Ladies – hört auf Euch zu entschuldigen!
Kind, Karriere, Partnerschaft – am liebsten natürlich alles davon! Nur wie kann das klappen? In den letzten Monaten habe ich viel mit Frauen gearbeitet, die nach Kind(ern) und Elternzeit ihren Weg zurück auf die Karriereleiter finden wollen. Da ich selbst eine ‚Working Mom‘ bin und mal mehr, mal weniger erfolgreich versuche, den Alltag zwischen Kunden, Kind, Schreibtisch und Sportplatz zu meistern, liegen mir diese Coachings besonders am Herzen. Es macht mich immer wieder glücklich und stolz, wenn wir zusammen einen Weg erarbeiten, und meine Kundinnen neu durchstarten können.
Wer sich jetzt eine Zauberformel wünscht, den muss ich leider enttäuschen. DEN richtigen Weg zurück in die Arbeitswelt gibt es nicht. Jede Frau und Familiensituation ist unterschiedlich und was für die eine gut funktioniert, muss für die andere noch lange nicht passen.
Oft ähneln sich die Geschichten und Erfahrungen jedoch und ich würde mal gerne ein paar grundsätzliche Dinge an die Frau bringen.
1. Nicht entschuldigen – auf Stärken konzentrieren
Viele Frauen haben es einfach in sich – sie fühlen sich für alles und jeden in der Welt verantwortlich. Es ist natürlich ihre Schuld, wenn sie nicht mehr 50 Stunden die Woche arbeiten können, wenn sie einen Termin in der Schule verpassen (sind die bei Euch eigentlich auch immer mitten am Vormittag?), wenn sie das Kind beim Babysitter parken, wenn sich zu Hause die Wäsche stapelt,…. Diese Liste ist aus eigener Erfahrung endlos. Permanent fühlen wir uns in der Pflicht, uns zu entschuldigen, weil wir (den vermeintlichen) Ansprüchen nicht gerecht werden. Aber hey, jetzt mal STOP! Wer definiert diese Ansprüche denn eigentlich und wer sagt denn, dass wir diesen gerecht werden müssen? Runter vom Gas und die kleine Perfektionistin in uns etwas einbremsen!
Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen. Eine neue Familienkonstellation ändert daran nichts grundsätzlich, es bedarf aber vielleicht einer Feinjustierung der Leistungsbedingungen. Vielleicht haben sich die Ansprüche an die Arbeitsstelle verändert, vielleicht MÖCHTE man diverse Anforderungen des Arbeitgebers in der neuen Familien-Situation nicht länger erfüllen (z.B. viele Dienstreisen, ausufernde Überstunden, etc.).
Jede Frau hat andere Anforderungen und Bedingungen, die für sie individuell vertretbar und akzeptabel sind. Und ganz wichtig – alles ist ok! Niemand muss sich dafür entschuldigen!
Konzentriert Euch auf Eure Stärken und findet heraus, was ihr zukünftig leisten könnt, wollt oder auch müsst. Schärft Euer Profil. Für was steht Ihr? Was könnt Ihr? Wo differenziert Ihr Euch von Kollegen?
Statt sich von vornherein klein zu machen, tretet der Führungskraft selbstbewusst gegenüber und zeigt, wo Ihr künftig Nutzen stiften könnt und wollt.
2. Mut zur Veränderung
Manchmal finden wir heraus, dass der alte Job einfach nicht mehr passt und es im Unternehmen auch keine anderen adäquaten Aufgaben gibt. Keine Panik! Dann ist es jetzt vielleicht genau die richtige Zeit, Euer Herz in die Hand zu nehmen und den Sprung in etwas Neues zu wagen. Vielleicht schlummern in Euch verborgene Talente? Ein Personality Branding hilft beim Reflektieren, Bewerten, Fokussieren und Ziele setzen. Ein persönlicher Entwicklungsplan strukturiert die nächsten Schritte. Jetzt ist die Gelegenheit, sich nochmal ganz neu zu erfinden. Nur Mut!
3. Hört auf Euch gegenseitig fertig zu machen
Kennt Ihr das auch? Wie man es macht, ist es verkehrt! Die einen Mamas werden schief angeschaut, weil sie zu spät oder gar nicht zurück in den Job gehen, Teilzeit arbeiten oder sich neu erfinden. Aber geht dann eine Frau recht zügig Vollzeit in den Job zurück, ist sie eine Rabenmutter, die sich nicht gut genug um ihr Kind kümmert. AAAAHHHH! Das macht mich persönlich so wütend!
Auch hier gilt – es gibt kein richtig oder falsch. Jede Familie muss individuell für sich einen gangbaren Weg finden. Sicher spielen finanzielle Gründe immer noch eine wichtige Rolle aber bitte – mein Appell an alle – schenkt den Mamas doch mal etwas Vertrauen. Jede, die zurück in die Arbeitswelt geht, hat sich bestimmt viel Gedanken über eine gute Betreuung für ihre Kinder gemacht.
Oft steckt dahinter Neid nach dem Motto „warum traut die sich, was ich mir nicht zugetraut habe“? Ich kann nur sagen – get over it! Wenn wir in der Gesellschaft etwas verändern wollen, bedarf es Unterstützung.
4. Holt Euch Hilfe!
In meinen Coaching-Sessions identifizieren wir immer auch Hands on-Tätigkeiten, die zwar gemacht werden müssen, die wir aber eigentlich nicht gerne tun. Das kann zu Hause, in der Freizeit oder im Job sein. Gebt ab was geht und Ihr Euch leisten könnt. Job, Familie oder Du selbst werden sich über die gewonnene Zeit freuen!
5. Klopft Euch auf die Schulter
Jede arbeitende Mama verdient Respekt und Anerkennung. Im Alltag kommt das oft zu kurz und dieses Gefühl, den Ansprüchen von Job, Kind, Partner etc. nicht zu genügen beschleicht uns wieder. Sobald ihr das merkt. SOFORT STOP! Schau in den Spiegel, keiner ist perfekt aber Ihr gebt Euer Bestes und das ist absolut prima! Rückschläge sind normal und Selbstzweifel bringen Euch sicher nicht weiter. Sorgt dafür, regelmäßige Ich-Zeit fest in den Kalender zu integrieren. Sport, Kultur, Kosmetik, Freunde, whatever – erlaubt ist was glücklich macht und mit ein wenig Abstand sieht die Welt schon wieder fröhlicher aus.
6. Arbeitgeber – umdenken
Muss ich dazu eigentlich noch was schreiben? Schlimm genug, dass wir immer noch über flexiblere Arbeitsmodelle reden müssen. Auf Dauer kann es sich kein Unternehmen leisten, weibliche Fachkräfte zu verlieren, nur weil sie Mütter geworden sind. Wie absurd das schon beim schreiben klingt. Wenn Ihr, liebe Arbeitgeber, Wissen und Kompetenz in Euren Unternehmen behalten wollt, dann müsst ihr Voraussetzungen schaffen, dass Mütter künftig Karriere und Kind unter einen Hut bekommen können, sonst suchen die sich andere Jobs, bei Unternehmen, die das begriffen haben. Davon gibt es mittlerweile wirklich schon einige und es werden immer mehr!
Bevor jetzt gleich ein Shitstorm über mich hereinbricht – natürlich weiß ich, dass es auch arbeitende Väter gibt, die mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben. Denen widme ich mich gerne in einem meiner nächsten Beiträge. Heute geht es mir jedoch um meine Schwestern im Geiste, denen ich mit meinen Erfahrungen etwas Mut machen möchte. Es ist ein steiniger Weg zurück vom Wickel- an den Schreibtisch und ich wünsche jeder einzelnen ‚Working Mom‘ gute Nerven, Vertrauen und viel Erfolg auf ihrem Weg.
Klasse Artikel, liebe Eva! Du bringst es auf den Punkt!