Konzentration und wie mir das Bergwandern ein Aha-Erlebnis bescherte

Konzentration und wie mir das Bergwandern ein Aha-Erlebnis bescherte


Ich war vor langer Zeit ein paar Tage in Tirol beim Bergwandern. Dabei fiel mir auf, dass meine Konzentration eine andere Qualität und eine andere Intensität hatte, je nachdem, ob ich hinauf oder hinunter wanderte und welcher Art der Weg war.

Genauso ist es mit Aufgaben im Alltag und mit Lernstoff. Sie erfordern je nach Art eine andere Form der Konzentration.

Mal ist es wie bei einem schmalen, steilen Wandersteig. Ich darf hier im Abstieg nicht zu schnell gehen und muss genau schauen, wo ich hintrete. Dafür nehme ich meine Umgebung kaum noch wahr.

Ein anderes Mal ist es wie beim Aufstieg über eine breite Schotterstraße. Auf das Laufen muss ich so gut wie keine Konzentration verwenden und kann sie eher in vollem Umfang der Umgebung widmen.

In beiden Situationen bin ich konzentriert. Jedoch hat meine Konzentration im einen Fall eine hohe Intensität und einen sehr schmalen Fokus – wie ein Laserstrahl. Im anderen Fall ist die Intensität geringer und der Fokus eher weit – wie ein Suchscheinwerfer.

Zwei verschiedenen Situationen, beide Male konzentriert und doch jedes Mal anders. Gibt es dann DIE KONZENTRATION überhaupt? Ich behaupte, nein.

Geistige Konzentration hat zwar feststehende Definitionen:

a) Zustand großer Aufmerksamkeit,

b) hoher Grad der Aufmerksamkeit und der geistigen Anspannung, die auf eine bestimmte Tätigkeit o. Ä. gerichtet ist,

c) Bündelung der geistigen Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Aufgabe hin,

d) willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Tätigkeit,

Ich empfinde jedoch manche Synonyme viel treffender, welche Art von Konzentration es bezüglich Intensität und Qualität gibt: Ballung, Bündelung, Verdichtung, Anspannung, Aufmerksamkeit, Versenkung, Wachsamkeit, Achtsamkeit, Versunkenheit, Flow, Kontemplation, Aktivität.

So viele verschiedene Formen der Konzentration; kann es dann überhaupt sein, dass jemand im Wachzustand nicht konzentriert ist? Ist es nicht eher so, dass die erwartete Konzentrationsform und die gezeigte sich voneinander unterscheiden und dann aufgrund der Abweichung davon gesprochen wird, jemand sei unkonzentriert.

Wenn wir also unsere Erwartung etwas erweitern, überrascht es uns vielleicht nicht, dass Konzentration jeden wachen Moment beim Menschen vorhanden ist, nur die Intensität und Qualität verändert sich ständig.

Wie sehen Sie das?

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