Let there be smile

Let there be smile

Vor einigen Wochen war ich bei einer Veranstaltung, in der man besser nicht in der ersten Reihe sitzt. Unweigerlich wird man in die Show mit einbezogen, „der Herr hier vorne, wie heißen Sie, ach, Eckhard, ja kommen Sie doch mal auf die Bühne“. Und kann dann unter allgemeinem Applaus die Bespaßung des Publikums ergänzen. Mehr oder weniger peinlich.

Aber es war anders. Zwar hatte ich mit meiner Frau naiverweise tatsächlich einen Randplatz in der zweiten Reihe gebucht. Und tatsächlich wurden wir – im Nachhinein vielleicht wenig überraschend – auf die Bühne gebeten. Doch wurden wir dort einfühlsam und freundlich in Empfang genommen. Keine Peinlichkeit, eine charmante Teilnahme an der Performance.

So ging es den ganzen Abend weiter. Welche Zuschauer auch in die Show einbezogen wurden, alle bekamen ein authentisch wirkendes Kompliment zu hören, wurden mit fühlbarem Lächeln begrüßt, begleitet und verabschiedet. Selbst kleine Pannen und Ungeschicklichkeiten der Laiendarsteller führten zu positiven Äußerungen.

Über dem ganzen Umgang schien ein Lächeln zu liegen. Es war weniger die fröhliche Grundstimmung, mit der ich am Ende der Veranstaltung den Saal verließ. Es war auch nicht die schöne Erinnerung, die am nächsten Tag ein Thema am Frühstückstisch war. Es war der Eindruck, dass es dem Conférencier gelungen war, jeden aber auch jeden Satz mit einem positiven Grundton zu versehen.

Eine große Leistung, wie ich bei dem in den nächsten Tagen durchgeführten Selbstexperiment feststellen musste. Nein, es fiel mir gar nicht leicht, jedem Satz ein aufmunterndes, wertschätzendes oder sonstwie motivierendes Wort mitzugeben. Überall einfließen zu lassen, dass in der Aktion meines Mitmenschen, in seinen Äußerungen oder seinem Verhalten zumindest ein positiver Kern sein müsste.

Das hat ja nichts damit zu tun, dass man alles richtig findet. Auch nicht damit, dass man kritiklos Verfehlungen aufnimmt. Aber mit dem Grundgedanken „von den hundert Vokabeln sind nur zehn richtig, aber das ist doch ein guter Anfang und mit Energie schaffst du die restlichen neunzig auch noch“ lässt man sein Gegenüber doch eher lächeln als mit einer barschen Konfrontation seiner Minderleistung.

Und genau in dem Sinne mache ich mich auf und sage mir „von den dreiundzwanzig Sätzen, die ich heute geschrieben habe, sind zwar nur zehn wirklich positiv, aber das ist doch ein guter Anfang und mit Energie optimiere ich die restlichen dreizehn auch noch.“

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