Meine zehn besten Uhrenneuheiten des Jahres 2016 – ein persönlicher Rückblick
Das Jahr 2016 beendete einen fast siebenjährigen Boom in der Uhrenindustrie. Nach zweistelligen Zuwachszahlen, angesichts derer jede uhrmacherische Torheit als wegweisendes Erfolgsmodell schien, ist urplötzliche Ernüchterung eingetreten. Zwar scheint der Angriff der Smartwatches vorerst zurück geschlagen, aber die Kaufverweigerung der asiatischen Kundschaft hat die Umsätze dramatisch einknicken lassen. Aber die Uhrenindustrie ist krisengewohnt und die ersten Antworten sollten uns Käufern gefallen – Klassik und hochwertige Technik stehen wieder im Angebot.
#10 Seiko Presage
Die Japaner haben sich erst mit etwas zeitlicher Verzögerung auf den international boomenden Mechnikmarkt gewagt. Schließlich war es Seiko mit der ersten industriell gefertigten Quarzuhr, die das Phänomen lostraten, das in Japan als Quarzrevolution und in der Schweiz und Deutschland als Quarzkrise in die horologischen Geschichtsbücher eingegangen ist. Die Kollektion Presage bietet hochwertige Mechanik zu einem vergleichsweise günstigen Preis und passt so hervorragend in die Zeit. Diesmal scheint das Timing zu stimmen.
#9 Cartier Drive de Cartier
Das Manko der Uhren des französischen Schmuckherstellers Cartier war immer, dass sie sich an einem deutschem Männerarm immer vergleichsweise unmännlich ausnahmen. Mit einer sportlicheren und wasserdichten Variante Cartier Diver kam man in jüngster Vergangenheit der Sache respektive dem Mann schon etwas näher. Aber dieses Jahr fiel das Votum in der Männerwelt fast einhellig aus: Mit einer Drive de Cartier am Handgelenk kann man(n) sich zumindest sehen lassen.
#8 Junghans Meister Pilot
Einstmals der größte Uhrenhersteller der Welt, musste sich Junghans erst durch eine Insolvenz runderneuern, um sich nun langsam aber sicher und stetig von einer bekannten zu einer begehrten Marke zu wandeln. Keiner zweiten Marke ist das so mit der Rückbesinnung auf Klassiker aus der eigenen Geschichte wie die »max bill« oder die Meisterkollektion gelungen. Und in diesem Jahr kehrte zur Freude vieler Uhrenfans mit der Meister Pilot auch ein Modell wieder in die Kollektion zurück, das bereits als Fliegerchronograph der Bundeswehr Berühmtheit erlangt hat.
#7 Glashütte Original Senator Excellence
Die erfolgreiche Rückbesinnung auf innere Werte demonstriert auch Glashütte Original mit der Senator Excellence. Die anspruchsvolle Namensgebung erfolgt nicht von ungefähr, denn im Inneren schlägt sich ein neues Manufakturwerk Kaliber 36 mit hervorragenden Werten, wie ein UHREN-MAGAZIN-Test ergab. Mittlerweile wurde die vielversprechende Kollektion um ein weiteres Modell mit Panoramadatum und Mondphase ergänzt.
#6 Tutima Seven Seas
Mit der Seven Seas ist der nach Glashütte zurück gekehrten Firma Tutima ein echter Wurf gelungen: Die Dreizeiger-Taucheruhr aus der sogenannten M2-Kollektion, zu der auch der NATO-Chronograph gehört, schließt eine Lücke im Angebot der Glashütter Marken. Mit ihrem Gehäuse und Armband aus Reintitan und einem drei Millimeter starken Saphirglas, verschraubter Krone und verschraubtem Boden hält die Seven Seas einem geprüften extremen Druck von 50 bar spielend stand.
#5 A. Lange & Söhne Saxonia Mondphase
Die Saxonia von A. Lange & Söhne hat sich in den letzten Jahren bereits erfolgreich aus dem Schatten des Klassikers Lange 1 heraus bewegt. In diesem Jahr wurde sie mit dem Langeschen Großdatum und einer Mondphase, welche erst nach 122,6 Jahren um einen Tag abweicht, richtig erwachsen und ist auch optisch nicht mehr übertrieben bescheiden. Ein großer Zentralrotor mit einer Schwungmasse aus Platin verschafft dem automatischen Manufakturwerk L086.5 soviel Energie, dass es sie in nur einem Federhaus für 72 Stunden aufbewahrt. Und dass es die Energie sehr kontrolliert abgibt, beweist der Test im UHREN-MAGAZIN 5/2016.
#4 Rolex Datejust 41 Millimeter
Wertbeständigkeit zählt in unsicheren Zeiten mehr als die Versprechungen aufstrebender Newcomer. Und bei Rolex macht man alles richtig. Neues Werk (Kaliber 3235) mit 70 Stunden Gangreserve, neue Größe (41 Millimeter), vertrauter Auftritt. Wer sich über Langeweile beschwert, kann bei anderen Marken trendige Modelle finden, nach denen sich im nächsten Jahr keiner mehr umdreht.
#3 Tudor Black Bay Bronze
Tudor hat sich in der Formensprache entschieden von seiner Vergangenheit emanzipiert und spricht mit ausgeprägtem Geschmack und geschickter Retrostrategie beim Gehäusedesign erfolgreich eine vermutlich jüngere Käuferschaft an. Aber auch die inneren Werte des neuen Manufakturwerkes MT5601 wissen zu überzeugen, wie ein ausführlicher Testbericht im UHREN-MAGAZIN 1/2017 ergab.
#2 Wempe Chronometerwerke CW 4
Vor zehn Jahren wurde aus dem international vertretenen Juwelierhaus Wempe mit Stammsitz in Hamburg auch ein Uhrenhersteller. Und nicht irgendeiner. Mit dem besuchenswerten Produktionsstandort Glashütte in der dortigen Sternwarte und der parallelen Gründung der bis heute einzigen deutschen Chronometerprüfstelle definierte man seinen Anspruch, zur ersten Riege der deutschen Uhrenhersteller gezählt zu werden. Nun kommt mit dem CW4 das erste automatische Manufakturwerk in der Kollektion Chronometerwerke zum Einsatz und verbindet einen stringent klassischen Auftritt mit werthaltiger Ausstattung.
#1 Rolex Cosmograph Daytona
Im Vorfeld kochte die Gerüchteküche rund um Rolex hoch wie sonst nur bei Neuvorstellungen von Apple aus Cupertino. Von einem völlig neuen Cosmographen war die Rede, mit neuem Gehäuse und neuem Werk – demgegenüber fiel die Neuvorstellung bescheiden aus. Aus Sicht der Fachleute. Aus Sicht der Kunden nicht. Der Chronograph aus Genf steht ganz oben auf der Wunschliste und ist - zumindest in der Edelstahlausführung mit Keramiklünette – nur durch bizarre Aufschläge auf den Listenpreis oder jahrelanges Warten zu erwerben. Das setzt dem Marketing die Krone auf.