Während ich diese Zeilen schreibe, bin ich auf dem Rückweg vom Handelsblatt-Bankengipfel in Frankfurt. Der Gipfel, auf dem sich jedes Jahr einige hunderte der wichtigsten Köpfe der Finanzindustrie treffen, ist nicht nur eine der größten Veranstaltungen des Handelsblatts. Er ist auch eine Art Frühindikator für das, was die Wirtschaft in den nächsten Monaten bewegen wird.
Dabei wurde eins sehr deutlich: Die Verunsicherung und Sorgen waren seit der Finanzkrise nicht mehr so groß wie heute. Verunsicherung, weil die Bilanzen der Unternehmen sowie die Frühwarnsysteme der Banken die große Krise noch nicht zeigen. Sorge, weil viele ahnen, was auf die deutsche Wirtschaft zukommt.
Zwar beschworen Banken-CEOs in Frankfurt auf offener Bühne immer wieder die Resilienz der deutschen Wirtschaft. Bei vertraulichen Gesprächen aber wurde klar: Diese Krise ist anders als Corona und als die Finanzkrise. Die steigenden Energiepreise treffen die Wirtschaft ins Mark:
Fast jedes zehnte mittelständische Industrieunternehmen hat einer Umfrage zufolge seine Produktion in Deutschland wegen hoher Preise unterbrochen oder gedrosselt.
Besonders heikel an der aktuellen Lage: Viele Unternehmen sparen an Investitionen in klimafreundliche Technologien und Digitalisierung. Sie sparen also an ihrer Zukunft.
Meine Gespräche vom Bankengipfel mit Deutsche-Bank-CEO Christian Sewing, Bundesfinanzminister Christian Lindner und N26-Mitgründer Valentin Stalf können Sie diese Woche in meinem Podcast Handelsblatt Disrupt nachhören.
Was uns diese Woche sonst noch beschäftigt hat:
Das dritte Entlastungspaket der Ampelkoalition gehörte zu den beherrschenden Themen der Woche: 65 Milliarden Euro ist es schwer – hier lesen Sie, wer mit welchen Entlastungen rechnen kann.
Der historische Zinsschritt der Europäischen Zentralbank (EZB) war erwartet worden: Sie hob am Donnerstag den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte an. Bemerkenswert war, wie selbstkritisch EZB-Chefin Christine Lagarde Fehler eingestand. Das ist ein neuer Ton, nachdem die EZB die Inflationsgefahr monatelang herunterspielte. Das ändert allerdings nichts daran, dass Lagarde vor einer schier unlösbaren Aufgabe steht: Sie soll die Geldwertstabilität sichern – und gleichzeitig das politische Projekt Gemeinschaftswährung zusammenhalten.
Die steigenden Gaspreise treffen die Industrie quer durch alle Branchen. Besonders dramatisch ist die Lage bei den Produzenten von Stickstoffdünger, die gerade reihenweise die Produktion herunterfahren. Schon jetzt fehlen auf dem europäischen Markt rund drei Millionen Tonnen Dünger. Ein weiteres Feld also, in dem unser Kontinent von anderen Regionen abhängig wird. Und eine weitere Geschichte über die beginnende Deindustrialisierung. Einen regelrechten Dünger-Produktionsboom gibt es, Sie ahnen es, in den Golfstaaten, wo Energie noch billig ist.
Die steigenden Preise forderten diese Woche aber auch ein erstes, prominentes Opfer:Der Hygienepapierproduzent Hakle ging pleite, weil das Unternehmen die steigenden Beschaffungskosten nicht schnell genug an den Handel weitergeben konnte. Normalerweise verhandeln Produzenten und Lieferanten die Preise einmal im Jahr. Doch seit die Energiepreise steigen, versuchen Hersteller, vorzeitige Preiserhöhungen durchzusetzen, was nicht allen gelingt. Rewe und Edeka müssen Preiserhöhungen mitunter ausgleichen, um zu verhindern, dass die Deutschen noch weniger einkaufen. Die Industrie steuert daher auf einen historischen Preiskampf zu.
Ein „Lehman-Moment“ drohe dem Energiemarkt, hieß es in den vergangenen Wochen öfter. Was das bedeutet, hat meine Kollegin Catiana Krapp analysiert. Denn die Herausforderungen der Energiehändler sind nicht nur die ausbleibenden Gaslieferungen. Es gibt auch ein billionenschweres finanztechnisches Problem. Strom- und Gashändler überweisen nämlich täglich riesige Summen Geld hin und her. Konkret zahlen Gasanbieter eine Kaution, damit der Gaskäufer sicher sein kann, dass die versprochene Gasmenge auch geliefert wird. Wenn nun aber der Gaspreis am Markt steigt, reicht die Kaution für den Käufer nicht mehr aus, um sich bei einem Lieferausfall Ersatz zu besorgen. In dem Fall muss der Verkäufer Geld nachschießen oder er verliert sein Geld. Und das bringt die Firmen in existenzielle Schwierigkeiten. Und hier geht es – allein in Europa – um ein Volumen von 1,5 Billionen Dollar. Gewöhnen Sie sich schon einmal an diesen komplizierten Vorgang. Wir werden in den nächsten Monaten noch öfter davon hören, fürchte ich.
Das wichtigste Interview der Woche hat mein Kollege Jens Münchrath mit dem Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff geführt. Rogoff fürchtet, dass die aktuelle Krise zur größten Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs werden könnte. Gleichzeitig warnt er vor der „überraschenden Schwäche Chinas, jenes Landes, das die vier Dekaden Treiber der Globalisierung war“. Zu innenpolitischen Lage sagt Rogoff: „Am liebsten wäre mir, Trump würde im Gefängnis landen. Ja, er wird wahrscheinlich kandidieren. Ich glaube aber nicht, dass er gewinnt. Vor allem dann nicht, wenn die Demokraten sich besinnen und eine Kandidatin oder einen Kandidaten der Mitte aufstellen.“
Es ist eine der besten Comeback-Geschichten der deutschen Wirtschaft: Jahrelang war die US-Tochter der Telekom die größte Baustelle des Konzerns. Mehrere Generationen von Managern arbeiteten sich an der Abteilung ab. Das ist Geschichte. Mittlerweile ist T-Mobile, das zeigen Berechnungen unseres Silicon-Valley-Korrespondenten Stephan Scheuer, mit 179 Milliarden Euro das wertvollste Telekommunikationsunternehmen der Welt.
Die Eilmeldung vom Tod der Queen hat Menschen in aller Welt bewegt. Für viele, alt wie jung, war Elizabeth II. eine Konstante in einer immer unübersichtlicheren Welt. Staatschefs kamen und gingen, ebenso zahlreiche Krisen und Katastrophen. Die Queen war immer da. Deshalb ist der Tod von Elizabeth II. gerade jetzt eine Zäsur. „Großbritannien befindet sich in einem historischen Umbruch und ist zugleich innerlich zerrissen“, kommentiert London-Korrespondent Torsten Riecke. „Das Land, noch immer verfangen in einer melancholischen Nostalgie imperialer Größe, sucht nach dem Brexit, den die Hälfte der Briten nach wie vor ablehnt, seinen neuen Platz in der Welt.“ Eine heikle Lage, denn hinzu kommen zweistellige Inflationsraten, das Land steht vor einer drohenden, langen Rezession. Und es wird erst seit wenigen Tagen von einer neuen Premierministerin geführt, die sich erst mit anderen Nationen überworfen hat und mit ihrer Wirtschaftspolitik die Probleme eher vergrößern als lösen dürfte.
Die Energiepreise, die Lieferkettenprobleme und auch die Konsumentenzurückhaltung sind #instant, die Zahlen der staatlichen Statistiken und der Unternehmensbilanzen sind von #gestern - in normalen Zeiten zu vernachlässigen, in disruptiven Situationen - und wir lernen gerade, dass das auch kriegerische Auseinandersetzungen sein können - werden die veralteten Informationen zu fatalen Fehlentscheidungen führen - in Politik wie Wirtschaft. Es braucht jetzt wieder der intuitiven und lebenserfahrenen Unternehmer - die gibt es kaum noch, und wenn, dann werden sie durch die Regulatorik und Bürokratie kastriert.
insofern ist Ihre Forderung absolut zu unterstützen: "Es ist richtig, dass Deutschland über Hilfsprogramme diskutiert. Dringender noch als Milliardenhilfen braucht die deutsche Wirtschaft in dieser Situation aber einen #Zukunftspakt, ein echtes #Wachstumsprogramm. Dazu gehört eine Senkung der Unternehmenssteuern genauso wie ein echter Abbau von #Bürokratie – den die Ampel-Regierung versprochen, bislang aber immer weiter verschoben hatte. "
Besonders fatal sind jetzt die staatlich begleiteten Verzögerungen bei #Digitalisierung und #Erneuerbaren - wir hätten schon viel weiter sein müssen, um #Resilienz zu gewährleisten.
Die Energiepreise, die Lieferkettenprobleme und auch die Konsumentenzurückhaltung sind #instant, die Zahlen der staatlichen Statistiken und der Unternehmensbilanzen sind von #gestern - in normalen Zeiten zu vernachlässigen, in disruptiven Situationen - und wir lernen gerade, dass das auch kriegerische Auseinandersetzungen sein können - werden die veralteten Informationen zu fatalen Fehlentscheidungen führen - in Politik wie Wirtschaft. Es braucht jetzt wieder der intuitiven und lebenserfahrenen Unternehmer - die gibt es kaum noch, und wenn, dann werden sie durch die Regulatorik und Bürokratie kastriert. insofern ist Ihre Forderung absolut zu unterstützen: "Es ist richtig, dass Deutschland über Hilfsprogramme diskutiert. Dringender noch als Milliardenhilfen braucht die deutsche Wirtschaft in dieser Situation aber einen #Zukunftspakt, ein echtes #Wachstumsprogramm. Dazu gehört eine Senkung der Unternehmenssteuern genauso wie ein echter Abbau von #Bürokratie – den die Ampel-Regierung versprochen, bislang aber immer weiter verschoben hatte. " Besonders fatal sind jetzt die staatlich begleiteten Verzögerungen bei #Digitalisierung und #Erneuerbaren - wir hätten schon viel weiter sein müssen, um #Resilienz zu gewährleisten.