Mensch, Robo! Humaniode Roboter als nächstes großes Investmentziel?
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Mensch, Robo! Humaniode Roboter als nächstes großes Investmentziel?


Humanoide Roboter sind Roboter in Menschengestalt. Sie bewegen sich wie wir. Sie handeln wie wir. Und sie tragen ihre Intelligenz im Körper. Sie sind also ein technologisches Abbild von uns. Das ist jedenfalls die Idee. Bisher sind unsere industriellen Abbilder allerdings eher hölzern. Das könnte sich ändern. Denn derzeit tut sich etwas in der Industrie, vor allem dank großer Visionäre. Taugt das Thema für den nächsten Hype in der VC- und Start-up-Szene?

Die Jetsons sind eine glückliche Familie. Liebende Eltern, zwei Kinder, ein Hund und ein humanoider Roboter namens Rosie, der sich um den Haushalt kümmert. Die Jetsons sind eine fiktive Comic-Familie der Kultproduktionsfirma Hanna-Barbera aus dem Jahr 1964. Damals zeichneten die Macher:innen ein Bild, wie sie sich die Welt in 100 Jahren vorstellen. Neben fliegenden UFO-Autos und Reisen ins Weltall gehören dazu auch humanoide Roboter, die vor allem einfache Arbeiten verrichten, wie zum Beispiel als Kellner, Mechaniker oder eben als Haushaltshilfe. Die Jetsons spielen also im Jahr 2064 - noch 40 Jahre von heute entfernt. Ist der Einsatz von Robotern realistisch?

Die großen Technikvisionäre preschen vor

Die gute Nachricht ist, dass das Thema Humanoide Roboter in den letzten Jahren einen großen Sprung nach vorne gemacht hat. Angetrieben von den Errungenschaften der künstlichen Intelligenz und von Elon Musk. Wieder einmal ist es der Tech-Visionär, der unter dem Dach von Tesla seine Ambitionen auf diesem Gebiet vorantreibt. Optimus heißt das Projekt, das zu Beginn dieses Jahres erfolgreich Wäsche falten konnte; wenn auch nur ferngesteuert.

Musk und sein Team sind in der Entwicklung schon recht weit – allerdings noch nicht über das Test- oder Prototypenstadium hinaus. Ursprünglich wollte Musk schon im vergangenen Jahr erste Versionen verkaufen. Daraus wurde nichts. Neues Ziel für die Massenproduktion ist nun 2027.

Musk bekommt Druck von hinten, denn ein anderer Tech-Visionär hat erst vor wenigen Wochen angekündigt, ebenfalls in diesen Bereich zu investieren: Jeff Bezos investierte neben anderen bekannten Namen wie OpenAI, Microsoft oder Nvidia in das Roboter-Start-up Figure AI. Das Unternehmen konnte damit rund 675 Millionen US-Dollar einsammeln und sprang in der Bewertung direkt auf über 2 Milliarden US-Dollar.

Figure AI ist ein sehr junges Unternehmen. Erst im vergangenen Jahr suchte es in seiner ersten öffentlichen Finanzierungsrunde nach Investoren. Auf dert Website agiert das Unternehmen sehr offensiv: In seinem „Master Plan“ adressiert Gründer und CEO Brett Adcock direkt das grassierende Problem des Mangels an Fachkräften. Und baut die Vision auf, dass wir auch für unser zukünftiges Leben im All eine neue Arbeitskraft brauchen würden.

 

Humanoide Roboter als neues Investmentziel?

Auch Amazon hat in künstliche Intelligenz investiert. Und erst vor wenigen Tagen bekannt gegeben, dass es nun auch humanoide Roboter in seinen Lagern einsetzen wird. Der Roboter namens Digit soll Behälter von einem Regal auf ein Förderband bewegen. 10.000 Stück will der Hersteller Agility Robots davon bauen. Ein realer, sehr weltlicher Use Case, der natürlich die Frage aufwirft: Wie attraktiv ist die Branche für Investoren und Start-ups?

Für den Bereich der humanoiden Roboter können wir nur die Rekordinvestitionen der letzten Wochen als Anhaltspunkt nehmen. Das zeigt: Es ist viel Geld im Markt.

Und wenn wir uns zur Einordnung den Gesamtmarkt für Roboter anschauen, sehen wir, dass die Branche insgesamt sehr robust ist. Mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von knapp 19 Milliarden US-Dollar liegt das Jahr 2023 nur unwesentlich unter dem Niveau von 2019 – und das trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds. Parallel zur gesamten Investitionsbranche liegt das Investitionsniveau laut dem Branchenportal The Roboreport aber noch unter den Rekordwerten von 2020 und 2021.

 

Robotik in Deutschland: geübte Praxis

Zurück zu den humanoiden Robotern und ihren Einsatzgebieten. Das geht natürlich weit über den häuslichen Bereich hinaus. Und so blicken wir auf Deutschland und unsere hiesige Industrie. So hat BMW bereits angekündigt, Humanoide Roboter von Figure AI in der Automobilproduktion einsetzen zu wollen. Die Branche ist mit Robotern vertraut. Schließlich werden Schweiß- und Montagearbeiten schon seit Jahrzehnten von Roboterarmen übernommen. Unter anderem vom Augsburger Konzern Kuka, der übrigens vor einiger Zeit vom chinesischen Midea-Konzern übernommen wurde. Und auch ein anderes Roboter-Start-up ging nach China: Franka Emika wurde für 33 Millionen Euro an das chinesisch-deutsche Unternehmen Agile Robots AG verkauft. Eine Gesellschaft, die von chinesischen Institutionen kontrolliert sein soll.

Blicken wir von Augsburg nach Berlin: In Sachen Robotik gibt es in der Hauptstadt zahlreiche Start-ups, die den Einsatz der künstlichen Helfer weiter vorantreiben wollen. Und auch wenn es in der Hauptstadt nicht direkt eine große Industrie für humanoide Roboter gibt, ist sie im universitären Bereich sehr gut aufgestellt. So können Studierende an der Hochschule für Technik den Bachelorstudiengang „Humanoide Robotik“ belegen und so die Grundlagen in diesem Bereich erlernen.

 

Fazit: Humanoide Roboter wachsen noch – und das ist gut so

Das Feld steckt noch in den Kinderschuhen. Und trotz hoher Investitionen in verschiedene Leuchtturmunternehmen bietet der Gesamtkomplex Humanoide Robotik noch viel Raum für Innovationen und Investitionen. Schließlich sind die Anwendungsbereiche vielfältig. Auch wenn Investitionen in Hardware immer mit mehr Risiko und Entwicklungsarbeit verbunden sind: In Deutschland können wir auf einer guten Basis aufbauen.

Die Roboter-Haushälterin Rosie der Jetsons war übrigens die gute Seele der Familie. Sie tröstete und hielt den Haushalt zusammen. Ist es das, was wir wollen?

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