Not macht erfinderisch
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Not macht erfinderisch

Seit ich dazumal in die Welt der Erwachsenen eingestiegen bin, hatte ich noch nie mehr als den Mindestlohn oder sogar weniger verdient, im Durchschnitt. Es gab Zeiten in denen mich das mehr störte und Zeiten, in denen ich es kaum bemerkte. Ich hatte immer mehr oder weniger alles, was ich brauchte.

Was mir jedoch rückblickend auffiel, ist, dass ich mir nicht nur Dinge nicht leisten konnte, die sich andere leisten konnten, wie Ferien, ein Auto, eine eigene Wohnung usw., sondern dass ich auf anderer Ebene womöglich viel mehr davon profitierte als diese Menschen, die sich scheinbar alles leisten konnten.

Denn ich stellte fest: Je näher ich am “Abgrund” stand, desto mehr war ich “gezwungen” aktiv zu werden und Lösungen zu finden.

Und da ich oftmals nicht nur finanziell schwierig stand, sondern auch des öfteren noch Projekte und (Schauspiel-)Aufträge annahm, die mir sehr wenig oder gar nichts einbrachten, war ich doppelt gefordert, dass die Dinge trotzdem weiterlaufen und Form annehmen.

Dadurch wurde mir klar, dass dieser Druck nicht nur schlecht war, sondern mir auch eine extrem tolle Chance gab an mir selbst und an den Herausforderungen zu wachsen.

Aber eigentlich geht es hier weniger um mich. Ich wollte nur ein Beispiel aus der “Realität” dazu geben.

Denn man kann dieses Phänomen auch sonst überall finden.

Jeder “Self-Made-Man” sagt nämlich genau dasselbe: “Wenn du nicht mindestens schon einmal pleite gegangen bist, bist du kein richtiger Unternehmer!”, kann man aus einer solchen Richtung hören.

Ihr hört das natürlich schon heraus, dass da eine extrem existenzielle Note mitschwingt! Denn wenn man pleite geht, ist das mit Sicherheit kein Zuckerschlecken. Auch wenn zwar das heutige Geld kaum noch eine «reale Existenz» hat, sondern viel mehr Zahlen im Computer sind, mit denen wild gehandelt, geschachert und gezockt wird auf dem Weltmarkt, so kann man als Einzelner doch ganz schön in die Bredoullie geraten, wenn man sich nicht abgesichert hat, und im schlimmsten Falle noch ein eher labiles Gemüt hat.

Denn auch wenn der Spruch oben so locker-flockig daherkommt, so gab es wahrscheinlich schon mehr Selbstmordversuche aufgrund von Pleitefällen, als man es vielleicht hören möchte.

Aber lassen wir jetzt die unnötige Angstmacherei aussen vor, denn das wäre am Ziel vorbei geschossen. Trotzdem sollte man sich bewusst sein, auf was man sich bei solch einem Unternehmen einlässt; physisch und psychisch.

Zurück zur existenziellen Note; denn die scheint trotzdem ein Schlüssel zu sein!

Meanwhile in Africa...

Wenn die (moderate) «existenzielle Bedrohung» nicht mitspielt, wird man wohl kaum allzu grosse Ambitionen mit seinem Vorhaben pflegen. Man wird vielleicht schon versuchen, dass es läuft. Alles relativ gut planen, relativ gut umsetzen und dann sich relativ gut drum kümmern, dass es irgendwie selbsttragend wird.

Aber wenn das Risiko zu klein ist, dann wird man nie «alles geben»! Man setzt nicht alles daran, dass es zustande kommt. 

Ich kenne das tatsächlich auch aus meinem Umfeld von Menschen, die genügend Knete und tausend Ideen haben, alle mal anfangen und auch sofort umsetzen können, aber keinerlei Biss haben, es durchzuziehen, komme was wolle!

Ich muss hier mal zwischenschalten, dass ich eigentlich überhaupt kein wirtschaftlich denkender Mensch bin, noch am ehesten ein unternehmerisch denkender. Aber es geht mir im Kern auch eher weniger um einen wirtschaftlich/unternehmerischen Erfolg. Denn ich beobachte genau das gleiche Phänomen, bei der Umsetzung der eigenen Berufung oder des Seelenwegs!

Auch wenn natürlich die Reise sinnvoller und vielleicht auch «von oben gestützter» wird, wenn man seinem Lebensweg folgt, so wird man doch sehr wahrscheinlich ein paar unangenehme oder schwierige Hürden zu nehmen haben, die nicht einfach mit Links zu nehmen sind. Und da wird genau das gleiche Prinzip vorkommen.

Wenn man nicht bereit ist, diese (existenziellen) Hürden zu nehmen, die das gesamte Leben verändern, dann wird sich kaum etwas wirklich ändern. Man hat vielleicht immer die Vision vor Augen von der Berufung oder dem Seelenweg, was ein schöner Gedanke ist, aber leider nicht Realität wird, wenn wir nicht zumindest die rudimentärsten Entscheidungen in diese Richtung anfangen zu treffen.

In meinem  eBook zur Heldenreise wird dieses Stadium ziemlich ausführlich beleuchtet, ebenfalls bei « Bullshit-free Life» und den  Videos zur Heldenreise. Es ist das Phänomen des «Rufs» bzw. des «Übergangs über die Schwelle». Wenn wir wissen, was wir eigentlich zu tun hätten, ist die Chance am grössten, dass wir uns davor drücken. Vielleicht aus Angst vor den ungewissen Konsequenzen, vielleicht aus Bequemlichkeit, vielleicht weil man sich an die Vergangenheit klammert. Was auch immer es ist, es ist ein Akt des Mutes, sich in die «existenzielle Not» zu stürzen, in die das alte Leben bedrohende Situation.
(Content wird in den nächsten Wochen veröffentlicht, falls noch nicht verfügbar)

Somit spielt es eigentlich gar keine Rolle, in welcher Situation man nun mit diesem Problem zu tun hat, es ist überall das gleiche.

«Wer nicht wagt, der nicht gewinnt

Und nicht nur dadurch gewinnt, dass etwas klappt, sondern womöglich auch, dass man Erkenntnisse darüber gewonnen hat, was eben nicht klappt. Aber das Wagen am Anfang bleibt das Essenzielle!

Aus schweizer Sicht, sind wir leider ein Volk aus vielen Konformisten geworden. Genau aus diesem Grund.

Uns geht es «zu gut»!

Auch wenn wir etwas wagen, dann machen wir es oft so, dass es trotzdem kaum ein (existenzielles) Risiko für uns birgt. Wir verdienen genug mit einem normalen Job. Im schlimmsten Falle verlieren “nur” jahrzentelang Erspartes, wenn das Wagnis schief geht. Ebenfalls haben wir eine sehr geringe Arbeitslosenquote und müssen somit auch kaum Angst haben, dass wir danach keinen Job mehr finden würden.

Einige verwerfen hier wahrscheinlich die Hände und lamentieren, dass es sehr wohl sehr schlimm ist, wenn man so viel Geld verliert! Klar ist das nicht “toll”. Aber für uns in der Schweiz ist das nur so schlimm, weil viele nie echtes existenzielles Leid erfahren haben und damit eigentlich gar keine Ahnung davon haben, was existenzielle Not wirklich bedeutet! Und da nehme ich mich nicht heraus.

Egal wie wirs drehen oder wenden, wir kommen immer mit einem blauen Auge davon. Im Härtefall kriegen wir immernoch Sozialhilfe von ca. Fr. 2’500.-/Monat, was einfach purer Luxus ist, auch wenn mir hier einige vehement widersprechen werden. In Deutschland bekommt ein Hartz4-Empfänger gerade mal 800.- Euro... lasst das mal ein wenig wirken.

Wir sind also wirklich ein Volk von Menschen, die «alles haben». Menschen die alles haben, müssen somit nichts mehr leisten. Leuchtet irgendwie ein, oder?

Ist vielleicht ein wenig extrem formuliert, aber ich glaube, ihr versteht, worauf ich hinaus will.

Lasst uns aber wieder den wirtschaftlichen Aspekt ein wenig vergessen. Denn es geht viel weniger darum, sondern um das, was wir zu leisten bereit sind, wenn es um etwas geht, dass uns wirklich wichtig ist!

Sind wir bereit alles dafür zu geben, damit wir in diesem bestimmten Thema weiterkommen? Dass wir uns durch das Problem durchkämpfen? Dass wir uns endlich entscheiden für etwas anderes? Auch wenn es uns in unseren Grundfesten, in unserer Existenz, unserer «Sicherheit» erschüttert?

Klar, kann und sollte man solche Schritte nicht in jedem Stadium vollziehen. Vorallem wenn man noch mit psychischen Phänomenen zu kämpfen hat. Aber zumal dann diese wohl das nächste Thema sind und ebenfalls existenziell geladen sind, so kann und/oder sollte man sie trotzdem bearbeiten. Vielleicht besser mit adäquater Unterstützung, als dass man sich hier in des Hydras Schlund wirft.

Aber ich glaube, ihr versteht, worauf ich hinaus will. Denn ich möchte den Bogen zurückmachen und behaupten, dass wenn man nicht gerade mit Depression oder dergleichen zu kämpfen hat, sich durchaus ein wenig (oder ganz) aufs Glatteis bewegen darf.

Erst dann wird man nämlich lernen, wie man wirklich damit umgeht. Man kann noch so viele Kurse besucht haben, man wird erst wirklich wissen, wie es sich anfühlt, wenn man eine Deadline im Nacken hat oder der Kontostand langsam runterzählt und man eine Lösung dafür finden muss.

Und wenn man es schafft, dass man in solchen Situationen sich nicht beirren lässt und lernt einen kühlen Kopf zu bewahren, dann hat man die Chance weit über sich selbst hinaus zu wachsen und «unmögliches möglich» zu machen, ums mal ganz cheesy auszudrücken.

Dann wird man wahrlich erfinderisch, ein “Notfall-Genie”, ein Lebenskünstler.


Take the leap (of faith)!

Elke Steinlechner

Psychoanalytikerin (WPV/IPA) Klinische Psychologin, Kinder - und Jugendlichenpsychoanalytikerin

5 Jahre

Das Foto in Zusammenhang mit dem Text ( Ihre eigenen Erfahrungen ) könnte man in den falschen Hals bekommen. Ich gehe "mal" davon aus,dass das nicht beabsichtigt ist...

ja!!!!

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