Krise als Dauerzustand – auch in Unternehmen ist Resilienz das Gebot der Stunde

Krise als Dauerzustand – auch in Unternehmen ist Resilienz das Gebot der Stunde

Das Spannungsfeld, in dem sich Unternehmen bewegen, hat sich potenziert. Klimawandel, Pandemie, Finanzkrise, Lieferkettenprobleme, Krieg. Die Themen sind uns allen jeden Tag bewusst. Gleichzeitig sind auch die „klassischen“ Krisen nicht verschwunden – Streiks, Verfehlungen im Management, Produktrückrufe, Cyber Angriffe und viele mehr. Krisen als Normalzustand. Krisen, die von Unternehmen antizipiert, bewältigt und nachbereitet werden müssen.

Krisenkommunikation hat hier eine Schlüsselrolle. Es werden Szenarien entwickelt, Prozesse festgelegt, Trainings durchgeführt. Doch reicht das? Müssen Unternehmen nicht insgesamt widerstandsfähiger werden? Stichwort Resilienz – ein Modewort oder das Gebot der Stunde?  

Resiliente Unternehmen haben die Fähigkeit sich anzupassen

„Resilienz ist die Fähigkeit, Veränderungen in der Umgebung aufzunehmen und sich an diese anzupassen. Resiliente Unternehmen können Chancen und Bedrohungen sowohl aus plötzlichen als auch aus graduellen internen und externen Veränderungen erkennen und darauf reagieren. Dadurch ist es möglich, Krisen und Disruptionen zu bewältigen, unerwarteten Schocks standzuhalten und sich an Veränderungen anzupassen. Resilienz ist damit eine für Unternehmen wichtige Eigenschaft, welche entscheidend für ihren langfristigen Fortbestand ist“, so die Definition der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB)*.

Vision, Werte und eine starke Führungskultur bilden die Basis eines resilienten Unternehmens

Was zeichnet ein resilientes Unternehmen aus? Zum einen geht es – im Angesicht von möglichen Krisen – natürlich um krisenfeste Prozesse, um eine stabile organisatorische Aufstellung und die kontinuierliche Überprüfung der Unternehmensstrategie. Das ist der prozessorale Teil. Ergänzend dazu braucht es eine gemeinsame Vision, basierend auf einer stabilen Kultur, in der Vertrauen und offener Austausch selbstverständlich sind, und eine starke Führungskultur. In einem solchen Umfeld sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Lage, sich auf verändernde Rahmenbedingungen einzustellen. Denn sie haben einen klaren Nordstern und ein Umfeld, das ihnen erlaubt, Verantwortung zu übernehmen und Teil der Lösung zu werden.

Analysen belegen diese Aussagen: In der Global Culture Survey* wurden rund 3.200 Mitarbeitende aus mehr als 50 Ländern nach der Rolle der Unternehmenskultur vor dem Hintergrund der Corona-Krise befragt. Das Ergebnis: Die Mehrheit der Führungskräfte schreibt einen Großteil ihres Erfolgs, ihrer Resilienz und ihres Wettbewerbsvorteils während der Pandemie einer starken Kultur zu. Insgesamt gaben 55 Prozent der Umfrageteilnehmenden an, dass die Kultur sogar wichtiger sei als Strategie oder betriebliche Abläufe. Interessanterweise stimmen in Deutschland nur rund 44 Prozent der Befragten dieser Aussage zu. Eine ähnliche Abweichung war bei der Frage zu sehen, ob eine starke Unterstützung seitens der Führungskräfte erfolgt. Während dieser Frage rund 60 Prozent der global Befragten zustimmen, waren es auf europäischer Ebene 55 Prozent, in Deutschland nur noch 53 Prozent. Auch wenn diese Abweichungen nicht enorm sind, zeigen sie doch, dass in Deutschland der Blick weniger auf Themen wie Resilienz, Kultur und Führung gerichtet ist als in vielen anderen Ländern. 

Ein ganzheitlicher Kommunikationsansatz ist der Schlüssel zum Erfolg

Was heißt das insbesondere für die Kommunikation? In einer Zeit, in der sich Unternehmen und Gesellschaften mehr und mehr in einem dauerhaften Krisenmodus befinden, bleibt gute Krisenkommunikation unerlässlich. Aber sie kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie in Unternehmen praktiziert wird, die sich ganzheitlich auf stetig verändernde Rahmenbedingungen einstellen. In anderen Worten: Um ein resilientes Unternehmen zu schaffen, muss Kommunikation übergreifend gedacht und orchestriert werden. Dazu gehören die Entwicklung einer Vision und eines Purpose, eingebettet in eine wertebasierte Kultur, genauso wie eine motivierende und engagierende Kommunikation für die Mitarbeitenden und die Befähigung von Führungskräften als eben auch – Krisenkommunikation.


Autorin: Sabine Kahrweg , Managing Director

*Quellen:

Internationale Zusammenarbeit - Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Niels Ferdinand, Richard Prem, Der Beitrag von Normen zur Resilienz von Unternehmen in Krisensituationen (2020)

PwC Strategy&, Global Culture Survey 2021 (2021)

Paolina Hagengruber

Director @ Löning - Human Rights & Responsible Business

1 Jahr

Spannende Einschätzung zu resilienten Unternehmen in Krisenzeiten unserer Expertin Sabine Kahrweg!

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