Kooperationen zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen - Frischer Wind für die Wirtschaft!
Der deutsche Mittelstand mit seinen Hidden Champions lebt von seiner Innovationskraft und der Fähigkeit, neue Produkte und Geschäftsmodelle schneller als der Wettbewerb zu entwickeln und zu kommerzialisieren. Großunternehmen stehen für internationale Skalierbarkeit und Finanzkraft. Was müssen diese Unternehmen tun, damit das auch in Zukunft so bleibt? Die Zusammenarbeit mit Start-ups eröffnet hier riesige Chancen!
Etablierte Unternehmen profitieren vom Pioniergeist, der Risikobereitschaft, Geschwindigkeit und der pragmatische Kultur des Ausprobierens und Scheiterns, Wiederaufstehens, Lernens und Verbesserns von Start-ups: „start small, fail fast, learn faster". Für Mittelständler ist eine Kooperation sogar noch einfacher als für Großunternehmen. Denn sie haben– ähnlich wie Start-up’s – zumeist eine schlanke Organisation, hohe Risikobereitschaft, ein eigentümergeführtes Management und schnelle Entscheidungswege. Deutsche Unternehmen sind bekannt für ihre F+E Stärke und die Anzahl ihrer Patentanmeldungen. Aber es muss ihnen gelingen, mehr Technologien in marktfähige Produkte umzusetzen. Eine Idee allein reicht nicht – die Umsetzung zählt! Dabei stellen sich folgende Fragen: Gibt es einen Bedarf und sind potenzielle Kunden bereit, für eine Dienstleistung oder ein Produkt zu zahlen? Start-ups tun sich leichter diese Fragen frühzeitig und schnell zu beantworten, da sie z.B. keine Rücksicht auf bestehende Technologien, Image, Vertriebsstrukturen, Kanibalisierungseffekte etc. nehmen müssen.
Erfolgsbeispiele bereits vorhanden
Ein gutes Beispiel dafür ist Orcan Energy. Ein Start-up, das effiziente Verfahren entwickelt hat, um aus Abwärme Strom zu erzeugen. Ein riesiges Marktpotential! Das mittelständische Unternehmen hat diese neue Technologie in ihr Produkt integriert und sicherte sich somit einen langfristigen Wettbewerbsvorteil im Hinblick auf die Energieeffizienz-Kennzahlen. Und auch Orcan profitierte von der Zusammenarbeit: Das Start-up konnte seine bisherigen Produkte besser auf die Kundenbedürfnisse abstimmen und branchenspezifische Lösungsangebote entwickeln. Vor allem beim Thema Industrie 4.0 bietet die Kooperation mit Start ups die Chance, die damit verbundenen Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen, Denn Start-ups können frei von bestehenden, überholten Strukturen und festgefahrenen Prozessen für die Digitalisierung optimierte Technologien, Organisations- und Geschäftsmodelle liefern.
Unterschiede zwischen Mittelständlern und Konzernen
Im Gegensatz zu den USA engagieren sich aktuell noch wenige Mittelständler bei Start-up’s, da oftmals die Erfahrung und Ressourcen für die externe Suche nach Technologien und Ideen fehlen, trotz der engen Kooperation zu Hochschulen bzw. öffentlichen Forschungseinrichtungen. Hinzu kommt die Befürchtung, dass der Betrieb eines eigenen Inkubators oder die Zusammenarbeit mit Acceleratoren zu teuer, zeitaufwändig und nicht auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Großunternehmen sind diesbezüglich aktiver und betreiben mit unterschiedlicher Erfolgsquote bereits eigene Venture Capital Gesellschaften, eigene Accelatoren oder aber engagieren sich bei externen Accelerator-Programmen.
Ausgangslage spricht für Kooperationen
Zentrale Voraussetzung für den langfristigen Erfolg einer solchen Zusammenarbeit ist, dass sie auf Augenhöhe geschieht und die Startups genauso davon profitieren wie ihre etablierten Counterparts Das dies so sein kann, zeigen zwei empirische Belege:Laut einer aktuellen Studie des Bundesverbands Deutscher Kapitalgesellschaften wurden 2014 rund 700 Unternehmen durch Wagniskapital finanziert. Dabei betrug das Investitionsvolumen fast 650 Millionen Euro, das sind ca. 10% weniger als im Vorjahr. Diese Zahlen zeigen, dass deutsche Konzerne und Mittelständler als strategische Frühphaseninvestoren dringend benötigt werden! Laut einer Studie der Startup Genome Report Extra on Premature Scaling scheitern rund 90% der untersuchten 3.200 Start-ups. Dreiviertel davon wiederum an einer verfrühten Skalierung. Hier können die etablierten Unternehmen dabei unterstützen die Entwicklung zum marktreifen Produkt durch ihr Umsetzungsstärke besser voranzutreiben oder Märkte durch ihre Vertriebsstärke und Kundenbasis schneller zu adressieren
Herausforderung Kontaktaufnahme
Wie findet jetzt ein etabliertes Unternehmen das passende Start up? Hier gibt es eine Vielzahl von (Netzwerk)Veranstaltungen und Vermittlungsplattformen, die von spezialisierten Dienstleistern angeboten werden. Aber die Unternehmen selbst sollten Kontaktmöglichlichkeiten schaffen wie z.B. durch eigene Wettbewerbe und Veranstaltungen, dedizierte Ansprechpartner oder Organisationseinheiten wie Inkubatoren
Fazit
Die Strukturen von etablierten Unternehmen und Start-ups unterscheiden sich meist grundlegend: Sind die einen stark arbeitsteilig und sehr komplex organisiert, entwickeln die anderen während des Wachstums ihre internen Strukturen erst noch.
Um Missverständnisse und Enttäuschungen zu vermeiden, braucht es daher von Beginn an klare Leitplanken wie Definition der Ziele, des Umfangs und der Dauer der Kooperation z.B in Standardverträgen, Bereitstellung ausreichender Ressourcen z.B. Integrationsteams, Anwendung von pragmatischen aber definierten Prozessen z.B. Meilensteinmonitoring und Schnittstellen, klare Verantwortlichkeiten und benannte Ansprechpartner Dabei gilt jedoch: Solche Strukturen sind nicht statisch! Sie müssen immer wieder auf ihre Praxistauglichkeit überprüft werden.