Kunsterfahrung DDR! - eine kleine Galerie in Görlitz-Königshufen
In den Jahren der DDR hat das Kulturhistorische Museum Görlitz zahlreiche Gemälde erworben bzw. bei Künstlern gezielt in Auftrag gegeben. Die Mehrzahl dieser Werke befindet sich seit 1990 im Depot. Für die Ausstellung kehrt nun eine Auswahl erstmals wieder in die Öffentlichkeit zurück.
Bewusst hat das Museum ein leerstehendes Ladenlokal im Plattenbaugebiet Görlitz-Königshufen als Präsentationsort gewählt. Errichtet in den 1980er Jahren, galten die Plattenbauquartiere als eine wesentliche Errungenschaft des SED-Staates. Nach der friedlichen Revolution 1989 erfuhren sie einen Bedeutungswandel. Inzwischen wurden in dem Stadtteil umfangreiche Investitionen in den Umbau und die Sanierung sowie die Reduzierung des Wohnungsbestands einschließlich der Wohnumfeldgestaltung getätigt.
Die Ausstellung „Kunsterfahrung DDR!“ möchte dazu anregen, über die Relevanz von DDR-Kunst als Artefakten einer Epoche der jüngeren deutschen Geschichte nachzudenken.
In dem ersten Raum wird ein Querschnitt durch verschiedene Themen der Malerei gezeigt. Porträts konnten demnach ein Medium der kritischen Selbstbefragung oder der glorifizierenden Inszenierung sein. Landschaftsdarstellungen hingegen erscheinen nur auf den ersten Blick politisch unverdächtig. Aber auch sie konnten politisch motivierte Inhalte vermitteln.
Im zweiten Raum sind Bildnisse von Görlitzer Persönlichkeiten zu sehen, die in der DDR als Helden der Arbeiterbewegung galten und Funktionen im Parteiapparat innehielten. Waren sie während des Nationalsozialismus zum Teil schweren Repressalien ausgesetzt, so beteiligten sich manche von ihnen nach 1945 selbst an der Verfolgung Andersdenkender.
Ein Gemäldezyklus des Görlitzer Malers Karl-Heinz Völker füllt den dritten Raum. Geschaffen um 1980, lässt sich seine ursprüngliche Funktion heute schon nicht mehr eindeutig benennen. Ihre didaktische Gestaltung, die an Schulbuchillustrationen erinnert, lässt vermuten, dass die Gemälde für Unterrichtszwecke bzw. für das Görlitzer Haus der Pioniere entstanden sind.
Die Ausstellung ist ein Teil des Mitmach-Projektes „ERFAHRUNG DDR!“, das die Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur in Kooperation mit dem Förderverein Kulturstadt Görlitz-Zgorzelec e. V. und der KommWohnen Görlitz GmbH durchführen. ERFAHRUNG DDR! wird gefördert im Fonds Stadtgeführten der Kulturstiftung des Bundes.
Begleitend zur Ausstellung bietet das Museum folgende Veranstaltungen an:
Kuratorenführung mit Kai Wenzel
25.09.2016, 15:00 Uhr
12.03.2017, 15:00 Uhr
Kunstpause mittwochs „12 nach 12“
19.10.2016 – „Zwei Welten? Berufskünstler und Laienkünstler in Görlitz“
26.10.2016 – „Kunst oder Heldenmythos? Die Galerie der Parteiveteranen“
02.11.2016 – „Dienende Kunst? Ein Gemäldezyklus von Karl-Heinz Völker“
Kunstgespräch
19.01.2017, 17:00 Uhr
„Wie umgehen mit Auftragskunst der ehemaligen DDR?“
Ein Kunstgespräch mit Silke Wagler (Kunstfonds, Staatliche Kunstsammlungen Dresden) und Kai Wenzel