Jede Generation hat ihre Stärken
Intelligente Arbeitgeber sprechen alle Altersgruppen an
Mehr als jeder vierte Berufstätige, der älter als 50 ist, hat schon einmal Diskriminierung aufgrund seines Alters erlebt – so eine aktuelle Studie von Xing. In den meisten Fällen kam die Herabsetzung von der eigenen Führungskraft. Für mich nicht wirklich verwunderlich, denn der Wunsch-Arbeitnehmer der Unternehmen ist immer noch möglichst jung, aber schon mit jeder Menge Erfahrung ausgestattet. Suchen auch Sie nach dieser Illusion? Dann sollten Sie unbedingt umdenken, denn einen solchen scheinbar perfekten Angestellten gibt es nicht oder er ist die absolute Ausnahme. Wollen Sie auch morgen noch Fachkräfte finden, müssen Sie alle Altersgruppen in den Blick nehmen.
Längst bemühen sich alle Unternehmen aktiver als früher um Arbeitskräfte, denn die sind definitiv hart umkämpft. In manchen Branchen bedroht der Mangel an verfügbaren Mitarbeitern jetzt schon die eine oder andere Existenz. In Zukunft dürfte sich die Situation verschärfen und auf weitere Branchen ausweiten. So wie früher sich die „Rosinen“ aus einem großen Pool an Bewerberinnen und Bewerbern zu fischen, das funktioniert nicht mehr. Zwar glauben viele, die KI, Digitalisierung und Automatisierung werde zahlreiche Jobs ersetzen, doch wann das so sein wird, weiß niemand. Im gleichen Zuge entstehen neue Berufsbilder und es werden weiterhin vor allem menschliches Wissen und Kreativität gebraucht.
Darüber hinaus braucht es Mitarbeiter aus allen Altersgruppen. Denn was das Know-how und Erfahrung betrifft, sind die Älteren in den meisten Bereichen klar im Vorteil, während so mancher junge Mitarbeiter mit enormer Kreativität an neue Herausforderungen herangeht, eine hohe Lern- und Veränderungsbereitschaft zeigt sowie die Generationen dazwischen häufiger in Führungspositionen ihre Berufung finden. Selbstverständlich ist das alles nicht nur eine Frage des Alters, sondern auch der Persönlichkeit. Doch Sie sind als Arbeitgeber definitiv im Vorteil, wenn Sie Mitarbeiter aus allen Altersgruppen in Ihrem Unternehmen beschäftigen und nach diesen auf dem Arbeitsmarkt suchen.
Was heißt das für Sie? Legen Sie sich nicht von vorneherein fest, wenn Sie neue Leute suchen. Weder auf das Geschlecht noch auf die Staatsangehörigkeit noch auf ein bestimmtes Alter. Seien Sie offen für alle Altersgruppen, insbesondere jedoch für ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Das bedeutet zum einen, die bestehenden Angestellten möglichst lange zu halten. Wenn das Klima im Unternehmen passt, wenn die eigene Arbeit wertgeschätzt wird und die Gesundheit es zulässt, bleibt so mancher gerne, auch wenn er bereits in Rente gehen könnte. Kommunizieren Sie Ihr Interesse daran, denn sie erhalten sich so wertvolles Know-how!
Die richtigen Medien, das passende Wording
Zum anderen gilt es, beim Fahnden nach neuen Mitarbeitern das Netz nicht nur dort auszuwerfen, wo alle fischen. Schalten Sie Anzeigen, tun Sie das in allen Medien, die von Stellensuchenden der verschiedenen Generationen genutzt werden. Zeitungen oder Plakatwände können also durchaus sinnvoll sein, weil sie damit die Älteren ansprechen, die vielleicht die diversen Plattformen im Internet noch nicht entdeckt haben. Und so erreichen Sie vor allem auch diejenigen, die zwar einen Job haben, aber sich vorstellen können zu wechseln. Und, ja, das machen auch über 50-Jährige immer öfter.
Der richtige Ort ist allerdings nicht genug. Auch in puncto Wording und den vermittelten Botschaften sollten Sie sich an die jeweilige Zielgruppe anpassen. Gestalten Sie Ihre Stellenanzeige entsprechend und ebenso die Landingpage, auf die Sie damit leiten können. Verschiedene Generationen haben unterschiedliche Ansprüche an ihren Arbeitgeber, ihren Job, ihre Aufgaben und Karrierechancen. Sie werden nur denjenigen zu einer Bewerbung bei Ihnen animieren, der glaubt, dass dort seine Anforderungen möglichst in hohem Umfang erfüllt werden.
Eine gute Strategie ist es, auf der Landingpage eigenen Mitarbeitern aus der jeweiligen Altersgruppe sozusagen eine Bühne zu geben. Wollen Sie Menschen 50+ von sich begeistern, lassen Sie Ihre Leute 50+ sagen, warum sie bei Ihnen arbeiten und was Sie zu einem besonderen Arbeitgeber macht. Texte mit Bildern sind gut, Videos noch besser. Richtig gut kommt es an, wenn diese Mitarbeiter sich anbieten, mit potenziellen Bewerbern ein Gespräch zu führen. Auf diese Weise können die sich schon mal ein Bild machen, bevor Sie mit dem Chef reden.
Empfohlen von LinkedIn
Das gilt übrigens auch für die Jüngeren. Die lotsen Sie natürlich eher nicht über Print-Anzeigen auf Ihre Landingpage. Hier brauchen Sie locker formulierte Posts auf Social Media, die Lust auf ein Vorstellungsgespräch wecken. Das haben doch alle Wettbewerber auch? Ja, deshalb seien Sie bei den Kampagnen besonders kreativ, stellen Sie das, was Sie als Arbeitgeber bieten in den Mittelpunkt und gehen Sie zusätzlich neue Wege. Schauen Sie sich an, mit welchen öffentlichen Verkehrsmitteln Schülerinnen und Schüler in Ihrer Region unterwegs sind. Warum nicht Postwurfsendungen entlang der Routen von Buslinien ins Auge fassen? Oder Plakate vor Einkaufszentren oder Baumärkten oder in der Nähe von Unternehmen, die Stellen abbauen.
Aufmerksamkeit über längere Zeit
Letztlich brauchen Sie mehr und längere Sichtbarkeit in den unterschiedlichen Medien. Es wird vermutlich nicht gleich der erste Versuch Erfolg haben. Aber kombinieren Sie Anzeigen, Posts, Plakate etc. über mehrere Wochen oder Monate, werden potenzielle Mitarbeiter garantiert auf Sie aufmerksam. Beachten Sie: Die meisten Menschen brauchen in der Regel zahlreiche Impulse, bevor sie reagieren. Das ist wie bei Markenprodukten, deren Hersteller die Konsumenten überall mit Werbung eindecken.
Apropos Anzeigen: Machen Sie den Algorithmus des jeweiligen Online-Mediums zu Ihrem Unterstützer. Der nämlich entscheidet darüber, wer Ihr Inserat sieht. Auch Kleinanzeigen sind eine Option für bestimmte Stellen. Suchen Sie sich ein Portal, auf dem Ihre Zielgruppe aktiv ist – und das auf Ihre Region beschränkt ist, denn wer im Umfeld von Kleinanzeigen eine Stellenanzeige liest, wird eher nicht hunderte von Kilometern umziehen wollen oder lange Anfahrten in Kauf nehmen. Sie erreichen mit diesem Mittel wiederum bevorzugt Ältere und solche, die einen Job mit langen Arbeitszeiten oder Schichtdienst haben, aber grundsätzlich wechselbereit sind.
Anzeigen nicht überfrachten
Noch ein Tipp: Erstellen Sie keine lange Liste an Qualifikationen, welche der Kandidat unbedingt haben muss. Fokussieren Sie sich auf die Anforderungen, die unbedingt nötig sind. Menschen lernen gerne dazu und den perfekten Mitarbeiter gibt es ohnehin nicht. Bieten Sie Fortbildungen an. Und, ganz wichtig, vergessen Sie nicht das Employer Branding: Beschreiben Sie, was Sie als Arbeitgeber auszeichnet – ohne Phrasen und ehrlich. Authentizität ist auch im Recruiting ein Erfolgsfaktor!
Quelle:
Psychologe I Coach I MBA I Speaker für Wirtschaft, Management & Führung I Expertise in Business, Change Leadership, Transformation & Kulturwandel 📈
4 MonateDiskriminierung basierend auf Alter ist bedauerlich und unakzeptabel. Unternehmen sollten auf Altersvielfalt achten.