It´s a match: Google und das Bundesgesundheitsministerium

It´s a match: Google und das Bundesgesundheitsministerium

Das Bundesgesundheitsministerium hat Anfang November einen ungewöhnlichen Coup verkündet: Eine Kooperation mit der Suchmaschine Google. Auf den ersten Blick kann man da stutzig werden, denn schließlich sind die beiden Partner, die nun gemeinsam an einem Tisch sitzen, sehr unterschiedlich und verfolgen nicht immer die gleichen Interessen. 

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Aber zuerst ein Schritt zurück. Was ist eigentlich passiert? Wer auf Google nach Krankheiten oder Symptomen sucht, findet ab sofort an erster Stelle einen Infokasten mit wissenschaftlich gesicherten Informationen. Die Kästen sind verlinkt mit gesund.bund.de, dem Nationalen Gesundheitsportal, das Informationen beispielsweise vom Deutschen Krebsforschungszentrum, dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, dem Robert Koch-Institut oder von medizinischen Fachgesellschaften bündelt. Ziel dieser Kooperation zwischen Google und dem Bundesgesundheitsministerium ist es, seriöse Gesundheitsinformationen sichtbarer zu machen.  


(K)ein Pakt mit dem Teufel?

Die Suchmaschine Google steht oft in der Kritik. Häufig geht es dabei um das Thema Datenschutz und sicherlich muss man diese Diskussion an der einen oder anderen Stelle auch kritisch führen. Hier allerdings, wenn wir über die Kooperation sprechen, muss ich sagen, dass ich sie durchweg positiv finde. In meinen Augen ist sie eine wirksame (wenn nicht sogar die wirksamste) Maßnahme, um gegen Falschinformationen zu medizinischen Fragen im Internet vorzugehen: Schnell gelangt man, ausgehend von der Suche nach einem beliebigen Symptom, zu Aussagen, denen man nicht zu viel Glauben schenken sollte. Weil sie wissenschaftlich nicht untermauert, zu unspezifisch oder vielleicht veraltet sind. Ergebnisse für Suchanfragen hängen auch zu einem gewissen Maß von der eigenenen Online-Historie ab. Der Algorithmus lernt uns Nutzer:innen kennen und präsentiert Dinge innerhalb unserer eigenen Echokammer, die vermutlich als interessant eingeschätzt werden. Diese Filterblasen lassen sich nicht einfach so aufbrechen, schon gar nicht von einem externen Akteur wie einem Bundesministerium. Wenn sich das Bundesgesundheitsministerium nun also dafür einsetzen will, dass neutrale und verlässliche Informationen besser sichtbar werden, dass bei der Suche nach Symptomen oder Krankheiten gesicherte Antworten prominent platziert werden, dann ist ein Miteinander der Akteure die einzige Wahl.

Die Kooperation mit Google ist ein bemerkenswert pragmatischer Lösungsansatz, bei dem die Digitalisierung von den Nutzer:innen her gedacht wurde. Nah an ihrer Lebenswirklichkeit nämlich, in der sie schon lange online nach medizinischem Rat suchen. An den Komfort einer schnellen Aussage, für die man nicht zuerst einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen muss, haben wir uns bereits gewöhnt und werden ihn nicht mehr aufgeben. Diesen Zeitgeist hat das Bundesministerium auf jeden Fall erkannt und entsprechend gehandelt. 

Nun interessiert mich, wie Sie die Kooperation bewerten. Sollten Ministerien lieber die Finger von Google und Co. lassen oder ist es ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung? Ich bin gespannt und freue mich auf Ihre Impulse. 

Die aktuelle Folge meines Podcasts “Patient Deutschland” habe ich mich mit Dr. Alice Martin, Co-Gründerin von Dermanostic und Medilogin, unter anderem darüber unterhalten, wie Sie die hre beiden Rollen als Ärztin und Unternehmerin jongliert und wie sie sich ein digitalisiertes Gesundheitssystem vorstellt.

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