Lebenswelten
Finden Sie die Welt, in der wir leben, schwierig? Es gibt gute Gründe für ein Ja.
Nicht alle Schwierigkeiten, denen man im Erwachsenenleben begegnet, sind eine Folge der individuellen Lebensgeschichte. Es gibt auch strukturelle Gründe, wieso das Menschsein in einer Zeit, in der wir den Planeten Erde mit rund acht Milliarden anderen Menschen teilen, besonders anspruchsvoll ist.
Unsere Gene entsprechen weitestgehend jenen unserer Vorfahren, die vor 20 000 Jahren lebten. Das war eine Welt noch ohne Landwirtschaft, in der die Menschen frei von Grundstücksgrenzen umherzogen und von dem aßen, was ihnen die Natur reichlich bot. Das Leben erforderte eine Vielfalt an Fertigkeiten und Kenntnissen. Angesichts der geringen Bevölkerungszahl hatten die Menschen in verschiedenen Regionen der Erde die Freiheit, sich die klimatisch günstigsten Lebensräume zu suchen, wo sie das ganze Jahr mit maßvollem Aufwand vielfältige Nahrung fanden. Nachdem sie satt waren, blieb ihnen viel freie Zeit. Das Leben unter freiem Himmel folgte dem Rhythmus der Sonne, dem Wetter und den Jahreszeiten.
Heute leben die meisten von uns dicht gedrängt in Städten. Einen großen Teil unserer Lebenszeit verbringen wir in geschlossenen Räumen bei künstlichem Licht. Wenn wir uns fortbewegen, tun wir dies oft sitzend in Fahrzeugen. Wollen wir uns zu Fuß bewegen, bleiben uns die Ränder von Straßen, deren spontanes Betreten lebensgefährlich ist und die nur an festgelegten Orten überquert werden dürfen, oft lediglich während kurzer Grünlichtphasen. Wir leben nach Zeitplänen und Uhren in einer Gesellschaft, die daran glaubt, dass der freie Kampf um die billigsten Güter und Dienstleistungen zur besten aller möglichen Welten führt. In diesem Kampf wird die Arbeit immer hektischer und der Konkurrenzdruck immer härter.
Es ist eine Kunst, in der heutigen Welt in Einklang mit der eigenen Natur zu leben.