lesen müssen. Aber mehr und schneller? Hmm…