Künstlich intelligent oder authentisch?
Künstliche Intelligenz überrascht uns immer wieder aufs Neue. Fasziniert testen und nutzen wir deren Möglichkeiten, schauen gebannt auf das, was da noch kommen möge. Der neuste Schrei sind Musik-Tools, mit welchen sich innert wenigen Minuten Songs und Jingles mit eigenen Texten und in mehreren Genres erstellen lassen. In perfekter Qualität, für welche es bis vor kurzem Komponisten, begnadete Musiker und ein professionelles Tonstudio gebraucht hätte. Man staunt und denkt besorgt an die Musikschaffenden, welche sich wohl bald wärmer anziehen müssen. Geschweige von dem, was im Videobereich schon ist und bald noch möglich sein wird. Vermutlich werden wir in naher Zukunft nur noch im selbstfahrenden Auto durch die Gegend tuckern und mit passenden Promts veranlassen, dass sich die Arbeit von selbst erledigt. Die dadurch gewonnene Freizeit können wir dann nutzen, um mittels TikTok endgültig zu verblöden…
Glücklicherweise ist die Realität weniger dystopisch. Nüchtern betrachtet ist künstliche Intelligenz eine Kombination von Big Data, Rechenleistung und smarten Algorithmen. KI kann demzufolge nur von dem schöpfen, was schon ist, seien es Texte, Bilder, Musik oder Code. Klar, jeder kreative Prozess und jedes Brainstorming basiert auf der Sublimation dessen, was schon ist. Aber in der Sublimation liegt auch der Kern menschlicher Intelligenz, sie gibt den Anstoss zu neuen Denkprozessen und ermöglicht Innovationen.
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Wo es Sinn macht
KI-Tools haben sicher ihre Berechtigung, beschleunigen Prozesse und werden unsere Arbeitsweise grundlegend verändern. Sie unterstützen uns bei den Kreationsprozessen, erleichtern die mehrsprachige Kommunikation, übernehmen repetitive Aufgaben, liefern perfektes Coding und beschleunigen unsere Arbeit. Richtig eingesetzt geben sie Sinn und wir werden die neuen Möglichkeiten nicht missen; Bei der Texterstellung beflügelt es unsere Schreibe, bei der Bildbearbeitung lassen sich fehlende Bildelemente perfekt generieren und Objekte im Nu freistellen, auch der Hintergrund-Song für die Präsentation ist schnell erstellt.
Authentizität bleibt ein menschliches Ding
Beim zielgerichteten Einsatz der Tools gelangt man hingegen schnell an den Punkt, wo KI, nebst urheberrechtlichen Problemen, am Ende des Lateins ist, wo künstlich generierte Bilder ähnlich aussehen, wo künstliche Videos nur noch einen Gähn-Effekt auslösen und virtuelle Song zum Verwechseln gleich tönen. Daraus etwas weiteres zu entwickeln, neue Ansätze zu finden und diese intelligent einzubringen, wird weiterhin zu dem gehören, was KI nie zu leisten vermag. Bleiben wir offen, nutzen die neuen Werkzeuge angstfrei, bleiben authentisch und vor allem uns selbst treu. Das lässt uns nach der ersten Hype Frieden schliessen und stimmt schon mal zuversichtlich.