Kopieren erlaubt
Was würde dein Vorbild tun?
Guten Morgen!
„Was soll ich machen?“ Du kannst dir vorstellen, dass wir Coaches diese Frage fast täglich hören. Unseren Kund:innen eine Entscheidung abzunehmen, indem wir ihnen eine Lösung vorgeben, ist natürlich absolut nicht unsere Aufgabe. Sinn des Coachings ist ja „Hilfe zur Selbsthilfe“. Und daran hielt ich mich auch bei meiner Kundin Chris. Sie hatte schon ein paar Jahre erfolgreich in der Werbebranche gearbeitet, hätte dort weiter Karriere machen können. Doch sie wollte raus. Etwas ganz anderes machen. Etwas Soziales. Es zog sie in die Pflege, nicht nur aus einer plötzlichen Laune heraus. Doch da waren die besseren Verdienstmöglichkeiten im Marketing – und auch das Unverständnis, auf das sie in ihrem Umfeld stieß. Mir fiel spontan die Geschichte von Michelle Obama ein. Die startete als junge Rechtsanwältin in einer renommierten Kanzlei in Chicago. Sie bekam ein superschickes Büro mit Blick auf die Stadt, war regelmäßig Gast auf Upper-Class-Events und bekam ein Top-Gehalt. Trotzdem war sie unglücklich. In ihrer Biografie („Becoming“, Goldmann Verlag) schreibt sie: „Ich hasse es, ich passe nicht in diesen Job. Während ich ihn ausübe, fühle ich mich leer, obwohl ich ziemlich gut darin bin. Es erfüllt mich einfach nicht.“
Michelle Obama folgte schließlich ihrer inneren Stimme und gab ihre vielversprechende Anwaltskarriere auf, um einen Job im Rathaus von Chicago anzunehmen – für die Hälfte ihres vorherigen Gehalts. Aber mit der Chance, sich für benachteiligte Menschen einzusetzen, allen voran für die schwarze Bevölkerung von Chicago! Ihre intrinsische Motivation war: anderen zu helfen, deren Lebenssituation zu verbessern – und nicht, wie als Anwältin, Reichen zu noch mehr Vermögen zu verhelfen, etwa wenn es um die Fusion von zwei Konzernen ging.
Nach dem Coaching stand für Chris der Entschluss fest, einen Quereinstieg ins Sozialwesen zu machen, Umschulung inklusive. Vielleicht hat auch die Geschichte von Michelle Obama dazu beigetragen. Sich an Entscheidungen und Lösungen anderer zu orientieren, kann also durchaus sinnvoll sein. Und wie ich neulich las, hat der russische Psychotherapeut Vladimir Raikov bereits 1976 herausgefunden: Menschen können sich mittels Hypnose Fähigkeiten eines Vorbilds aneignen und selbst besondere Leistungen vollbringen.
Das heißt: In die Rolle eines Vorbilds zu schlüpfen, kann uns helfen, Herausforderungen zu meistern. Fragen Sie sich also das nächste Mal: „Was würde mein Vorbild XY machen?“ Es könnte Ihnen die Energie für eine gute Entscheidung geben.
Viel Erfolg!
Deine Annemette ter Horst