Medientraining: Vom Bundespräsidenten lernen

https://tvthek.orf.at/profile/ZIB-2/1211/ZIB-2/14127432/Van-der-Bellen-zu-Folgen-des-Ukraine-Krieges/15123750%20

Hier kann man sich anschauen, wie der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen sein vermutlich bestes Interview in einer vermutlich schwierigsten Situation gibt. Was kann man daraus lernen:

• Sei ausgeschlafen, präsent und fokussiert. Dieses Gefühl hat man nicht immer bei unserem Bundespräsidenten. In diesem Interview jedoch ist er voll am Punkt.
• Unangenehme Fragen/1: Entwaffne wirklich unangenehme Fragen gelassen mit einem Lächeln und verschiebe das Thema sofort woanders hin, auch durch Zurückfragen. VdB reagiert auf Fragen nach persönlichen Fehlern in der Vergangenheit (Einschätzung Putins, Verharmlosung der Krim-Okkupation usw.) gelassen und fragt, was das denn heute helfe. Er bleibt keine Sekunde in der Vergangenheit, sondern zieht den Gesprächsinhalt sofort ins Jetzt und suggeriert in Tonalität und Mimik, dass es unangebracht bis kindisch sei, jetzt in der Vergangenheit nach Fehlern zu suchen.
• Unangenehme Fragen/2: Gehe auf die Meta-Ebene, betrachte das Geschehen vom Weltraum und kommentiere es freundlich. VdB wurde nach seiner Wiederkandidatur gefragt und gab lachend zurück: "Nice try!"
• Unangenehme Fragen/3: Lasse wen anderen stellvertretend für Dich antworten, bzw. verwende eine Zitat als Antwort (wenn die Frage antizipierbar war): VdB wurde gefragt, ob ihm der Job noch Freude mache. Seine Antwort? Am besten ansehen - Ende des Interviews. Er lacht auf und zitiert einen deutschen Ministerpräsidenten, macht ihn sogar sprachlich und nonverbal nach - und das alles noch sehr sympathisch: "Politik macht nicht Spaß, sondern Sinn."

Dieses Interview zeigt, dass Van der Bellen in seiner Rolle als politischer Staatsmann angekommen ist, und eigentlich für weitere, größere Aufgaben prädestiniert wäre.