Meine Zusammenarbeit mit den Studierenden
Aus dem Karuna Kompass #46 "Mitmachen"

Meine Zusammenarbeit mit den Studierenden

Mitmachen bedeutet oft, das Glücksgefühl zu haben, endlich angekommen zu sein. Nirgendwo wird das deutlicher als bei Laura Schwörer’s Bericht über die Freude an ihrer Arbeit als Bildungsfachkraft. Anstelle in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung zu arbeiten, leistet sie nun Bildungsarbeit an Hochschulen, in Unternehmen und der Verwaltung.

(Dieser Beitrag wurde in der Oktober Ausgabe #46 des Karuna Kompass veröffentlicht, die Ashoka als Gastredaktion gestalten durfte.)

Das Institut für Inklusive Bildung gemeinnützige GmbH wurde im Jahr 2016 gegründet. Laura Schwörer gehört zu den ersten fünf Menschen mit sogenannten geistigen Behinderungen, die vorher in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen tätig waren und im November 2016 ihre dreijährige Qualifizierung zur Bildungsfachkraft erfolgreich abgeschlossen haben. Seit Januar 2022 ist das Institut für Inklusive Bildung eine zentrale Einrichtung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Laura Schwörer leistet Bildungsarbeit an Hochschulen, für Unternehmen, für die Verwaltung und an weiteren Institutionen.  Sie erzählt dabei von ihren eigenen Behinderungserfahrungen und sorgt so für eine Bewusstseinsschärfung innerhalb der Gesellschaft und hilft allen, die eine inklusive Arbeitspraxis entwickeln möchten. 

Hier gibt Laura Schwörer einen Einblick in ihre Arbeit als Bildungsfachkraft  

Wenn die Studierenden durch unsere Bildungsarbeit Barrieren überwinden, entfacht dies ein Lachen wie ein Feuerwerk im Himmel meines Herzens. Sie können in der Welt so vieles verändern und bewegen und es freut mich immer, wenn ich Ihnen etwas mit auf den Weg geben kann. 

Voller Freude beginnt wieder ein Seminar und es sind Studierende des Fleißes da. Zusammen ist die Stimmung wunderbar. Interaktionen leuchten im Weltall des Glücks und die Aufgaben sind klar. 

Ich erinnere mich noch an ein Seminar, in dem es um das Thema inklusive Unterrichtsgestaltung ging. Da hatten die Studierenden auf Lehramt an der Europa-Universität Flensburg die Aufgabe eine barrierefreie Unterrichtseinheit zu gestalten und wir als Bildungsfachkräfte durften jeweils bei einer Veranschaulichung mit dabei sein. Denn diese Unterrichtseinheit wurde wie ein Rollenspiel in jeweils einem Seminarraum von einer Gruppe aufgeführt, bzw. geleitet. Die jeweiligen Gruppen spielten die Lehrkräfte und die anderen Studierenden, sowie auch die Bildungsfachkräfte, die nur teilnahmen, spielten die Schüler und Schülerinnen. 

In der Unterrichtseinheit, an der ich teilnahm, ging es um das Thema Malen für alle. Alle anwesenden Personen mussten sich die Augen verbinden, weil die Gruppe darstellen wollte, wie Malerei auch für Blinde und Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung ermöglicht werden kann. Dafür gab es dann zuerst eine Anleitung bezüglich des Ablaufs und kurz darauf ertönte Entspannungsmusik. Während die Musik lief, sollten wir mit verbundenen Augen etwas zeichnen, was uns gerade in den Sinn kommt. Anschließend sollten wir die Augenverbindung wieder abnehmen und uns in einzelnen Kleingruppen über das Gezeichnete austauschen. Für alle, die nicht so gut sehen können, wurden die erstellten Zeichnungen beschrieben. Anschließend wurden die Ergebnisse über das Gezeichnete und die daraus gewonnenen Erkenntnisse im Plenum vorgestellt. Für mich war das eine spannende Erfahrung, die mich sehr bereicherte! 

In diesem Sinne wurden Barrieren überwunden, indem die leitenden Studierenden zeigten, wie man auch ohne die Wahrnehmung seiner Augen malen kann, indem man stattdessen in einer anderen Dimension sieht und mit den Augen seines Herzens malt. 

Dadurch konnten wir den Studierenden schon vieles mitgeben und es bringt mein Herz zum Leuchten! 

Halten wir zusammen, dann öffnen sich alle Türen. Diese können zu völlig neuen Möglichkeiten führen. Durch Lerneffekte überwinden wir die Hürden der Barrieren, indem wir unser aus Erfahrung gewonnenes Wissen verschenken und vermehren. 

Wenn in den Tälern von den Köpfen der Studierenden neues Wissen eingepflanzt und mit Motivation geerntet wird, dann bringt dies auch die Knospen meiner Emotionen zum Blühen, sodass die Wiese der Entwicklung am Leben erhalten wird. 

In unseren Seminaren machen wir keinen trockenen Unterricht, weil uns Austausch und Interaktion wichtig sind. Denn durch gemeinsames Arbeiten und Gestalten bleibt das Wissen am meisten hängen und kann für die Zukunft etwas bewirken. Deshalb vollziehen wir zwischendurch auch Kennenlern- bzw. Aufwärmspiele, um die Stimmung aufzulockern.

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 Besonders kreative Seminare empfinde ich als Beflügelung. Auch dadurch kann ich meine Beeinträchtigung dann für eine Weile vergessen.

Damals im Jahr 2013 bin ich zur Qualifizierung gekommen, weil ich bereits an einem Vorgängerprojekt namens ,,Meine Welt“ mitgewirkt habe. Dieses fand von 2009 bis 2013 statt und als ich 2009 den Aufruf dazu sah, fand ich die Idee dazu gleich interessant, dass Menschen mit Beeinträchtigung aus der Werkstatt Seminare für Studierende der sozialen Arbeit an der FH Kiel vorbereiten und durchführen könnten.

Eine Weile überlegte ich dann und entschloss mich schließlich dazu, mich dort zu bewerben. Daraufhin fanden dann regelmäßige Treffen mit allen Interessierten statt, weil alle, die mitmachen wollten, angenommen worden sind. Im Herbst des gleichen Jahres gaben wir dann unsere ersten Seminare zum Thema Inklusion. Damals bereiteten mir diese Seminare und die gemeinsamen Erarbeitungen schon so viel Freude, dass ich mir damals schon eine professionelle Fortsetzung wünschte, als noch niemand wissen konnte, wie es sich entwickeln könnte.

Eine Sozialpädagogin der Stiftung Drachensee in Kiel, einer Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigung, rief das Projekt „Meine Welt“ ins Leben und unterstützte uns zusammen mit anderen Sozialpädagogen und -pädagoginnen der Werkstatt.

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Der WDR hat eine wunderbare 4-teilige Serie zur Arbeit des Instituts für Inklusive Bildung gemacht.

Im Jahr 2013 kam dann die glückliche Nachricht, dass sich alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stiftung Drachensee für die besagte Qualifizierung zur Bildungsfachkraft bewerben können. Und ich bewarb mich natürlich sofort!

Gemeinsam bauen wir durch Engagement zueinander Brücken. Dadurch können wir den Wald unseres Geistes mit neuen Bäumen schmücken. Wir sind mit vollem Herzen dabei und hinterlassen dabei keine Lücken, hat das Leben oftmals auch seine Tücken.

 

Mehr Informationen: Das Institut für Inklusive Bildung wurde gegründet von Ashoka Fellow Jan Wulf-Schnabel.

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