Leadership im digitalen Wandel
Die Formel für erfolgreiches Führen lässt sich verkürzt darstellen mit 4 x S: Selbsteinschätzung, Struktur, Strategie und Supporter. In der Erkenntnis, dass Führung immer bei einem selbst beginnt, ist der erste wichtige Baustein eine gute Selbsteinschätzung. Basierend auf einem selbstreflektorischen Prozess ist die Eigenwahrnehmung der Persönlichkeit und individuellen Präferenzen im Vergleich zur Fremdwahrnehmung von verbundenen Personen entscheidend: wer bin ich (Authentizität)? Wie deckt sich das Verständnis der eigenen Rolle mit den Rollenerwartungen anderer? Was kann ich gut, was mache ich gerne, wie nehme ich mich wahr, wie nehmen mich andere wahr? Wie sieht es mit dem Selbstwertgefühl aus? Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit, soziale Kompetenz im Umgang mit anderen und ein ‚in sich zuhause fühlen‘ sind dabei wichtige Säulen. Dem Grundprinzip, Stärken zu stärken, folgend setzt voraus, diese zu kennen. Nur wer authentisch ist und seine Rolle erfolgreich ausfüllt, wird in seiner Führungsfunktion akzeptiert, vom eigenen Team sowie vom übergeordneten Management. Führung wirkt immer in beide Richtungen.
Der zweite Baustein ist Struktur. Ich kann nur andere führen, wenn ich mich selbst managen kann. Den Aufgaben durch richtige Priorisierung die Komplexität nehmen, was ist dringlich, was ist wichtig und was ist überflüssig. Zur erfolgreichen Selbstorganisation gehört Vor- und Nachbereitung, Zeitmanagement, Dokumentation, Disziplin, effiziente Kommunikation und vieles mehr, z.B. das eigene „Job design“. Um professionell zu sein, muss es nicht nur erlernt, sondern auch ständig trainiert und weiterentwickelt werden. Hier gilt es basierend auf dem richtigen Mindset ein individuelles, praktikables Toolset auszubauen. Gute Führung braucht ausgezeichnete Kommunikation. Schwache Kommunikation ist oft die Ursache für Missverständnisse und Konflikte. Die Kommunikation als Mittel der Verständigung und Führung gilt es in Sprache, Schrift, Mimik und Körpersprache auf allen Kommunikationsebenen virtuos zu beherrschen und medienoptimiert einzusetzen.
Führung ist immer zielorientiert auf ein ‚wohin‘ ausgerichtet. Der dritte Baustein ist die Strategie. Sie definiert den Weg (die Mittel) zur Zielerreichung. Eine schlüssige Strategie ist immer die Antwort auf das ‚warum‘ (Motivation), das ‚was‘ (Ziel) und das ‚wie‘ (Mittel). Das Ziel ist in der Regel ambitioniert, aber erreichbar und sollte von allen Akteuren mitgetragen werden. Während die ersten beiden Bausteine mit der Führungspersönlichkeit selbst zu tun haben, geht es hier um die Einbettung in einen größeren Kontext. Ziel und Weg wird in der Regel von der übergeordneten Organisation (Unternehmen / Organisation / Management) vorgeben oder zumindest stark mitgestaltet und muss auf die eigene Rolle (Rollenverantwortung) übersetzt werden. Agiles Management passt die Strategie in kurzen Abständen mit dem Team den gegebenen Rahmenbedingungen stetig an, als mittelorientierte Zieloptimierung (Effektuation) oder mitteloptimierte Zielorientierung (Kausalität). Führung ist die erfolgreiche Vermittlung einer gemeinsamen Strategie.
Vierter Baustein sind die Supporter, um seinen eigenen Einfluss skalierbar zu machen. Im ‚Internetdeutsch‘ bin ich zunächst als ‚Influencer‘ gefordert mittels ‚StoryTelling‘ möglichst viele ‚Follower‘ zu generieren und diese von der Unterstützung der gewählten Strategie zu überzeugen (einschließlich des eigenen Managements), sowie mittels Sinnstiftung und Wertebildung eine Inspiration für Leidenschaft für die gemeinsame Sache zu sein. Wenn das ‚was man gut kann‘ und was man in seiner Rolle tun soll‘ optimal mit dem übereinstimmt, was man leidenschaftlich gerne tut‘, entstehen diese seltenen magischen Momente, die wir mit ‚Flow‘ umschreiben. Dadurch lassen sich in kürzester Zeit große Fortschritte und Erfolge erzielen. Ferner entsteht ein hohes Maß an Leidensfähigkeit (Resilienz), d.h. die Fähigkeit Talsohlen und Rückschläge gestärkt zu überstehen und auch extremen Belohnungsaufschub zu tolerieren. In Krisen trennt sich die Spreu vom Weizen, und die wahre Führungselite tritt zum Vorschein. Hier wird noch drüber zu berichten sein.
Die richtigen Rollen im Team zuzuweisen, erfordert neben der detaillierten Analyse auch soziale und emotionale Kompetenz bzw. Intelligenz, zu erkennen, wo jedes Teammitglied mit seinem Können und Wünschen zurzeit steht, welches Selbstwertgefühl, welche Persönlichkeit, und Präferenzen der Einzelne hat. Die Erstellung eines individuellen Entwicklungsplanes für den Einzelnen und das uneingeschränkte Vertrauen in ihn, in seiner zugewiesenen Rolle zu führen, erschließen dieses Potential. Im Idealfall wird so die Führungskraft zum Supporter für jedes Teammitglied.
Fröhliches Bauen wünscht,
Wolrad Claudy
Professorin für Coaching und Supervision | Führungskräfte Coach und Organisationsentwicklerin
5 JahreWahre Inhalte sehr schön auf den Punkt formuliert und über die Alliteration verbunden. Gefällt mir richtig gut. Danke für diesen inspirierenden Text! Beste Grüße, Stefanie Roedel