LEIB
Der Definition zufolge ist der Leib eingebettet in Kontext und Kontinuum. Er ist definiert als die Gesamtheit aller sensorischen, motorischen,emotionalen, volitiven, kognitiven, und sozial-kommunikativen Schemata bzw. Stile in ihrer aktualen, intentionalen (d.h. bewussten und subliminal-unbewussten) Relationalität mit dem Umfeld und dem verleiblichten, als differentielle Information mnestisch archivierten Niederschlag ihrer Inszenierungen. Das Zusammenwirken dieser Inszenierungen konstituiert als Synergem den informierten Leib, das personale Leibsubjekt (Hilarion Petzold).
„Leib“ besagt nichts anderes, als dass wir Mittelpunkt einer je eigenen, personalen leiblichen Welt sind, die wir sinnlich realisieren: Wir erleben uns, uns in der Welt, die Welt mit unseren Sinnen (Maurice Merleau-Ponty).
Diese Version von Leibphilosophie vermittelt keine romantische, harmlose Perspektive menschlicher Sinnrealisation: Dafür sorgen nicht zuletzt die Berücksichtigung der Arbeiten von Michel Foucault. Demnach ist Leib immer eingelassen in kulturelle Prozesse, in gesellschaftliches Kräftespiel, in „anonyme Diskurse”, „Dispositive der Macht” und „Wahrheitsspiele”, in denen sich die
Subjektkonstitution vollzieht.
Foucault thematisierte insbesondere auch die Zurichtung des Leibes, seine Verdinglichung, sein Ausgesetztsein, sein Ausgeliefertsein an Macht und Gewalt. Leib bezeichnet den ultimativen Ort der Gewalt, wie auch die Aspekte von Lust und Begehren.