Kreislaufwirtschaft: mehr als Recycling
Grafik: INFRAS

Kreislaufwirtschaft: mehr als Recycling

Von Sophie Kaufmann & Quirin Oberpriller , INFRAS

Kreislaufwirtschaft ist ein Thema, das aktuell viel Beachtung erhält. Eine Beilage von NZZ Sustainable Switzerland zur NZZ zum Thema Nachhaltigkeit hat beispielsweise kürzlich eine Studie von uns dazu aufgegriffen. An dieser Stelle einige Überlegungen, was Kreislaufwirtschaft eigentlich ist und was sie ausmacht.

Die #Kreislaufwirtschaft ist mehr als #Recycling. Wir verstehen darunter ein Wirtschaften, welches effektiv und effizient mit Rohstoffen umgeht. Obenstehende Abbildung aus einer Studie für das Bundesamt für Umwelt BAFU zeigt zwei Kreisläufe, einerseits den äusseren Rohstoffkreislauf und mehrere innere Produktkreisläufe. Somit bezieht echte Kreislaufwirtschaft auch ganzheitlichere Ansätze mit ein, die sich auf die Nutzungs- und Produktionsphase beziehen. Teilen, wiederverwenden, reparieren und wiederaufbereiten sind die relevanten Elemente in der Nutzungsphase. In der Produktionsphase geht es um langlebiges, reparaturfähiges, modulares und zerlegbares Design sowie eine kreislauffähige Materialzusammensetzung und der Einsatz unproblematischer Chemikalien.

Fünf Massnahmen, um Kreislaufwirtschaft zu fördern

In der BAFU-Studie (INFRAS und Rytec 2019) haben wir fünf Massnahmen analysiert, die solche Ansätze der Kreislaufwirtschaft in der Schweiz fördern:

  • Mehrwertsteuerreduktion auf Reparaturdienstleistungen
  • Deklarationspflichten hinsichtlich der Lebensdauer, Herstellergarantieaussage, Reparierbarkeit sowie Recyclingfähigkeit von Produkten
  • Verlängerung der Gewährleistungsfrist inklusive Reparaturoption
  • Mehrwertsteuerreduktion bei Nutzenbasierten Geschäftsmodellen mit ökologischem Nutzen
  • Registerlösungen zur Eigentumssicherung

Indem die Produktkreisläufe gestärkt werden, bleiben die Produkte länger in der Nutzungsphase bzw. werden mehr Teilkomponenten direkt in die Produktion rückgeführt. Die inneren Produktkreisläufe verlangsamen somit den äusseren Rohstoffkreislauf. Das wirkt sich positiv auf die Umweltauswirkungen von Konsumgütern aus.

Hier mehr Informationen zur BAFU-Studie:

Drei Jahre längere Nutzung bringt einiges

In einer von Greenpeace Schweiz in Auftrag gegebenen Studie (INFRAS 2022) schätzten wir die ökologischen Auswirkungen einer längeren Nutzungsdauer von Produkten ab. Wenn alle Konsumprodukte in der Schweiz um ein bis drei Jahre länger genutzt würden, liesse sich der Schweizer THG-Fussabdruck um 1.8 bis 4.0 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent reduzieren. Ein sehr relevanter Bereich ist die Bekleidung. Wenn alle Kleider in der Schweiz um drei Jahre länger getragen werden, reduziert sich der THG-Fussabdruck um rund 1.5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent. Das entspricht den Emissionen eines Autos, welches 186'000-mal um die Erde fährt.

Hier mehr Informationen zur Greenpeace-Studie:

Ein gut abgestimmter Mix an Massnahmen zur Verlängerung der Nutzungsdauer und somit der Stärkung einer echten, ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft kann also einen signifikanten Beitrag zur Reduktion der Umweltbelastung leisten.



Prof. Dr. Rene Schmidpeter

Professor / Studiengangsleitung CAS Verwaltungsrat und ESG bei Berner Fachhochschule BFH | Nachhaltige Geschäftstransformation

1 Jahr

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