Lang(e)weile.

Lang(e)weile.

Da gab es etwas in der Zeit über den Jahreswechsel, das war anders. Erfrischend, inspirierend, lebendig. Es dauerte einige Tage bis es überhaupt spürbar wurde und es in den Alltag mitzunehmen ist eine eigene Herausforderung.

Die "G'stade Zeit"

Nicht umsonst wurde dieser Zeit zum Ende eines Jahres schon in alten Zeiten eine besondere Bedeutung zugemessen. Die "G'stade Zeit" heißt sie in Bayern. Eine Zeit, die einlädt zur Ruhe und Einkehr und zur Neuordnung im eigenen Leben. Die wussten früher schon, warum es Sinn macht die Zeit der Jahreswende mit einem Ritual zu begleiten, das Alte zurück zu lassen, still zu werden und sich für das Kommende zu öffnen.

Runterfahren

In diesen Tagen, in welchen das Außen für viele Menschen zur gleichen Zeit herunterfährt, wird es auf einmal ruhig und leise. Ja, anfangs stehen zumeist noch ein paar hektische Aktivitäten zum Jahresabschluss oder rund um Weihnachten an, aber, wenn Du das dann ermöglichst, dann kann es in dieser Zeit zu einer Erfahrung außerhalb des Alltags kommen. Lang(e)weile.

Ich spreche von dem zunächst irritierend anmutenden Eindruck einmal tief durchatmen zu können, ohne gleich die nächste Aktivität in Angriff nehmen zu müssen. Oder der Möglichkeit nichts zu tun und nur aus dem Fenster zu blicken. Oder dem Luxus es sich aussuchen zu können einfach mal ein Nickerchen zu machen oder doch lieber durch den Park zu laufen. Und zwar genauso lange bis einen die Lang(e)weile ereilt.

Dieser Moment, in dem es bewusst wird, es gibt nichts zu tun, ich habe alles, was ich tun wollte getan, es ist jetzt Frei-Zeit. Zeit, die auf einmal eine andere Bewertung erfährt. Sie wird gedehnt, sie wird erkenntlich, sie wird zu einer langen Weile.

Sich aushalten

Das jetzt zulassen ist eine Kunst. Den Treiber in Schach halten, der einem einflüstert, Du da zwickt es oder jetzt müsstest Du doch mal oder Du könnest doch ... zurück in Dein Hamsterrad. Statt dessen innerlich zusehen, was geschieht. Sich im Nichts aufhalten, Ruhe und Stille erleben, den eigenen Körper, die ganz individuellen Gedanken und Gefühle wahrnehmen und einfach vorbei ziehen lassen. Wieviel Zeit nimmt sich Dein "Selbst" diesen Zustand zu halten und darin zu verweilen, Dich zu spüren und Kraft zu tanken

Bis der Moment gekommen ist, wo ein leiser kreativer Impuls eine ganz natürliche, vielfach sehr kleine Pendelbewegung auslöst, die wieder Anregung gibt. Eine Richtung weist, die aus der Lang(e)weile geboren wurden und aus dem eigenen Inneren heraus kommt. Ein zartes Pflänzchen, genährt von eigenen Bedürfnissen und der individuellen Arbeit mit dem Sinn.

Neues entdecken

Wer sich jetzt noch weiter die lange Weile erlaubt und Zeit für sich nimmt kann in eine sehr kreative Phase kommen. Denn nach diesem benannten Nichts beginnt nun das Erschaffen des Neuen, des "was zur Veränderung ansteht". Es ist ein gestalterischer Prozess, für den wir Menschen eigentlich - außer genügend freier Zeit - gar keine Anleitung benötigen. Wir wissen intuitiv, wie es geht auf uns zu hören und für uns Zukunft zu schaffen. Diese Phase kann gut unterstützt werden mit Spaziergängen in der Natur und/oder auch der Verschriftlichung oder Visualisierung der eigenen Gefühle und Gedanken.

Je ungestörter wir in diesem Zeitraum sind, je mehr wir uns selbst lauschen können und eben nicht für Andere oder das Außen da sind, umso mehr Energie und Inspiration können wir gewinnen und umso lebendiger wirst Du Dich fühlen. Das was da dann rauskommt ist oftmals "Out of the box" und bahnbrechend. Es ist kein "guter Vorsatz" sondern eine nachhaltige Entscheidung - für Dich und Deine Zukunft. Für Dein Leben.

In den Alltag

Die Integration der Entscheidung zur individuellen Erneuerung in den Alltag ist eine eigene Herausforderung. Sie gelingt mir persönlich dann gut, wenn ich das beschriebene Vorgehen, wie ein Ritual, täglich im Kleinen wiederhole. So nehme ich mit täglich Zeit für eine kurze "lange Weile", schirme mich vom Außen ab, um nur für mich zu sein, in mich hinein zu hören und zu spüren und zu entdecken, was sich zeigen will. Braucht nur 20 Minuten und ist eine große Freude.

Und wie ist das bei Dir? Hat da Lang(e)weile einen wertgeschätzten Platz?

Barbara Wietasch

Executive & Agile Coach, New Work, Organizational Transformation & People Development. Podcasterin: Love to Lead

1 Jahr

Liebe Eva-Maria Danzer, dass Dir langweilig wurde kann ich mir nur schwer vorstellen und bin schon sehr gespannt, welche neue Ideen entstanden sind :-)

Eva Rehle

Executive Coach I Mental Health Coach & Therapeutin I ADHD Coach I Gestaltung und Moderation I Speaker I Mitbegründerin von SaW I ICF

1 Jahr

Wie? - Ist Dir etwa grad langweilig, Eva :-) ... oh, ja dann kommt da sicher etwas Gutes bei raus. 😘

Bernward Clausing

"Wertschöpfung durch Wertschätzung" - Gelingende Zusammenarbeit Gestalten!

1 Jahr

In der Leere ist die Fülle.

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