Vom Nutzen der Maskerade
Harlekin, Brighella und tolpatschiger Knecht, Colombina, Dottore und Pantalone – die Schauspieler der Commedia dell’Arte im alten Italien kamen mit immer dem gleichen Personal auf die Stegreif-Bühne. Langweilig? „Offenbar nicht. Die Commedia dell’Arte hielt sich in Italien vom 16. bis ins 18. Jahrhundert und übt bis heute Einfluss auf Film und Theater aus. Ihren Witz bezogen die häufig spontan erfundenen Stücke ganz einfach daraus, dass sich die Typen des Spiels in immer neuen Situationen bewähren mussten. Und von denen gab es genug – die Straßenkomödie hatte direkten Bezug zum Leben der Zuschauer“, schreiben Bettina Weßelmann und Johannes Wiele.
Die beiden Autoren sehen Parallelen zur IT-Sicherheit, denn auch auf diesem Feld trifft man immer auf die gleichen Typen, die bestimmten Rollenzwängen unterliegen. Etwa der IT-Chef oder der Datenschützer, die beide sofort die Rote Karte zeigen, wenn man auf Dienste wie Zoom setzt, die nicht alle Anforderungen der eigenen Sicherheitsphilosophie erfüllen. Fragt man nach Alternativen, folgt häufig ein Achselzucken. Viele ITler wissen häufig nur, was nicht geht. Und schwups landen wir in den Klischees, die in täglichen Erlebnissen gar nicht so klischeehaft sind.
Im Sicherheitstheater treten Figuren wie CIOs, Admins, Datenschützer, Finanzvorstände und Vorstandschefs auf – letztere häufig nicht so mit Kompetenzen in IT-Fragen ausgestattet – wieder ein Klischee. Es ist wohl wahr, wenn Weßelmann und Wiele schreiben, dass ein großer Teil ihres Verhalten von Rollen bestimmt sind. Es käme so manchem schwierigen Projekt sehr zugute, wenn sich die Akteure der jeweiligen Aufführung diese Tatsache bewusst machen und entsprechend handeln würden. (Nicht nur) „ein kontroverses Meeting kann pures Theater sein – und zuweilen sollte man es tatsächlich so angehen, statt Widerstände persönlich zu nehmen und den Zorn darüber auf die ‚gegnerischen‘ Individuen zu richten.“
Welches Theater oder welche Maskerade bevorzugt Ihr?