Jahrelang ignoriert, plötzlich TOP-Thema. Die Unternehmenskultur oder sind wir hübsch genug für unsere Bewerber:innen?
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Jahrelang ignoriert, plötzlich TOP-Thema. Die Unternehmenskultur oder sind wir hübsch genug für unsere Bewerber:innen?

Gerade fiel mir eine aktuelle Umfrage in die Hände, in der zwei Drittel der befragten CEOs international (darunter auch 50 deutsche Unternehmen) wieder großen Wert auf die Unternehmenskultur legen. Bislang konnte man leider zu oft den Eindruck gewinnen, Unternehmenskultur – mir doch egal. 

Dies bestätigte eine Gallup-Studie, die zeigt: Mehr als die Hälfte der befragten Deutschen glaubt, dass es eine gute Zeit sei, den Arbeitgeber zu wechseln. Dies hat nicht immer etwas mit dem Gehalt zu tun, sondern vielmehr mit der Mitarbeiterbindung, und die gehört meiner Meinung nach zwingend zu einer guten Unternehmenskultur. 

Leider wurde auch dieses Thema viele Jahre stiefmütterlich behandelt. „Wenn er/sie gehen möchte, soll er/sie doch gehen. Reisende soll man nicht aufhalten“. Oder etwas provokanter: „Wenn es Ihnen hier nicht mehr gefällt, können Sie gern gehen.“ Solche Sätze waren vor wenigen Jahren noch an der Tagesordnung. Dass das nicht das Geringste mit einer funktionierenden, nein gelebten Unternehmenskultur zu tun hat, muss ich sicherlich nicht weiter erläutern. Diese und ähnliche Sätze sprechen definitiv für sich.

Vor Kurzem hatte ich mit einem Kunden zu tun, der einen für mich wunderbaren Satz sagte: „Wir möchten unseren Mitarbeiter:innen ein berufliches Zuhause geben.“ Das nenne ich mal eine Aussage zur Unternehmenskultur. Denn die beginnt mit der Einstellung und der Priorisierung. Viele Unternehmen waren bedauerlicherweise in der Vergangenheit viel zu sehr damit beschäftigt, Profit zu machen. Dass man da nicht auf „alle“ Kräfte schauen kann, ist doch logisch, oder? Nein, ist es nicht, denn Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital eines Unternehmens. 

Das sollte mittlerweile, gerade in der heutigen Zeit, jeder begriffen haben. Neue Kräfte zu finden wird für viele Unternehmen immer schwieriger. Dabei liegt es nicht immer am Gehalt, nein, es liegt vielmehr darin, welchen Sinn Bewerber:innen darin sehen, sich in diesem Unternehmen zu bewerben und dort ggf. zu arbeiten. Und genau hier schließt sich der Kreis, und wir sind erneut bei der Unternehmenskultur. Wird diese „aktiv“ gelebt, gezeigt und vermittelt, so darf sich manches Unternehmen auf gute neue Mitarbeiter:innen freuen.

Ich wäre jedoch nicht der Vertreter meiner Generation 50+, wenn ich nicht auch hier Zusammenhänge erkennen würde. Denn meiner Meinung nach gehört zu einer gelebten Unternehmenskultur auch eine gute Mischung verschiedener Generationen. Warum? Nun, weil nur so gewährleistet ist, dass es sich um eine gewachsene, strukturierte und Mitarbeiter wertschätzende Ausrichtung handelt. Dies wiederum sind wichtige Bestandteile der Kultur. 

Wer heute darauf setzt, erhält Menschen, die wissen, was Kultur im Unternehmen bedeutet. Personen, die den Aufbau, die Veränderung, die Erneuerung und leider manchmal auch den Niedergang einer Unternehmenskultur erlebt haben. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, das bedeutet nicht, dass die jungen Menschen keine Kultur kennen oder sie leben. Das ist definitiv nicht der Fall. Aber genau dort, wo verschiedenen Kulturen aufeinandertreffen, kann eine starke Kultur entstehen. Das gilt für verschiedene Nationalitäten genauso wie für verschiedene Generationen.

Ich freue mich jedenfalls, dass dieses Thema wieder eine Hauptrolle spielt und sich die Verantwortlichen Gedanken darüber machen. Das ist ein gutes Zeichen und zeigt, dass Werte wieder gelebt werden. Schön zu wissen, dass die vier starken und so wichtigen „I’s“, Identität, Information, Integration und Identifikation wieder eine große Rolle in Unternehmen spielen.

Ihnen wünsche ich alles Gute und bitte bleiben Sie gesund.

Herzlichst

Michael H. Hahl

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